Test die Applewatch Series 6 – die Wohlfühluhr

Es gibt sehr viele gute Gründe, Sport zu betreiben. Es kann ganz banal Spaß machen, von Tischtennis über Skifahren bis Curling. Die Olympischen Sommerspiele umfassen 28 Sportarten und bei Wikipedia sind bis zu 250 im Angebot, je nachdem wie eng man das fassen will. Er ist für jene reizvoll, die den Wettbewerb schätzen. Er ist für manche Menschen ein Weg, ihr Körpergewicht zu halten oder zu reduzieren.

Und Sport ist gesund. Es schallt aus allen Ecken, es steht überall – von Bewegung (Spazieren) bis Extremsport (meinetwegen halt Marathon oder Langdistanztriathlon, obwohl ich das anders sehe) profitiert der Körper. Sagen Mediziner, Soziologen, sag‘ sogar ich, auch wenn meine Meinung niemanden interessiert.

Gesundheit, das ist ein großer Trend in den vielen Gesellschaften, ist inzwischen auch ein persönliches Projekt, nicht etwas, das einem widerfährt oder schicksalsgegeben ist. Und wer zum Arzt geht, kennt es: Ein paar Vitaldaten werden oft überprüft, Puls oder Blutdruck zum Beispiel. Wer Sport betreibt, ist vielleicht schneller an einigen Daten interessiert, um die Leistungsfähigkeit einschätzen zu können oder gar zu steigern. Das wäre ich zum Beispiel.

Ich sage dennoch mal ohne jegliche statistische Unterstützung – das Gros der Menschen, die mindestens 1x die Woche sich ins Studio schleppen, zum Kicken gehen oder ihre Seerunde drehen, die also im weiteren Sinne Sport treiben, sind keine Wettkampf-, gar Leistungssportler. Sie werden die Gesundheit aber im Blick haben.

Lange Vorrede, ist mir klar. Die Applewatch Series 6 ist KEINE Sportuhr, so wie ich sie sonst nutze und hier mehr oder minder intensiv teste. Es ist zunächst mal eine Smartwatch und eines der erfolgreichsten Uhrenmodelle der Welt, das die Schweizer Uhrenindustrie mehr ins Schwitzen gebracht hat, als die sich das wünscht.

Sie taucht hier also aus einem einfachen Grund auf: Sie ist AUCH eine Sportuhr. Bereits eine sehr frühe Version habe ich 2015 getestet und gefragt, bis zu welcher Art Sportereignis sie geeignet sein kann. Und gleich geradeheraus mit einem persönlichen Fazit: Ich bedauere, dass sie auch heute noch keinen nativen Triathlonmodus besitzt, den ich im Wettbewerb nutzen könnte. Denn sonst wäre ich schwer in Versuchung, mein System zu wechseln, denn – so viel Vergleich sei gestattet – wer sich im Applekosmos bewegt, wird den Komfort, den die Uhr bietet jenem der Wettbewerber in (fast) allen Punkten bevorzugen.

Aber sie ist vor allem eine Gesundheitsuhr. misst Herzfrequenz, Blutsauerstoff und erstellt ein EKG. Ich KANN sie nutzen, um meine Leistung zu verbessern, aber vor allem sehr umfassend verschiedene Gesundheitsaspekte zu berücksichtigen. Und den intensiven Sportlern, die Radfahren oder Laufen oder Schwimmen, aber nicht alles drei in einem Wettbewerb hintereinander, können spätestens mit der Anbindung an Strava ihre Einheiten auswerten. Lücken, wie das für leistungsorientiertes Laufen unabdingbare Absolvieren von Intervallen, lassen sich mit Apps wie iSmoothrun füllen. Wer also an seinem Arm den Platz vergeben möchte für eine Uhr und dabei auch an Funktionen wie das Telefonieren über die Uhr (klappt hervorragend) oder Applepay denkt und Sport vor allem als Beitrag zur Gesundheit sieht, der ist vermutlich froh, dass die Applewatch exakt das umfassend abdeckt.

Zu den meines Erachtens immer noch am meisten unterschätzten Kriterien für eine Uhr, die als Gesundheitsbegleiter 24 Stunden am Arm getragen werden sollte, gehört der Tragekomfort. Die besten Datenerfasser nützen mir nichts, wenn sie zu groß sind oder das Armband quetscht. Die Applewatch „verschwindet“ am Arm. Man spürt sie kaum.

Sie hingegen spürt recht genau, wie es Träger geht, oder was er so tut. In Coronazeiten ist die Händewaschenfunktion sicher nicht das dümmste – wer beginnt, sich die Hände zu waschen – und die Applewatch bemerkt die typische Handbewegung nach einigen Sekunden. Sobald sie das getan hat, fordert sie ohne jegliches Zutun des Nutzers ihn dazu auf fortzufahren mit einem Countdown, der sich einblendet und anschließenden warmen Worten für die Gründlichkeit.

