Gesucht: Das beste alkoholfreie Bier für den Sport.

Mein erstes Bier trinke ich an manchen Tagen gegen 8:00 morgens, noch vorm Zähneputzen. Weder bin ich jedoch morgens schon am Zechen, noch alkoholabhängig. Ganz im Gegenteil. Das Bier ist dann alkoholfrei. Bier, das keinen Alkohol enthält, wirkt ISOTONISCH. Das klingt gut, das klingt sportlich, das klingt medizinisch und weit entfernt von Biertresen und Rauchverbot in Eckkneipe. Und wer eines der vielen Hobbyrennen für Radfahrer oder Läufer mitgemacht hat, weiß: Das gibt’s im Zieleinlauf. Meist ist es Erdinger Weizen, die sich in dem Segment Sport mit ihrem alkoholfreien Weizen positionieren, beim Köln Marathon gab’s Reissdorf. Nach 42 Kilometer Laufen schmeckt das alles herrlich. Und morgens um acht nach einer frühen Trainingseinheit: Naja. Man gewöhnt sich an alles – irgendwas fehlt halt.

Frieren für den Genuß. Die Kandidaten in der Naturkühlung am Lütjensee

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Der Körper verliert Salze und Mineralien beim Laufen, dafür braucht man sich nach einer anstrengenden Einheit nur einmal über den Handrücken lecken. Fitnessdrinks sollen nach dem Sport die verlustig gegangenen Mineralien wieder auffüllen. Das tut auch das alkoholfreie Bier. Und mitnichten nur jenes, wo das Zauberwort „isotonisch“ drauf steht. Im Grundsatz tun das alle. Gebraut wird alkoholfreies Bier wie normales Bier. Es enthält also – zumindest alle Biere dieses Tests – nichts anderes als Hopfen, Malz, Wasser, Hefe. Das aus dem Reinheitsgebot sattsam bekannte Quartett der Brauer. Keine Aromastoffe, keine anderen Farbstoffe, die ich beim Joghurt und nun auch bei meiner Wettkampfnahrung meide. Und so richtig dürste ich auch nicht nach den verfügbaren Geschmacksrichtungen, die nie wirklich so schmecken, wie die Frucht, die draußen draufsteht.

Die Verfahren, mit denen der Alkohol entzogen wird, sind unterschiedlich. Bei der Brauerei Lammsbräu aus Neumarkt beispielsweise entsteht erst gar keiner im Brauprozess in der Menge, wie bei dem normalen Lammsbräu. Andere entziehen ihn anschließend mit Verdampfungstechniken. An dieser Stelle führt es mal zu weit, das alles auseinanderzudröseln, das hat auch die Kollegin Ilka Kopplin schon hier gut aufgeschrieben. Wichtig ist für mich als Verbraucher erstmal nur: Die Verfahren werden immer besser.

Es darf gespuckt werden. (Fast) kein Alkohol aber reichlich Flüssigkeit.

Und selbst wenn es mir gar nicht darum geht, am morgen schon meine Trainingsrunde isotonisch abzurunden – auch am Abend trinke ich entweder in Vorbereitungswochen oder einfach mal so, lieber alkoholfreies Bier. Zum einen: Alkohol belastet, die vermeintlich enthaltsamen Wochen machen sich bemerkbar. Und deutlich weniger Kalorien als normales Bier hat es auch. Wer also ein paar Kilo verlieren möchte – ein Kompromiss zwischen Wasser und normalem Bier.

Dann sollte es aber auch schmecken. Und um rauszufinden, welches was kann, habe ich Gerhard Retter gefragt. Retter ist Gastronom. Der gebürtige Österreicher betreibt zusammen mit seiner Frau die Fischerklause am Lütjensee unweit von Hamburg, am gleichen See, wo einst Rudolf Augstein ein Haus hatte. Lange Jahre arbeitete Retter als Sommelier im Hotel Adlon, nach Berlin verbindet ihn nun die „deutsch-österreichische Weinbar“ Cordobar, die er mit betreibt. Und er macht Werbung für Milch. Aha. Er bewertet für Magazine sowohl Weine und kennt sich vor allem auch mit der Behandlung mit sehr teuren alten Rotweinen aus.

Also wird er doch wohl gerade noch riechen und schmecken können, welches Bier was kann! Dachte ich. Kann er auch. Und überrascht war er auch. (Ich im übrigen auch, ich bin aber kein Fachmann für Bier, laufe dafür aber die fünf Kilometer fixer um den Lütjensee als Gerhard Retter.)

Die Unterschiede sind weder schwer zu erschmecken noch sehr subtil. Hier präsentiert sich eine Bandbreite auch innerhalb der Gattungen Pils und Weizen und Export. Und nicht ganz unwichtig: Sie enthalten Alkohol. Das frei müsste man, bis auf das Bitburger, das deutlich mit 0,0% Alkohol wirbt, mit „sehr alkoholarm“ übersetzen. Ich jedenfalls spürte in der Mitte der Verkostung schon deutliche Signale meines Körpers. Dem Profi ging’s kaum besser. Bis zu 0,5 % Alkohol dürfen diese Biere enthalten – ebenso wie Fruchtsäfte übrigens. Die Spucknäpfe, die bei Weindegustationen zum Einsatz kommen, hätten wir intensiver befüllen sollen.

