Das Modell wird nicht mehr hergestellt. Seit Jahren nicht. Und nie wieder, so habe ich die Ausführungen von Brooks verstanden bei einer Präsentation. Und meine Vorräte sind aufgebraucht, alle Paare, derer ich noch habhaft werden konnte, sind in Nutzung und ihre Lebensdauer absehbar beendet.
Ich stehe vor einem Problem, das ich viele Jahre nicht hatte: Ich brauche neue Laufschuhe. ABER WELCHE???
Kurzer Abriss meiner Laufschuhlaufbahn. Ich begann nach einer Beratung beim Laufschuhgeschäft mit den üblichen Metern auf dem Laufband inklusive Filmens mit einem Saucony Jazz. Rot, mehr weiß ich jetzt auch nicht mehr. Ich las dann vor mehr als zehn Jahren die „Trainingsbibel für Triathleten“ von Joe Friel, in der zum Laufen viel stand. Gemerkt habe ich mir: Hohe Frequenz und kurze Schritte. Wie ich dann an DEN Schuh geraten bin, weiß ich so recht schon gar nicht mehr, aber offensichtlich kam ich gut klar. Alle Läufe, die ich je in persönlicher Bestzeit gelaufen bin bis zur 50km-Distanz bin ich in ihnen gelaufen.
Warum ich da so gut mit klar komme, hatte ich damals auch in diesem Blogbeitrag verwurstet: Barfuß laufen. Natürlich in den Knochenbruch. In der Zwischenzeit haben sich natürlich doch ein paar andere Modelle dazugesellt. Vornehmlich, weil ich bisweilen auch mal sehr lange Läufe im Wald gemacht habe. Da war dann, vor allem in Vorbereitung für meinen ersten und bislang einzigen 100km-Lauf etwas mit mehr Dämpfung vor allem für die Abwärtspassagen enorm hilfreich. Die Trailvariante meines Lieblingsschuhs war da nicht so hilfreich, wie ich bei dem 63km-Lauf in den Knien merkte.
Aber von den grob überschlagenen mehr als 10.000km, die ich in meinem Leben im Training und in Wettbewerben zurückgelegt habe, war DIES MODELL mein zuverlässiger Begleiter. Ich war zufriedenes Opfer der Natural Running Bewegung, gefördert durch das immer noch lesenswerte Buch „Born to run“. Nun ist er bald fort und guter Schuh ist teuer.
Laufschuhe – und es wird aus meiner Perspektive der steten Beteuerung der Hersteller ob der Forschung nicht anders werden – sind Moden unterworfen. Zum Teil der der Ästhetik aber vor allem der der Idee dahinter. Als die ersten Modelle des Herstellers Hoka bei Wettbewerben auftauchten, dachten wohl die meisten, da käme jemand mit Arbeitsschuhen auf Steroid. Heute haben quasi alle Hersteller vornehmlich Schuhe mit hoher Sohle im Angebot, nicht wenige sehen aus wie ein Hoovercraft.
Würde ich heute mit dem Laufen beginnen, würde ich vielleicht bei so einem Schuh landen und in zehn Jahren fragen, wo ich so einen herbekomme, wenn alle wieder bei der nächsten technischen Mode sind (Carbonlagen, ick hör dir trapsen). Nun bin ich aber voll in die Phase des Barefoot-Natural-Zero-Drop-Schuhs geraten. Stockholm-Syndrom, angepasster Körper, tatsächlich das Beste – ich will da eigentlich bei bleiben.
Also fragt man Menschen, die gefühlt jedes neue Modell seit Jahren tragen und wissen könnten, was ich alternativ nehmen kann. Sagen wir so: Die Ausbeute ist dürftig. Spezialanbieter, einzelne Modelle. Hmpf. In der Zwischenzeit musste ich aber dennoch aktiv werden, denn es gab mit den von mir geschätzten xtris Triathlon-Wettbewerbe, für die ich was brauchte. Und es gab die Möglichkeit, Modelle zu testen, die ich selber eher nicht in Betracht zöge.
Was also sind die Erkenntnisse aus mehreren Monaten mit einem neuen Laufpark? Einen Test würde ich das nicht nennen, denen stehe ich seit jeher mit Skepsis gegenüber, zumindest bezüglich der Eignung für einen selber. Klar, Haltbarkeit oder ob der Schnürsenkel schnell reißt – das lässt sich schon einschätzen von jedem. Aber was gut sitzt an einem Fuß, schmerzt am anderen. Für alle Senkspreizfüßler mit Größe US12, Gewicht von 80+ Kilogramm und meinem Laufstil stehe ich für spezifische Fragen zur Verfügung.
Ansonsten: Keine Empfehlung, aber vor allem schon gar keine Warnung. Wäre meines Erachtens unangebracht. Die Verarbeitung aller von mir hier erwähnten und genutzten Modelle hingegen kann ich uneingeschränkt loben, da ist mir bei keinem über die Zeit etwas aufgefallen. Die Reihenfolge der Kurzportraits folgt aber tatsächlich der Einstufung, wie gerne ich den Schuhe laufe.
#1 Brooks Pure Connect. Mein Goldstandard.