Ich will nicht sagen, dass sie einen ein wenig erzieht, wie Eltern es tun, aber: Doch. Steh‘ regelmäßig auf, bewege dich genug – sie ist dabei nur immer freundlich und motivierend. Sie ist ein großer Motivator, der einem bei einem bewegungsreichen Leben unterstützt. Ziel ist sicher nicht ein Olympiasieg, wohl aber ein ausgewogenes Verhalten. Allein die regelmäßigen Aufforderungen, die Atmungs-Übung 60 Sekunden zu nutzen, ist einer der Wege. Man drückt das sicher öfter weg, weil es gerade nicht passt. Es ist nur erstaunlich, wie lange 60 Sekunden sein können und dass es tatsächlich gut tut, mal durchzuatmen – dem Kopf.

Und ob man richtig liegt oder nicht, wird nicht kompliziert in Daten und Graphen dargestellt, sondern zum einen mit den bekannten drei Ringen, bei denen man schnell sieht, ob man schon alles erledigt hat, es aber egal ist, ob man „zu viel“ steht oder sich bewegt. Zum anderen gibt es Auszeichnungen und Plaketten – das ist sicher individuell, wie sehr einen so etwas motiviert, aber gut. Da mindestens mal die EKG-Messung, die Vorstufen zum Vorhofflimmern erkennen könnte, deutlich medizinisch angelegt ist, erwähne ich das Offensichtliche: Die Uhr ersetzt keinen Arztbesuch.

Die Ergebnisse aller Messungen fließen in die App Health ein, wo auch das Cardiofitnessniveau ausgewiesen wird.

Die Applewatch ist auch im Hintergrund so aufmerksam und beobachtend, dass ihr auffällt, wenn man sich zu einem Spaziergang aufmacht oder gar einem kleinen Läufchen. Nach einigen Minuten, fragt sie, ob man gerade ein Training begonnen hat und dies vielleicht aufzeichnen möchte – wenn ja, hat sie bereits zurückgelegte Strecke vorsichtshalber schon mal fast vollständig mit aufgezeichnet. Das gilt – leider – nur für Bewegungen wie Gehen. Ich saß einigermaßen schuftend über Stunden auf dem Rad. Ließ sie kalt. Immerhin mahnte sie nicht, ich solle aufstehen und mich bewegen.

Aber wenn wir über Sportler reden, gehen wir davon aus, dass sie bewusst ihre Trainingseinheiten starten und da ist sie fraglos in ihrer Funktionalität auf Augenhöhe mit den Spezialisten. Richtig ist – wer es genau wissen will, braucht die ein oder andere App, zum Beispiel um bestimmte Lauftrainings zu programmieren, das wird nicht von Haus aus ausgeliefert. Üblicherweise betrachte ich die Geräte ohne ihren Kosmos, sondern das, was der Hersteller mitliefert – das führt im Falle von Apple nur nicht zum Ziel, da Apps von Beginn an zentraler Bestandteil des Smartphones sind, ohne das die Uhr eh nicht funktioniert. Apps zu laden ist geübte Praxis – während ich bei keiner meiner Testuhren anderer Hersteller jemals das Bedürfnis hatte, irgendwelche Widgets laden zu müssen.

Im Training ist die Ablesbarkeit des Displays unübertroffen – was an der Qualität des Displays liegt. Vor dem Training lohnt allerdings immer ein Blick auf den Akkustand, denn der ist bei weitem nicht da, wo dezidierte Sportuhren mit Smartwatchfunktionen liegen. Es empfiehlt sich, bei jeder Einheit, die Sperre zu betätigen, denn das Touchdisplay reagiert unter Umständen auch auf unabsichtliche Berührungen besonders im Winter unter einer verschwitzten Jacke. Der Effekt lässt sich schön unter der Dusche beobachten und niemand möchte unbemerkt die Aufzeichnung einer harten Einheit ungewollt beenden.

Die Daten zu Entfernung, zurückgelegter Höhe oder Herzfrequenz weichen in keinem Aspekt signifikant von denen anderer Uhren ab,

Apple hat in einigen Ländern bereits das Programm Fitness + gestartet, das in Deutschland bis zum Ende der Testphase leider noch nicht am Start war. Das wird vor allem diejenigen Menschen interessieren, die im Gegensatz zu mir auf Workouts und Fitnessübungen stehen. Auf dem Display des Smartphones oder Tablets werden dann verschiedene Programme zu sehen sein und die eigenen Werte dort eingeblendet.

Damit erweitert Apple ein gehöriges Stück die Funktionen für ein bewegtes, vitales Leben für aktive Menschen, die nicht zwingend wie ich mit Plänen und Wettbewerben selber Vorgaben haben, was trainiert werden soll.

Und hiermit das obige Fazit nochmal: Wäre ich nicht Langdistanztriathlet – der natürlich auch die Wettbewerbe aufzeichnen will – dann wäre ich als Läufer, Schwimmer, Radfahrer, Kraftsportler oder Yogi mit den wichtigsten Funktionen versorgt und angesichts des Tragekomforts und natürlich den umfangreichen Smartwatch-Funktionen der Applewatch sehr schwer in Versuchung, mit einer Uhr umfassend versorgt zu sein.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Alle Kommentare [2]

  1. Eine Mitteldistanz ist mit der AW ohne Probleme möglich (5h). Darüber hinaus habe ich nur eine 7h Radeinheit, jedoch mit abgeschaltenem Display (Theater Mode) gemacht.