Wir haben – auch der Konzentrationsfähigkeit halber geschuldet – nicht alle etwa 200 deutschen alkoholfreien Biere probiert. Es fehlen mehr als wir geschafft haben. Deutlich. Regionale Spezialitäten wie Reissdorf Kölsch oder Tannenzäpfle Alkoholfrei – schwer zu beschaffen. Leider – keine Frage! Stattdessen ist es der Versuch, die großen Marken abzudecken, die wohl von Nord bis Süd erhältlich sind. Oder auch: Die Fernsehbiere. Die großen Marken versuchen den kontinuierlichen sinkenden Bierabsatz so auch zu verbessern. Ein Gang in den Bio-Supermarkt gehörte auch dazu. Aber nicht alle geben sich wohl dabei die gleiche Mühe, wie die Mitbewerber. Zwischen: „Naja“ und „überraschend komplex“ – alles dabei.

Hier nun also in der Bildergalerie die Beschreibungen und die Punktzahl. Das Punktesystem ist das aus der Weinwelt bekannte 20er-System. 20: Bingo. 20 heißt in unserem Falle: Da ist perfektes Bier. Ob mit oder ohne Alkohol. Es ging uns darum, welches Bier wohl am ehesten nah an die alkoholisierten Vorbilder (nur die Biere, nicht die Tester) rankommen. Die perfekte Illusion – das vorweg – hat keines geschafft – Alkohol ist wie Fett und Salz leider Geschmacksträger. Es fehlt etwas. Aber dann doch nicht so viel, als dass es nicht als Alternative hervorragend taugt. Biere mit 15 Punkten sind empfehlenswert, die mit mehr einfach empfehlenswerter, die mit weniger können neugierige Sportler ja gegentesten. Denn am Ende zählt der eigene Geschmack – wer sich mit süffig wohler fühlt als herb – alle Richtungen haben gute Vertreter. Hier in der Galerie die Verkostungsnotizen von Gerhard Retter.

Dies noch: An dieser Stelle rät die Gesundheitsexpertin Nancy Clark übrigens dazu, alkoholfreies Bier eher nur nach leichten Einheiten zu trinken, der Salzverlust sei zu groß, da Bier keines enthält, wären Fitnessdrinks dann sinnvoller. Oder man isst dazu Salzbrezeln. Oder Chips. Morgens um acht! Mein Ding! Prost!

Frühstücksgedeck nach dem Morgenlauf.

Frühstücksgedeck nach dem Morgenlauf.

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Alle Kommentare [11]

  1. @uwe so, ich habe das foto rausgenommen. leider ist es mir nicht möglich, den text noch wiederzufinden, das ist ja schon was länger her. dann halt raus damit. danke für den hinweis. schade, aber eine sinnvollere lösung fällt mir nicht ein.

  2. @Uwe Oh, das ist nun schon so lange her, das lese ich jetzt zum ersten Mal. Ich schaue gerade mal, was da los ist. Geschrieben hatten wir einen, klar. Seltsam.

  3. Wie schön, dass die Geschmäcker verschieden sind.Gott sei dank. Uns scmeckt Bitburger Alkohlfrei am besten . Flensburger Fun zu bitter . MFG K. Geiger

  4. Ich bin auch ein großer Freund von alkoholfreiem Bier und trinke es sowohl nach dem Sport als auch gern zwischendurch zum reinen Genuss. Ich kenne daher auch viele der gestesten Biere.

    Ich persönlich finde Veltins Alkoholfrei schrecklich, da es schmeckt als habe jemand das Bier mit Wasser verdünnt. Im Gegensatz dazu finde ich das alkoholfreie Löwenbräu sehr gelungen, es ist eben kein Pils und daher sehr süffig.

    Aber ein schöner Bericht, hat Spaß gemacht ihn zu lesen!

  5. Während einer Antibiotikakur war ich leider auch gezwungen, mir ein paar alkoholfreie zu besorgen. Unter den von mir 11 getesteten (alle samt hier dabei) war auch meiner Meinung nach das Jever Fun das Bier, welches am meisten nach BIER schmeckt ohne gleich zu bemerken, dass es alkoholfrei ist. Insofern kann ich Thorsten nur zustimmen! Bei dem Becks gehe ich noch mit. Die anderen Biere, die teilweise mit 15 bewertet wurden, waren einfach nur widerlich…. Auch alkoholfreies Bier MUSS nach BIER schmecken und das kann das Jever Fun am besten!

  6. guten morgen, steht da nichts? oha. technischer fehler beim übertragen. hm. ich meine mich zu erinnern, dass es durchschnitt war, schaue aber, ob ichndie aufzeichnungen noch parat habe.

  7. Bei den Bieren, die ich kenne kann ich das Urteil des Testers nur bestätigen. Die guten Noten einiger, mir unbekannter, Sorten machen mich neugierig. Allerdings hätte ich mir mehr Weizenbiere im Test gewünscht.