Er wird nicht mehr produziert. Schnüff. Deswegen geschwind zu:
Ich brauchte für den Celtman, so viel war mir klar, im besten Falle einen Schuh mit extrem rutschfester Sohle. (Dass ich eigentlich Gummistiefel hätte brauchen können, steht auf einem anderen Blatt). Der von mir mal ausprobierte inov8 mit einer „Graphitsohle“ hatte zwar exakt das, war aber sportlich eng und mir schien das keine gute Idee, damit zu versuchen, einen xtri-Lauf zum Schluss durchzustehen. Da kam dieses Modell und das war dann so, wie man sich das wünscht, man schlüpft rein, die erwünschte Eigenschaft (Griffigkeit) ist da und der gefühlte Unterschied zum eigentlichen Lieblingsschuh gering bis im vertretbaren Rahmen und so, dass man seinen Laufstil gefühlt nicht verändern muss – worauf es mir ja in erster Linie ankommt. Das hat in Schottland auch alles genauso geklappt, der Dreck ist verdient, allein die Schnürsenkel nerven und gingen an meinem Exemplar erst dann nicht mehr ständig auf, als ich diese Schnürung im Bild wählte. Der funktioniert für mich sogar gut auf Asphalt.
#3 Saucony Peregrine 18 PWR Run
Andere Geschichte als der inov Parkclaw, ziemlich ähnliches Laufgefühl, wenngleich etwas klobiger und schwerer. Aber auch: Grip, noch vertretbar leicht am Fuß. Und irgendwie ein Heimkehren zum Jazz, mit dem ich zumindest meinen ersten Marathon 2012 erfolgreich vorbereitet und absolviert habe. Siehe oben.
Damit bewege ich mich für mich in eine Schuhkategorie, die ich kaum kenne, der ich skeptisch gegenüber stehe und alles wird, aber nicht mein Brot-und-Butter-Modell. Der nörgelnde Skeptiker sieht Marketing, übertriebene Versprechungen und so weiter. Aber: Federleicht, kaum spürbar am Fuß, das macht Spaß – wenn man, wie ich finde, die richte Pace hat, um den so zu laufen, wie meine Knochen das möchten. Sie wissen schon, kurze Schritte, hohe Frequenz, gerne 180 und mehr Schritte pro Minute, auch in langsamen Tempi. Schnell laufen fühlt sich damit super an und ich kann dann auch die Sohlenform im Bewegungsablauf ausblenden. Ob ich damit schneller laufe als den ollen Pure Connects – nicht ausprobiert und halte das auch nicht für aussagekräftig. Aber – ich hätte damit zwar künftig keine Allzweckwaffe, aber einen Schuh, der wenigstens eine Art Einheit gut mitmacht: Intervalle und Tempoläufe.
Keine Sprengung, oder so gut wie keine, aber ein Schlauchboot unter den Füßen. Heute versprechen das viele, damals war das nur Hoka: Wie auf Wolken laufen. Also gedämpft, weich, abfedernd. Genau das, was ich brauchte 2015 für den 100km-Röntgenlauf mit garstigen Abwärtspassagen und einer zwangsläufig abbauenden Muskulatur. Eine Sohle, in die gefahrlos reinplumpsen konnte, ohne allzu viele Erschütterungen mitzunehmen. Habe ich im Schlussverkauf dann auch später nochmal erstanden, liegt im Karton bereit, wenn dieses zerschlissene Paar endgültig aufgibt.
# Saucony, Brooks, ONs – diese und jene.
In all den Jahren sammelten sich noch mehr Modelle an, einige würde ich gerne laufen, sind aber so speziell, dass ich das nicht wage (Brooks Pure Drift), andere sind einfach nicht so meines, Saucony Triumpf Isofit. Das sind keine schlechten Schuhe, bewahre, einfach nicht so meins. ONs verstehe ich, aber auch nicht mein Fall.
Nun habe ich zwar nochmal festgehalten, was ich so habe, was ich so ausprobiere und mag. Was ich nicht habe: Einen echten Ersatz für meine geliebten Pure Connect, die ich in allen Farben habe und ernsthaft überlegt habe, als sehr gebrauchte Modelle über ebay aus den USA zu besorgen. Die Wahrheit ist: Ich werde eines Tages einen neuen Brot-und-Butter-Schuh haben (müssen), welcher das sein wird – unklar.
Eine Sohle, in die gefahrlos reinplumpsen konnte, ohne allzu viele Erschütterungen mitzunehmen.
Von Laufschuhen von Brooks liest man nur Gutes. Preislich oft günstiger als von anderen Herstellern und qualitativ genauso gut.
Thorsten, Du schreibst mir aus der Seele. Ich frage mich, warum die meisten Hersteller selbst innerhalb einer Modellreihe in so kurzen Zyklen Veränderungen vornehmen. Täten sie das nicht, könnten sie mich eher als Stammkunden halten. So droht mit jedem „Update“ die Gefahr, dass ich zur Konkurrenz wechsle, erzwungenermaßen.
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du alsbald einen würdigen Nachfolger findest!
@Wolf, ich wünschte, mir ginge das auch so. Gute Schuhe gibt es sicher zig – welche, die meinen Wünschen entgegenkommen dann einfach weniger. Aber ausprobieren kann ich die sicher mal bei Gelegenheit. Muss ja irgendwann eh in einen Laden und mal auschecken.
Als ich neulich (Ende August 22) aus Versehen ohne meine geliebten Newton Gravity verreist bin, habe ich mir aus Verzweiflung ein Paar „Adidas Adizero Adios 6“ gekauft, die unter anderem im Vergleich zu den Newton nur die Hälfte kosten. Mit denen habe ich dann im Oktober einen 70.3 gemacht, bin dann gut durch den Winter gekommen und habe jetzt gerade einen sehr anständigen Halbmarathon damit absolviert.
Ich kann die also uneingeschränkt empfehlen: https://www.runningxpert.com/de/adizero-adios-6-gy0893.html