Test Forerunner 255S. Mehr Uhr braucht kein Triathlet.

1954, 1999, 2022, 2022 – Größenentwicklung.

Die Auf- und Ausrüstung im Triathlon ist wesentlicher Bestandteil des Sports. Drei Sportarten bieten reichlich Gelegenheit für tunen und feilen. Von maßgefertigten Schwimmbrillen bis zu absurdesten Fahrradrahmen können Triathleten reichlich investieren. Die Sportuhren gehören da traditionell dazu. Strukturiertes Training wird dank der Datenflut erleichtert, wenn der Athlet diese auch zu lesen weiß.

Keine Frage, die Spitzenmodelle in dem Segment sind keine kleine Investition. Deswegen gehört meiner bescheidenen Meinung nach der forerunner 255S besondere Aufmerksamkeit, denn für mich ist das alles, was der Athlet wirklich braucht. Es gibt zwei Modelle, die 255S Music erlaubt, Musikdateien auf der Uhr abzuspeichern. Ich laufe gerne mit Musik und bin froh, kein Telefon mitschleppen zu müssen, ich persönlich würde den Aufpreis von 50 Euro laut Listenpreis investieren. Wer das Telefon immer dabei hat, kann mit der Standard 255S immer noch die Musik steuern.

Was spricht gegen die 255S, die von Garmin eigentlich als Laufuhr vermarktet wird und im Gegensatz zu früheren „Laufuhren“ erstmals auch den Modus Triathlon anbietet? Es sind drei Themen, die viele Athleten beschäftigen könnten: Akkulaufleistung, Ablesbarkeit und Ästhetik.

Denn eines ist klar, eine Uhr mit 41mm Durchmesser ist in diesem Segment klein und vor allem männliche Sportler sind in der Regel damit völlig einverstanden. Die Ära der übergroßen Uhren, eingeläutet von Officine Panerai vor nun bald 20 Jahren, ist schon seit langem im Massenmarkt angekommen. Herrenuhren, wie es sie Mitte des 20. Jahrhunderts wie selbstverständlich gab, sind heute die Ausnahme. Die Größen von 38mm sind in der Regel „Damenuhren“. Und auch die forerunner 255S richtet sich an weibliche Athleten. Das belegt eindeutig das Armband. Ich habe schmale Handgelenke und bekomme es bequem geschlossen, aber viel Luft ist da nicht mehr.

Der Vorteil einer kleinen Uhr: Gewicht und Tragekomfort. Und auch Ästhetik. Mir steht diese Größe gut. Das ist natürlich Geschmackssache. Es wäre nur albern, diese Größe als „Damenuhr“ für sich beiseite zu schieben. Frauen mit noch schmaleren Handgelenken dürfen sich hingegen sicher sein: Ihnen entgeht technisch quasi nichts, wenn sie sich für das kleine Modell entscheiden.

Garmin arbeitet seit Jahren im Prinzip mit einem modularen System, viele Modelle mit unterschiedlichen Ausstattungsmodellen, sind im Kern dennoch identisch. Die Triathlonfunktion für diese „Laufuhr“ musste also quasi nur freigeschaltet werden in der Software. Benutzung und Funktionen sind nahezu identisch mit den größeren und teureren Modellen. Die Epix hat das deutlich bessere Display, die fenix7 Solar oder auch die neue 955 Solar können unterwegs ein wenig den Akku füllen.

Damit sind wir bei der entscheidenden Frage, ob die 255S reicht. (Mir reichte die 745 leider nicht, weil sie im schlimmsten Fall keine Langdistanz durchhält. Das ist kein Problem. Im GPS-Modus reicht der Akku für 20 Stunden mindestens. Das ist ausreichend Polster im Wettbewerb. Auch im Alltag mag der ein oder andere vielleicht die häufiger nötigen Ladezyklen wahrnehmen. Ein „Problem“, das sich im gelebten Alltag darstellt, sind sie selbstverständlich nicht.

Das kann ich leider angesichts fortgeschrittener Kurzsichtigkeit über das Display nicht mehr sagen – es ist kleiner, ich habe mehr Probleme, die Zahlen zu erkennen. Nur – ich kann das schlechterdings nicht den Zifferblättern anlasten. Und selbstverständlich kann ich die Displayeinstellungen so wählen, dass ich weniger Daten sehe, die dafür größer.

Da die 255S nunmal zur Familie Forerunner gehört, gibt es auch keinen nennenswerten Unterschied zu Präzision und Schnelligkeit von GPS oder den Auswertungen. Die HF-Messung funktioniert genauso gut oder schlecht, wie bei den anderen neuen Modellen von Garmin, wie immer auch abhängig vom Träger.

Normalerweise überlasse ich den Lesern selber, ob sie ein Produkt teuer oder preiswert finden. Richtig ist, dass die absoluten Preise für Sportuhren in der Spitze in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Die 255S oder auch die 255 im Normalformat sind keine Verlegenheitslösung, keine Einsteigervariante, kein Kompromiss, wenn es um die wesentlichen Funktionen geht. Sie sind umfangreiche Helfer für Datenerfassung und strukturiertes Training zu einem Preis, der deutlich unter dem liegt. Die 255S wird mit UVP 349 Euro von Garmin angeboten, die neue 955 Solar liegt bei 649 Euro, ohne Solarfunktioin 549 Euro.

Natürlich gibt es gute Gründe, die größeren, noch üppiger ausgestatten Modelle von Garmin zu wählen. Nötig ist es nicht.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert