Test GPS-Sportuhr Gamin fenix3 – und ein unstatthafter Vergleich mit der Applewatch

Disclaimer: Die fenix3, die mir Garmin freundlicherweise zur Verfügung stellte, war ein Prototyp, den ich für 6 Tage „testen“ konnte. Er wurde zuvor benutzt. Die auf den Fotos zu sehenden Kratzspuren sind nicht in dieser Zeit entstanden. Rückschlüsse auf die Materialfestigkeit sind unzulässig, da ich nicht weiß, ob diese nicht vorher bei Tests vorsätzlich entstanden.

Protoy fenix3 ohne Seriennummer

Prototyp fenix3 ohne Seriennummer

“Das Internet wird wie eine spektakuläre Supernova im Jahr 1996 in einem katastrophalen Kollaps untergehen“ – Robert Metcalfe, der Erfinder des Ethernets.

„Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt”. – Thomas Watson, 1943, damaliger Chef von IBM

„Dieses Telefon hat zu viele Schwächen, als dass man es ernsthaft für die Kommunikation in Erwägung ziehen kann“ – internes Memo von Western Union 1876.

Die Geschwindigkeit mit der Produkte und Dienstleistungen kommen und verschwinden, nimmt unter der Digitalisierung zunächst mal nur zu. Neu ist das Phänomen nicht. Wer heute 21 Jahre ist (echter Fall) versteht vielleicht schon nicht mehr, warum man einen Computer oder ein Laptop gebrauchen könnte. Das Smartphone tut es doch. Jugendliche, die Youtube dem Fernsehen vorziehen – die Schulhöfe sind voll damit.

Die Uhr als klassische Digitaluhr.

Die Uhr als klassische Digitaluhr.

Die Uhrenindustrie von Casio bis Rolex gibt sich also demonstrativ gelassen, wenn – wie es nun heißt – die Applewatch im April auf den Markt kommt. Mechanische Luxusuhren seien etwas besonderes, hieß es vergangene Woche bei den Uhrenmanufakturen auf dem Salon International Haute Horlogerie in Genf, wo ich manche Uhr für hohe sechsstellige Beträge in der Hand hielt. Sprich: Eine weitere Branche, die sich vielleicht zu spät darüber wundert, dass ihr Kerngeschäft von einer zunächst artfremden Branche angegangen wird. Nokia. Ericcson. Erinnern Sie sich?

Und auch die Hersteller der von mir in den vergangenen Monaten immer wieder getesteten GPS-Sportuhren von Polar über TomTom, Suunto und Garmin gehen davon aus, in ihrem Segment bestehen zu können. Dass sie aber allesamt schon lange daran arbeiten, aus der Welt des reinen Messinstruments für datenhungrige Hobbysportler raus- und und in die der Smartwatches reinzukommen, illustriert wunderbar der Prototyp der fenix3 von Garmin. Und wenn sowohl klassische Uhrenhersteller als auch Sportuhrspezialisten und Computer-Unternehmen den Platz am Armgelenk anvisieren, wird es eng. Wer am Ende die Nase vorn hat, werden wir sehen. Vielleicht irre ich mich und es gibt eine friedlich Koexistenz.

Vorgestellt wurde die fenix3 auf der CES in Las Vegas. Schon von Haus aus bringt die fenix3 einiges an spielerischem Tuning-Werkzeug mit, um sie sich als Uhr im täglichen Einsatz gefälliger zu machen. Zwischen hellem und dunklem Hintergrund kann man ebenso wählen wie zwischen Zeigerformen, Ziffern, blankem Zifferblatt oder klassischen Stundenindikatoren – nur Schwarz-Weiß allerdings. In dem Shop Connect IQ wiederum lassen sich weitere farbige Uhrenzifferblätter runterladen und auch Apps. Apps – das wird auch das Stichwort sein rund um die Applewatch. Kleine Spielereien oder auch sinnvolle Programme am Handgelenk. Der Store IQ von Connect ist derzeit noch recht leer, eine Marathonzeitrechner ist da oder eine App, die sagt, welches Tier wie schnell läuft.

