T -30. Einen Monat noch bis zum Norseman. Die drei Säulen der Zuversicht für das hoffentlich erfolgreiche großartigste Sporterlebnis meines Lebens.

Alles hat ein Ende. Die vermutlich mental und organisatorisch intensivste Vorbereitung auf einen Wettkampf nähert sich dem Schluss. Auch wenn es noch exakt einen Monat bis zum Start des Norseman ist – die Zielgerade ist erreicht. Gut zweieinhalb Wochen an möglichst noch mal intensiverem Training für den letzten Schliff sind es noch, dann kommt die Phase des kontrollierten Ausruhens – was im Ausdauersport als Tapern bezeichnet wird. Den Körper die Belastungen verarbeiten lassen, ihn nur schonend fordern, damit an Tag X dann alle Reserven zur Verfügung stehen.

Wenn es Einhörner im Lendkanal in Klagenfurt gibt, dann kann ich auch in Norwegen den Norseman im schwarzen Shirt beschließen. Möglich ist alles.

Ich befinde mich mit dem Abschluss des Ironman in Klagenfurt also in der letzten Schleife, der finalen zyklischen Phase des Formaufbaus, die mir mehr schlecht als recht gelungen ist. Von einem professionellen Standpunkt aus gesehen – als Hobbysportler ohne Trainer – ist das, was ich mache, für Profis vermutlich ziemlich rumgegurkt. Ich bin Amateur, das muss es tun, und es läuft ja eigentlich auch gar nicht schlecht.

Die beiden Wettbewerbe, die ich in den vergangenen Jahren absolviert habe – Mitteldistanz in Kraichgau und Langdistanz in Klagenfurt – waren als Test und harte Trainingseinheit gelungen. Kann man nicht anders sagen. Auch wenn ich immer einen Schnaps über meinen Bestzeiten dort lag. So nah, dass es schon fast zu vernachlässigen ist.

Für den Kopf – zumindest für meinen – ist es entscheidend, dass ich in Klagenfurt den abschließenden Marathon überraschend gut gelaufen bin. Überraschend, weil ich auf dem Rad auf der zweiten 90-Kilometer-Runde schon ein wenig den letzten Biss verloren hatte – was durch den teils kräftigen Gegenwind sicher nicht befördert wurde.

Ich stieg mit einer gerade noch akzeptablen Radzeit angesichts der intensiven Radvorbereitung nach 180km mit leichtem Magengrummeln ab und machte mich auf den Weg in der Annahme, dass das ein ziemlich langer Marsch werde. Und dann lief’s. Von Beginn bis Ende.

Umso überraschender, als es die erste Distanz von mehr als 30 Kilometer dieses Jahr war. Richtig – dies Jahr kein Frühjahrsmarathon. Im Kalender steht ein einfacherer Trainingsplan, der erst jetzt an die Distanzen jenseits der 30 Kilometer geht. Gut – ich war mit Jens beim Whew100 unterwegs und wir liefen jeder 5×10 Kilometer – aber eben immer unterbrochen von einer Pause auf dem Rad.

Und dann trabte es – so locker, wie ich es tatsächlich noch von keiner meiner vorigen vier Teilnahmen in Klagenfurt kannte. Der Gegenwind auf dem Rad war lästig – die einhergehenden tieferen Temperaturen dafür für mich aber glasklar ein Vorteil. Es war immer noch warm, ich bin immer noch alle 2,5 Kilometer in den Verpflegungsstationen dankbar gewesen für die Schwämme mit kaltem Wasser – aber doch insgesamt so kühl, dass ich nicht wie eine Primel einging.

Und so fühlte das sich von Meter eins an verdächtig ungefährdet an – wie später der Verlauf der Herzfrequenz zeigt auf einem sehr konstanten Niveau. Erst die finalen zwei Kilometer ging er nach oben – die Beine reichten noch dafür, in dieser Passage noch mal anzuziehen und mit die schnellsten Kilometer des gesamten Marathons zu laufen.

Ich dachte noch – das läuft heute nicht schlecht, du wirst insgesamt mit einer immerhin soliden Zeit ins Ziel laufen. Auf die Uhr habe ich nicht mehr geschaut – das Gefühl war gut – warum das Risiko eingehen, mich zu deprimieren, dass es sich zwar fix anfühlt aber langsam ist.

Und so lief ich durchs Zieltor, drehte mich um, sah dass ich gut 15 Minuten schneller war als ich die ganze Zeit annahm. Ich las, dass ich nur knapp über meiner Bestzeit lag, mich prima fühlte – und lachte laut. Hat man nicht oft auf meinen Finisherfotos. Ich lache. Supertag.

Dieses Erlebnis, das gute Ergebnis in Kraichgau und auch die Erfahrung beim Whew100 die letzen drei von 5x10km als mit weitem Abstand schnellsten richtig rennen zu können, das sind die Säulen an Zuversicht, die ich mit nach Norwegen nehme. Ich kann rennen, wenn es muss.

Vorfreude ist nach wie vor groß, klar, Unsicherheit auch, denn nichts, was mich dort erwartet, kenne ich – genau deswegen ist es ja auch so faszinierend.

Auf in die letzte Runde!

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert