Der Dauerläufer – die Garmin fenix6 black sapphire im Test

Um der Strategie und dem Produkt gerecht zu werden, erlaube ich mir zunächst einen Ausflug in die Welt der mechanischen Luxusuhren, die ich seit nun mehr 20 Jahren beruflich verfolge.

Hingucker auch ohne Anzeige.

Es geht um Werte. Nicht immer hat der Preis etwas mit der Herstellung zu tun, je teurer die Uhr, desto eher profitiert der Hersteller von der Bereitschaft des Kunden, sich einen Traum zu erfüllen, oder ein gewisses Markenversprechen einzulösen.

Die Garmin fenix6 black sapphire kostet viel Geld. Sie kostet sogar sehr viel Geld. Als UVP stehen da 899 Euro. Das ist für eine Sportuhr sagenhaft viel. Ungeachtet aller ihrer Funktionen.

Für eine mechanische Uhr wäre diese Summe, sorry, nicht so viel. Es gibt kaum ein Modell unter 1000 Euro, das ein gewisses Markenversprechen hat (Sinn, Stowa, Junghans oder Laco machen dennoch schöne Sachen). Ein Manufakturwerk, also ein Kaliber, also ein Uhrwerk, das in den eigenen Werkstätten mit einer gewissen Fertigungstiefe zusammengesetzt wird, gibt es dafür schon mal gar nicht, das naheliegendste eine Nomos Campus für auch schon 1400 Euro mit Glasboden und wir wollen das Werk schließlich sehen, nicht wahr?). Im besten Falle also ist das eine hübsche Uhr mit einem zugekauften (was definitiv nicht schlecht ist) Uhrwerk, meist aus der Swatchgroup.

Diese Uhren haben einen Wert und in der Regel halten sie ihn auch leidlich. Es gibt nur wenige Modelle, die ihn wirklich halten (im Prinzip von weniger als einem halben Dutzend Marken), noch weniger, die steigen (dann eigentlich keine fünf). Unter 5000 Euro braucht man da gar nicht zu suchen.

Die Sportuhren der Vergangenheit verlieren ihren Wert schneller als ich meine Form und das will wirklich was heißen. Die völlig ausreichende Garmin 910xt, mit der ich 2013 meinen ersten Langdistanz-Triathlon bestritt und die heute noch tadellos ihren Dienst verrichten würde, kann ich gebraucht nicht mal mehr für 100 Euro verkaufen. Gekostet hat sie mehr als 400. Die Technologie schreitet voran, niemand möchte mehr das Equipment von gestern, auch wenn es zuverlässig seinen Dienst tut. Unverkäuflicher sind eigentlich nur Kinderwagen, wo in der Regel alle der Meinung zu sein scheinen, fürs Kind darf es nur das Beste, also ein Neuwagen sein.

Nun hat mit der Apple Watch – die vor allem die Uhrenindustrie mit Angeboten unter 1000 Euro hart getroffen hat – dazu geführt, dass viele Kunden eine Smartwatch tragen wollen. Fossil, Samsung – sie alle wollen auch noch was vom Kuchen mit ihren Smartwatch, zumindest Fossil kam wenigstens aus der Uhrenbranche. Es sind neue Spieler, die mitknabbern an der Torte Handgelenk. Garmin auch. Polar auch.

Die Sportuhr von heute ist schick, gut designt, unauffällig, beim Gehäuse längst auf Augenhöhe mit den Uhrenunternehmen – sie werden am Ende alle die gleichen Lohnproduzenten beauftragen in Asien. Gehäusefertigung ist bei vielen Uhrenmarken nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Es kommt auf die inneren Werte (Kaliber) an.

Das kann diese Generation an GPS-Sportuhr inzwischen auch für sich reklamieren. Weniger, weil die verbaute Technik romantisch wirkt und Emotionen weckt, sondern weil die Services und Dienstleistungen so umfassend sind. Aus dem Instrument für den Sport wird der Begleiter des Alltags, der Fitness – ja, Gesundheit.

Da macht die fenix 6 mit ihrem – auf Wunsch – kratzfesten Saphirglas keine Ausnahme. Im Gegenteil, Musikspieler. Bezahlfunktion und riesengroßer Akku. Volle 15 Tage soll er laut Display halten – bei Normalbetrieb. Mit laufendem GPS natürlich weniger. Aber immer ausreichend, um sich notfalls im Laden noch ein Ladekabel zu kaufen, weil man vergessen hat, wo es eigentlich liegt.

Mit der fenix 5 plus hatte ich noch Probleme am Arm. Der Tragekomfort war nicht so, dass ich die Uhr nicht mehr gespürt habe. Eine für mich wichtige Anforderung für eine Uhr, die ich 24/7 tragen möchte, damit sie Puls und Schlaf permanent misst. Da war mir meine 945 deutlich lieber, da leichter. Die fenix 6 hingegen sitzt an meinem Arm kaum schlechter, respektive, sie fiel mir über die Wochen nicht auf am Arm. Kein ständiges Lösen und Anziehen des Armbands.

Nun ist dieser Text schon ziemlich lang und kaum ein Wort darüber verloren, wie die Funktionen sind, was sie leistet, was sie beherrscht, was vielleicht nicht. Sollte ja wichtig sein, oder? In einem Gespräch unlängst über die Modelle, die ich nun seit etwa 2012 verfolge, sagte ich sinngemäß folgendes: Ich muss mich heutzutage nicht mehr fünf Minuten in die Kälte stellen, bis das GPS ausreichend Satelliten gefunden hat. Die Software ist für die entscheidenden Kriterien wie Genauigkeit, Messungen aller Parameter in den Generationen so entwickelt, das man mit der Lupe suchen muss, um gravierende Mängel zu finden für den normalen Gebrauch – also ausdrücklich nicht mehrtägige Trail-Touren durch hochalpine Gelände oder so etwas. Es wäre sinnlos, gegen die intensive Genauigkeit antreten zu wollen, die DC Rainmaker in seinem Test mehrerer fenix 6-Modelle übt: Alles, wirklich ALLES dann bei weiterführendem Interesse hier: dcrainmaker 

Alle Trainingseinheiten mit der fenix 6 waren blitzsauber aufgezeichnet. Ein einziges Mal hat sie im Schwimmbecken eine 50er-Bahn unterschlagen. Die Auflistung der Daten von Wetter über Tagesaktivität als Liste im Display ist ein Komfortgewinn. Mit zu den wichtigen Verbesserungen der fenix 6 zu Vorgängern gehört, dass bestimmte Parameter nun auch berücksichtigen, welche Temperatur geherrscht hat. Das leuchtet jedem ein, der mal einen Lauf bei 15 oder 35 Grad Celsius gemacht hat. Diejenigen, die vor allem viel Akkuleistung suchen – die fenix 6 erlaubt verschiedene Modi, mit denen teils absurd lange Messungen möglich sind. Ich werde dennoch keine mehr als 50 Tage damit meinen Kurs aufzeichnen.

Nein, die fenix 6 wird nicht das Ende der GPS-GesundheitsSportMusikBezahl-Uhren darstellen, zumindest nicht in dem Umfang, wie Microsoft Word das Ende der Rechtschreibprogramme ist. Es gibt noch ausreichend leistungsrelevante Faktoren wie Schweiß oder Blutdruck, die herangezogen werden könnten – ob und wie das optisch und mit Kontakt funktionieren kann, wird sich zeigen.Aber die Zeitspanne, die es braucht, damit ein Hobbyathlet guten Grundes sagen kann, dass er Feature X oder Y wirklich braucht, um sein Training besser zu steuern oder im Wettkampf präziser seine Leistung abzurufen, wird immer länger.

Falls Sie sich also vor dem Weihnachtsfest fragen, ob Sie sich die durchaus hochpreisige fenix 6 (in 41, 47 oder 51mm Durchmesser für 599 bis 949 Euro UVP, gar mit Solar-Ladung in der 6X) schenken wollen (lassen): Diese Uhren, und somit auch die fenix 6 werden ihren Wert für den Nutzer behalten und auch in mehreren Jahren nicht zum Elektroschrott gehören.

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