Bauern & Mafia-Krieger: Vorsicht vor den Datenspähern auf Facebook

Wer einige Zeit Mitglied in dem sozialen Netzwerk Facebook ist, kennt das: Einer der virtuellen Freunde verfällt früher oder später dem Online-Spielewahn. Das wäre nicht weiter schlimm, würde er dadurch nicht die Statusmeldungen der Freunde mit Meldungen wie „Claudia benötigt Hilfe beim Düngen des Getreides“ oder „Martin benötigt Deine Hilfe im Kampf gegen eine Motorradgang in Bangkok“ zukleistern.

Doch der wachsende Meldungsspam von Facebook-Spielen wie FarmVille oder Mafia Wars ist nur das sichtbare Indiz für Probleme, die viel tiefer reichen: Denn insgesamt erlebt das Social Gaming durch Spiele in Online-Netzwerken wie Facebook oder MySpace gerade einen regelrechten Boom. FarmVille-Entwickler Zynga meldet inzwischen 75 Millionen Mitspieler weltweit allein für das Bauernhofspiel.

Verbraucherschützer warnen vor Datenabgriff

Was viele der Bäuerinnen und Bauern beim virtuellen Beackern ihrer Farmen nicht ahnen: FarmVille-Hersteller Zynga – und andere Anbieter von Facebook-Spielchen – greifen oft hemmungslos Profildaten wie etwa persönliche Informationen oder Fotos von Freunden ab. „Die Datenschutzerklärung ist teilweise sehr vage, und der Anbieter behält sich vor, so gut wie alles abzurufen“, so Henry Krasemann vom Unabhängigen Landeszentrum in einer aktuell verbreiteten Warnung.

Demnach erstellt Zynga – das Unternehmen hat neben Farmville und dem ebenfalls sehr populärem Mafia Wars insgesamt 19 Spiele allein für Facebook im Angebot – aus verschiedenen Online-Quellen ein detailliertes Nutzerprofil. Das dürfte dem US-Unternehmen nicht schwer fallen, denn insgesamt nutzen mehr als 230 Millionen Menschen eines der Zynga-Spiele. Diese Profile wiederum sollen laut Unternehmenswebseite für gezielte Werbung genutzt werden. „Das ist nach deutschem Recht fragwürdig, wenn nicht gar unzulässig“, so Krasemann.

Die Datenschnüffelei reiht sich ein in eine Serie von Negativberichten über Social Games, die im vergangenen Jahr begann. So tritt US-Hightech-Blogger Michael Arrington Ende Oktober 2009 eine regelrechte Lawine los, als er in seinem IT-Blog TechCrunch die dubiosen Geschäftspraktiken der Szene unter der eingängigen Schlagzeile „Scamville (auf gut Deutsch: Betrugsstadt) The Social Gaming Ecosystem of Hell“ beschreibt. Hintergrund: Manche Spieleanbieter, darunter auch Partner von Zynga, haben Spielern durch so genannte Abofallen – also durch das heimliche Unterjubeln von Aboverträgen – das Geld aus der Tasche gezogen. Diese Praxis stoppte erst, nachdem Betroffene in den USA eine Sammelklage gegen Facebook und Zynga initiierten.

Unrühmliches Bild auch von Facebook

Auch Facebook gibt dabei kein rühmliches Bild ab. Zum einen hat das Unternehmen selber die Praxis solcher Abofallen nicht aktiv unterbunden – obwohl es als Betreiber des Netzwerks dazu leicht in der Lage gewesen wäre. Blogger Arrington erklärte das seinerzeit mit einem Interessenkonflikt: Schließlich profitiert Facebook ja auch vom enormen Wachstum von Zynga & Co, weil diese ihre Erlöse wiederum in neue Werbung stecken – die wichtigste Umsatzquelle von Facebook. Zum anderen hat Facebook auch seine eigenen Datenschutzbestimmungen kürzlich geändert. Umstritten ist dabei besonders, dass die Nutzerdaten standardmäßig auf „sichtbar“ geschaltet werden (siehe dazu meine Blogstory vom 19.01.2010: Die dunkle Seite von Facebook). Dies unter anderem deshalb, um mit mehr offenen Daten auch lukrativere Deals mit Suchmaschinen einstielen zu können.

Gleichzeitig zieht Facebook seiner Konkurrenz immer mehr davon. So verdreifachten sich die Zugriffe auf das US-Netzwerk allein in Deutschland im vergangenen Jahr, wie jetzt das Marktforschungshaus Nielsen meldet. Parallel zu diesem rasanten Wachstum steigt auch der Missbrauch: Laut IT-Sicherheitsanbieter Sophos hat die Verbreitung von Schadsoftware und Spam auf Facebook 2009 um 70 Prozent zugelegt. Die Probleme rund um Facebook und Social Gaming dürften daher hierzulande erst noch am Anfang stehen.

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