Appgeschäft

Appgeschäft

Die fenix3 lässt sich wie ihre Software-Schwester 920xt (alles, was für die 920xt in Bezug auf Bedienung gilt, gilt auch für die fenix 3) mit dem Wlan daheim verbinden und per Bluetooth mit dem Smartphone. Das bedeutet: Wer in der Nähe seines Bluetooth-Smarthphones ist, kann die Trainingsdaten auslesen. Wohl immer wichtiger allerdings: Er kann sich auch Pushnachrichten auf das Telefon senden lassen. Ich bleibe dabei: Für mich ist das nichts. Aber es lässt sich ausschalten. Aber wer anders strukturiert ist, würde es gegebenenfalls vermissen. Dass wohl ein Gros der Kunden darauf wert legt, belegt die Tatsache, dass auch Polar angekündigt hat, dass im April diese Smart-Notifications als Software-Update für die Modelle M400 und V800 verfügbar sind.

Lehnen wir uns noch mal zurück, bevor es zum Sport geht – die aktuelle Generation GPS-Sportuhren mit Herzfrequenzmessung sind im Wesen nicht länger Messinstrumente sondern Smartwatches mit Schwerpunkt Sport. Ob eine Applewatch dann in der Lage sein wird, Schwimmbadbahnen zu zählen, den Schwimmstil zu erkennen, ein am Fahrrad angeschlossenes Wattmeter auszulesen oder die Frequenz der Laufschritte zu messen – das werden wir sehen. Die fenix3 kommt dabei für ihre Kernaufgaben ohne Smartphonebegleitung aus. Wer im Training jedoch diese Benachrichtigungen haben will, wird das Smartphone dabei haben müssen.

Kleine Auswahl - bislang

Kleine Auswahl – bislang

Was wohl einigermaßen sicher ist: Als Triathlet im Wettkampf ist man mit einer echten Sportuhr, die wasserdicht und nicht nur wasserfest ist, besser bedient. Auch die Frage des Akkus stellt sich bei der fenix3 nicht – sie hat lange Saft. Vorausgesetzt, man geht bewusst mit den Bluetooth-Einstellungen um. Ist sie auf permanenten Kontakt zum Smartphone eingestellt verringert sich die Akkuzeit pro Ladung spürbar. Genaues zu sagen, wäre auf Basis des Prototyps unfair, da werde ich das Serienmodell abwarten.

Nun aber zur Uhr selber. Sorry – ich finde sie super. Ich lasse mal alle Objektivität fallen: Würde ich sofort haben wollen. Sieht schmuck aus, trägt sich bequem – und ich müsste die Datenbank nicht wechseln, was mich vom Wechsel zu anderen sehr hübschen Sportuhren abhielte.

Das vorweg. Nun ein paar Details. Im Grundsatz ist die fenix3 eine 920xt mit mehr Funktionen – und sieht  nicht so schrecklich aus (Geschmacksurteil). Zusätzlich bietet sie Funktionen, die Trailrunnern und Wanderern helfen sollen: Barometer und Höhenmesser. Die GPS-Suche ist eine Sache unter einer Minute – auch da ist sie auf dem Stand der Dinge. Die Funktion „Glonass“ schien mir zunächst unklar – Glonass sind die Satelliten, die laut Wikipedia das Verteidigungsministerium der russischen Föderation betreibt. Dazu kann man stehen wie man will, mehr Satellitenauswahl hilft beim Orten.

Verschraubte Armbänder - wie bei "richtigen" Uhren.

Verschraubte Armbänder – wie bei „richtigen“ Uhren.

Die Auswahl an Sportarten ist umfassend, wir Triathleten sind ebenso berücksichtigt wie Skifahrer oder Wanderer. Das Display ist – wie 920xt auch – individuell zu belegen, Intervalltrainings können an der Uhr direkt eingegeben werden. Die Uhr ist quasi nur in ihrem äußeren Erscheinungsbild und vor allem der Verarbeitung neu. Die fenix3 lässt sich wie die 920xt mit Wattmessern und Trittfrequenzmessern koppeln und ich möchte eigentlich an dieser Stelle weiterlangweilen, denn funktional ist sie identisch eben mit der 920xt – plus besserer Navigation und robusterem Gehäuse. So soll sogar eine Version mit kratzfestem Saphirglas auf den Markt kommen.

Die Uhren kostet laut Hersteller 449 Euro. Auch hier gilt: Der Preis wird rasch im Internet unterboten werden. Noch eine Branche, die den Wandel täglich spürt: Der Handel.

