Laufschuhe – Der große Test. Welches Modell ist das richtige für Sie?

Neue Sohle, alte Sohle.

Neue Sohle, alte Sohle.

„Laufschuhe – Der große Test. Welches Modell ist das richtige für Sie?“ Als Überschrift total knackig. Aber gelogen. Dies ist ein sehr kleiner Test eines einzigen Laufschuhs. Und ob er das richtige Modell für wen anders ist, vermag ich beim besten Willen nicht zu sagen. Ich selber habe meine Probleme mit Tests von Laufschuhen. Wir haben alle unterschiedliche Füße. Schauen Sie wenige Minuten Übertragung eines Volkslaufs an – wir laufen auch noch alle total unterschiedlich. Es gibt nicht DEN besten Schuh. Punkt. Ausprobieren und selbst entscheiden – das ist mein Ratschlag.

Aber.

Es gibt immer ein Aber. Meines ist: Aber was ist eigentlich, wenn mein Modell mir gefällt und es ersetzt wird durch das des nachfolgenden Modelljahrs? Oder: Sind die Verbesserungen immer auch Verbesserungen?

Diese Frage meine ich schon mal stellen zu können, und vielleicht einen Hinweis darauf zu erlangen, ob ich mich jedes Jahr durch die „Innovation“ nervös machen lassen muss. Ich kann das für „meinen“ Schuh derzeit ganz gut beantworten, da ich dank intelligenten Sourcings (oder auch: „Zugeschlagen

Ein Schuh. Drei Generationen. Kein Konflikt.

Ein Schuh. Drei Generationen. Kein Konflikt.

im Schlussverkauf“) von meinem Modell gerade drei Modelle mit gleicher Laufleistung daheim habe. Nämlich so gut wie gar keiner. Alle drei Paare des Brooks Pure Connect sind neuwertig. Sie sehen anders aus, haben andere Farben, stammen aus unterschiedlichen Generationen, aber sind doch auf ihre Art der gleiche Schuh. Ich laufe dieses Modell nun seit gut 2 Jahren und die ersten drei Paar in blau sind verschlissen. Den Unterschied zwischen einem abgelaufenen und einem frischen spürt man übrigens recht deutlich, wenn man sie kurz hintereinander läuft.

Gehen wir der Reihe nach vor.

Die Optik

Der Schuh ist in allen drei Generationen so ähnlich, dass es mir leicht fällt, ihn in der Masse der Schuhe bei einem Wettbewerb auseinander zu halten. Ein wenig bananig, wie ich finde, eher an Birkenstock als an Santoni erinnernd. Das macht nichts, ich habe eher breite Füße. Aber flashy Design – na, das sieht sicher anders aus. Aber: Konsequent über alle Generationen. Auffällig ist nur eines, und hier kommen wir zu Punkt 2:

Die Schnürung

Das Modell 2 – im Foto in der Mitte – hat eine auffällige Schnürung. Leicht versetzt. Man kann es für eine optische Abweichung halten, vielleicht hat sich auch ein Ingenieur was dabei gedacht – allein: Es macht eigentlich keinen Unterschied. Wenn ich unterwegs bin,

dann fühle ich an der Oberseite des Fußes keinen Unterschied. Ab Modellgeneration 2 ist auffällig, dass die Lasche auf einer Seite fixiert ist. Sie kann also nicht verrutschen, erschwert jedoch minimal das in den Schuh schlüpfen.

Und sehr wohl ist ein deutlicher Unterschied bei der Länge der Schnürsenkel. In der ersten Generation reicht sie locker für einen Doppelknoten, dem banalsten Schutz gegen sich öffnende Schnürsenkel. Ein Problem, das die erste Generation durchaus hat. Trotz kleiner Gnubbel im Schnürsenkel wie in einer Gardinenschnur zum Beschweren oder auch einer Brotfrucht oder auch – na, genug Vergleiche. Gnubbel halt, die leichtes Durchrutschen verhindern. Funktioniert bei Generation 2+3 auch gut. Die lösen sich komischerweise weniger schnell. Aber wenn ich sicher gehen will, stopfe ich die losen Enden eh unter die Schnüre. Habe ich mal beim 10km-Rennen in Gladbeck gesehen – bei den Siegern. Mache ich also auch seit dem.

Das Obermaterial

Hier reicht ein Blick auf das Foto: Hier hat sich einiges getan. Von Generation 1 an ist zwar ein sehr luftdurchlässiges Gewebe Standard, aber schon Generation zwei hat ein anderes Material. Leider oder zum Glück erneut: Spüren tue ich das nicht. Es regnet auch bei allen Modellen durch. Und vielleicht hält das eine länger als das andere – ich laufe aber mit meinem Trainingsumfängen kein Paar viel länger als 18 Monate – der Verschleiß der Sohle ist allemal größer als an jedem anderen Teil des Schuhs.

Die Sohle

Hier hilft die Sicht von unten wie im Bild oben. Ja, in der dritten Generation ist das etwas anders. Die einzelnen Elemente sind anders angeordnet und anders verbunden. Allein: Beim Laufen konnte ich kein nennenswerten Unterschied erkennen. Eigentlich gar keinen. Ganz sicher sogar nicht. Aber wer will schon unempfänglich für Innovationen wirken? Aber wenn die Innovation Vorteile hat – dann spüre ich sie nun mal nicht. Heißt aber auch: Die Vorzüge des Schuhs, die mich zum Kauf bewegten, sind auch in der Modellpflege nicht verloren gegangen. Das ist ja was. Es gibt Schuhe, die wurden so drastisch geändert, dass Läufer sich von dem Modell abwendeten. Was ich leider zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen kann, ist, ob die neue Sohle länger hält. Dafür bin ich keines der drei Paare lang genug gelaufen.

Die Fersenkappe

Neues Logo. That’s it.

Das Gewicht

Und hier mal die große Überraschung: Ganz wie sein Nutzer wird der Schuh schwerer! Ist Gewicht doch gemeinhin ein Kriterium für Käufer: Der Hersteller meint wohl, es gäbe wichtigere Dinge. (Dass Schlamm unterm Schuh das Gewicht ausmacht, weise ich weit von mir!) Der Schuh hat zugenommen! Habe ich das vor dem Wiegen je gemerkt? Nein. Aber dass ich in Klagenfurt in dem schweren Schuh langsamer als erhofft war, schiebe ich ihm nun in denselben.

Das Fazit

Der Schuh ist sich treu geblieben. Wenn ich den Miesepeter geben will, sage ich: „Hier werden fadenscheinige Innovationen dem Käufer untergejubelt.“ Wenn ich milde bin, sage ich: „Es ist gelungen, über Detaillösungen den Schuh in seiner Gänze unverwechselbar zu belassen.“

Aber ich halte für mich fest: Es tut auch mal das Vorjahresmodell. Ich habe in den vergangenen Monaten in allen drei Generationen erfolgreich Laufwettbewerbe bestritten ohne Blasen. Und ich werde sicher nicht jedem neuen Trend hinterherlaufen. Hinterherlaufen macht nämlich keinen Spaß. Als Läufer.

 

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Alle Kommentare [2]

  1. Vielen Dank für diese hilfreichen Tipps beim Kauf von Laufschuhen. Insbesondere die Unterscheidung der unterschiedlichen Schuharten fand ich sehr hilfreich, da mir vieles davon neu war.

  2. Schön geschrieben und so wahr! Habe die gleiche Erfahrung gemacht. Ich kaufe und laufe fast immer das Vorjahresmodell des Adrenaline GTS und habe das noch nie bereut.