DNA, DNF, DNS – Das Alphabet der Athleten

Ihr Projekt war auf 8 Wochen angesetzt, Sie haben sich reingekniet, getan und gemacht. Tief recherchiert, analysiert und alles in eine Präsentation gepackt, die intelligent, unterhaltsam und zwingend überzeugend ist. Sie haben das neben Ihren eigentlichen Aufgaben erledigt, weil es um etwas ging, das Ihnen am Herzen lag, ein neues Geschäftsfeld, eine neue Idee.

Und am Tag X sind Sie krank.

Für mich ist heute Tag X, mein Projekt war der 50-Kilometer-Lauf in Rodgau, der heute um 10 Uhr gestartet ist. Zu dem Zeitpunkt saß ich im Auto zurück ins Rheinland. 8 Wochen Trainingsplan, absolviert bei Nässe und Kälte, das meiste in den frühen Morgenstunden, die letzten Einheiten während einer Dienstreise morgens um 6.00. Von dort habe ich mir wohl den Virus mitgebracht, ein Genfer Souvenir. 4 Wochen habe ich auf den Genuss von Alkohol verzichtet, noch ein paar Kilo verloren, Vitamintabletten eingeworfen, mit Latschenkiefernöl die Waden geschmeidig gehalten.

Die ersten Anzeichen ignoriert man natürlich noch, hofft, dass es mit der ersten Nacht schlafen getan ist. Ist es nicht. Also die zweite. Auch nicht. Die dritte war dann gestern. Und 23:30 zeigt das Fieberthermometer nur an, was man eh weiß – man ist krank. Aber wir glauben ja nur Zahlen.

Ein Rückschlag für jede Motivation. Renntag, das ist das Ernteeinfahren, die Bonuszahlung, die Tantieme des Amateurs. DNF. Das steht für Did not finish. Kein Starter eines Wettkampfs möchte das hinter seinem Namen stehen haben. DNS. Did not start. Das steht nun hinter meinem Namen, es klingt ein wenig weniger schlimm als „Aufgabe“. (Wobei DNEA für Did not even attend genauer wäre, weil ich nicht mal fit genug war, wenigstens an der Strecke die gesunden Läufer anzufeuern.)

Die Warnungen, mit einer Viren-Infektion nicht in einen Wettkampf zu starten, waren laut vernehmlich. Doch DNA bezwingt keiner. Mit einer Mischung aus Sturheit und Zuversicht bin ich die 250 Kilometer Richtung Rodgau gefahren, um – die noch so geringe – Chance zu wahren, am Samstag frisch und locker nach dem Kampf gegen den Erreger starten zu können, selbst den Wecker hatte ich noch auf 6:00 stehen, falls eine Wunderheilung einsetzt zwischen 23:30 und sechs Uhr.

Es ist nicht der erste Wettkampf, den ich nicht antrete, respektive abgebrochen habe. Der Unterschied: Diesmal ist nicht mein Schweinehund schuld, sondern ein Infekt, gegen den nun mal jeder machtlos ist. Vor drei Jahren brach ich ein Radrennen ab. Nach 100 statt geplanten 155 Kilometern. Eine Woche war meine Stimmung auf absolutem Tiefststand. Denn zuvor hatte ich 2 Wochen nicht trainiert, immer gedacht, dass es schon klappen wird, fröhlich es mir gut gehen lassen. Und mich hinterher am meisten über mich selbst geärgert, weil mein Schweinehund stärker gewesen war. Stinkiger war nur meine Frau, die mich und meine Laune ertragen musste.

Muss sie diesmal nicht. Trotz Ärger und Enttäuschung ist doch am Ende eines nicht mehr zu nehmen: Das Ziel hat mich über Wochen dazu angehalten, die Fronarbeit nicht zu vernachlässigen. „Die Reise ist das Ziel“ klingt in diesem Fall ein wenig nach Trostpreis – und so fühlt sich das auch an, aber es wird sich auszahlen.

Denn es geht, sobald die Erkrankung auskuriert ist, mit dem Training sofort weiter, um dem Schweinehund kein Platz auf dem Sofa einzurichten. Nach dem Projekt ist vor dem Projekt: Marathon Düsseldorf.

 

 

 

 

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Alle Kommentare [2]

  1. Nein, heute – zum Glück!!! – nicht. Es ging gar nichts. Ich hätte nicht mal 5 Minuten in der Kälte stehen können.

  2. Respekt! Nein zu sagen, erfordert wahrscheinlich noch mehr Willenskraft als mitzumachen.