 

 

 

 

 

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Alle Kommentare [16]

  1. Sieht sehr schick aus – und ja, du hast vermutlich recht, man kann am Handgelenk (seriös) nur eine Uhr tragen, egal ob es IWC, Garmin oder Apple ist. Danke für den kurzen Eindruck – weckt Erwartungen

  2. Ich hab den Artikel noch gar nicht zu Ende gelesen, muss aber an dieser Stelle schon mal kommentieren:

    Als alter Uhrmachermeister tut es mir im Herzen weh, wenn man Smartwatches oder Trainingscomputer fürs Handgelenk mit hochwertigen, mechanischen Armbanduhren vergleicht. AUA! Also das sticht mich förmlich körperlich.

    Bitte nicht vergleichen. Und bitte nicht vermuten, dass die erstgenannten Produkte die gute alte Armbanduhr einmal vom Markt verdrängen.

    Was die „gute alte Armbanduhr“ verdrängt hat und immer weiter verdrängt, sind die Billig-Ticker, wie Swatch, Benetton und Co. – um mal diejenigen zu nennen, die mich damals bewogen haben, das eigene Uhrenfachgeschäft zu verkaufen und stattdessen einen Online-Shop zu gründen.

    So, dass musste erst mal raus. Und jetzt noch mal Luft holen und dies hinterher:

    Ich bin total neidisch, dass Du die Fenix3 schon testen konntest! Ich bekam vor einigen Wochen auf meine entsprechende Anfrage von der GARMIN PR-Abteilung die Antwort, ich solle mich im April noch einmal melden. Es gibt also doch eine Zwei-Klassen-Bloggerwelt… *sigh*

    So, jetzt muss ich aber den Bericht weiterlesen. 😀

  3. @jan ich habe nicht so richtig auf dem schirm, was die funktion ist. Habs auf die schnelle auch nicht mit Google rausgefunden. Was genau kann due memoryfunktion der suunto?

  4. @micha @elmar haha, ja, großartig. natürlich. wenn ich etwas als bizarres gesetz ersinnen kann, sollte ich wissen, dass jemand das auch schon in echt versucht hat. 🙂

  5. @hendrik – dich interessiert sicher vor allem die outdoor-software-seite, oder? denn die triathlonseite ist identisch mit der 920xt. die ist ja prima. aber alles was mit den teilen, die fürs trailen sinnvoll sind, ist, weiß ich nicht.

  6. Bin sehr gespannt auf die endgültige Version. Die Hardware sieht jedenfalls klasse aus. Wenn das auch auf die Software zutrifft, könnte es ein großer Wurf werden.

  7. @Jorge: soviel ich gelesen habe besitzt die Fenix 3 die Autolap Funktion nach Entfernung, jedoch nicht nach Position. D.h. wenn Du jeden Kilometer eine neue Runde haben willst, geht das. Jedoch nicht wenn Du an einer bestimmten Position eine neue Runde starten willst (z.B. auf der Bahn Start/Ziel Linie). Dort müsstest Du dann Auto-Lap nach 400m einstellen. Dann ginge es wieder 😉

  8. @Jorge, sie hat alle Funktionen der 920xt, die alle Funktionen der 910xt hat. Sie hat die gleiche Intervallfunktionen der genannten Uhren. Ich habe ein Intervalltraining damit gemacht. Sie zeigt auch bei langen Läufen nach jedem Kilometer die Pace der vergangenen Runde an. Das meinst du, oder?

  9. @micha @elmar so wie elmar es schreibt, sehe ich es auch. außer die russische regierung hätte einen bizarren paragraphen, der nur dne import von uhren erlaubt, die auch russische satelliten nutzt. aber technisch funktionieren alle uhren überall, wenn ich nicht vollständig irre.

  10. @Micha: Glonass hat primär nichts damit zu tun, die Geräte in Russland anbieten zu können. GLONASS ermöglicht die Nutzung der im Weltall umherschwirrenden „GLONASS“ (=> russische) Satelliten zur Positionsbestimmung (ergänzend zu den bisher schon „genutzten“ GPS (=> US) Satelliten) und verkürzt dadurch erstens die Dauer, bis die Uhr startbereit ist (GPS [Glonass] Empfang hat) und erhöht zweitens die Genauigkeit der GPS Aufzeichnung.

  11. Stimmt es, dass die Fenix 3 keine Autolap-Funktion besitzt?? Das wäre ein no-go für mich….ich meine mit Autolap damit, dass z.B. nach jedem 1 km automatisch eine neue Runde beginnt. Danke