Samsung überflügelt Apple – der Anfang einer Entwicklung wie bei Computern

 Das Smartphone-Geschäft hat mit Samsung einen neuen Marktführer; Apple rutscht erstmals auf Platz zwei. Mittelfristig dürfte die iPhone-Company ähnlich wie mit seinen Macs eine Hochpreis-Nische besetzen.

Dass Samsung und Apple im Smartphone-Geschäft längst Freund und Feind gleichermaßen sind, haben wir erst in der jüngsten WiWo analysiert: Der Wettstreit zwischen den Koreanern und den Amerikanern markiert den Streit zweier voneinander Abhängiger, weil Samsung nicht nur Rivale von Apple ist, sondern als Zulieferer gleichzeitig auch wichtige Komponenten fürs iPhone produziert.

Wie schnell sich die Koreaner in die Position des wichtigsten Feindes von Apple manövriert haben, macht ein Blick auf die Marktzahlen deutlich. Laut Schätzungen des britischen Marktforschungshauses Strategy Analytics konnte Samsung seinen Smartphone-Absatz binnen eines Jahres gut vervierfachen – von rund sieben Millionen Geräten im dritten Quartal 2010 auf zuletzt rund 28 Millionen. Mehr noch, im jüngsten Drei-Monats-Zeitraum bis Ende September überflügelten die Koreaner damit erstmals den US-Erzrivalen, der nur rund 17 Millionen iPhones absetzen konnten. Damit rangiert Samsung erstmals an der Spitze aller Smartphone-Hersteller, wie diese Grafik des US-Blogs „Silicon Alley Insider“ belegt:

chart of the day, global smartphone shipments for samsung, nokia, apple, october 2011

Quelle: Silicon Alley Insider/Strategy Analytics

Gewiss, man kann diese Zahlen an mehrerlei Ecken kritisieren: So veröffentlicht Samsung – wenn überhaupt – nur seine Verkäufe an den Vertriebskanal, während Apple den Absatz an den Endkunden publiziert. Zudem steckt in den Samsung-Zahlen auch ein gewisses, wenngleich mangels Erfolges eher vernachlässigbares Volumen von Geräten auf der Microsoft-Plattform Windows Phone. Zudem ist just das dritte Quartal bei Apple nicht sonderlich repräsentativ, weil sich viele Käufer in Erwartung des Anfang Oktober präsentierten neuen iPhone 4s mit Käufen zurückgehalten haben. Analysten erwarten bereits ein Rekord-Quartal zum Jahresende in einer Größenordnung von 25 Millionen iPhones; Apple selbst hat allein nach dem ersten Wochenende sensationell anmutende vier Millionen Verkäufe vermeldet.

Dennoch markieren die jüngsten Zahlen eine Gezeitenwende: Zwar hat das mobile Ökosystem rund um Googles Handy-Betriebssystem Android Apple mit seinem iOS schon vor längerer Zeit überholt. Laut jüngst veröffentlichten Zahlen des Marktforschers Nielsen rangierte Android im dritten Quartal mit 43 Prozent aller Smartphone-Verkäufe deutlich vor den 28 Prozent von iOS. Doch Apple erzielt diesen Anteil im Prinzip mit nur einem Gerät, während das Lager der Androiden das ganze Heer der Produzenten von Motorola und HTC über LG bis hin zu Sony Ericsson umfasst. Mit Samsung ist nun freilich erstmals ein einzelner Android-Vertreter größer als der bisherige Primus Apple.

Damit könnte sich mittelfristig auch im Smartphone-Geschäft eine Entwicklung wiederholen, die letztlich auch im Computergeschäft stattgefunden hat: Apple besetzt die hochpreisige Nische des Nobelanbieters, gewissermaßen wie der BMW im Smartphone-Geschäft. Das muss nicht schlecht sein, ganz im Gegenteil: Bereits heute erwirtschaftet Apple laut Schätzung der Investmentbank Canaccord Genuity mit nur vier Prozent Marktanteil mehr als die Hälfte des Gesamtgewinns im weltweiten Handygeschäft. Das weniger gewinnträchtige, aber zahlenmäßig größere Volumengeschäft machen dann andere. Dass die Industrie längst mit Nachdruck in jene Richtung marschiert, beweist folgendes Chart, in dem die Gesamtzahl aller verkauften Android- und Apple-Geräte seit Marktstart aufsummiert ist. Demnach ist das Google-Lager bereits heute mehr als doppelt so groß als die iPhone-Fraktion – der Abstand dürfte in Zukunft weiter wachsen:

chart of the day Android share

Quelle: Silicon Alley Insider/Morgan Stanley

Weitere regelmäßge Informationen rund um die IT- und Internet-Branche in meinem Twitter-Nachrichtenstream, meiner Facebook-Seite sowie meinem Profil bei Google+.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*