Mein Verein: Das Internet

Sport in Gemeinschaft macht Spaß. Mir nicht so. Austausch ist fein, Interesse und Neugier an dem, was andere tun und erleben ist schön, aber wenn ich laufe, Rad fahre oder schwimme, dann bevorzuge ich Musik zu hören und meine Ruhe. Aber dennoch ist es bei Wettkämpfen oder auch in der Vorbereitung nett, oftmals hilfreich, sich auszutauschen. Das geht auch über das Internet und Social Media spielt hier seine volle Stärke aus. Kein Volkslauf, wo es nicht möglich wäre, sich über Twitter mit dem Suchbefehl #twitterlauftreff vorher und nachher mit Menschen zu treffen, die man vielleicht nur aus Gesprächen auf Twitter kennt. Einer davon nennt sich @triathlondog und er ist genau deswegen der erste Sportler, den ich hier vorstelle in einer losen Serie, die die Motive einzelner Sportler erläutert, damit es nicht immer nur um mich geht. (Er war zudem derjenige, der mich vergangenes Jahr dazu breit schlug, mich für den 50 Kilometerlauf in Rodgau anzumelden, den ich dann wegen Krankheit nicht laufen konnte.)

Wie viele Sportler pflegt @triathlondog, bürgerlich Demeter Dick, Jahrgang 74, auch nebenbei eine Homepage, sie gehört zweifelsfrei zu den amüsantentesten und lehrreichsten Webseiten von Hobbysportlern. Die Homepage heißt – was Wunder – www.triathlondog.com. Von Beruf ist er Jurist, wohnhaft in Linz in Österreich. Und Sieger des ersten Wiener Indoor Marathons. Der zwar keine 42,195 Kilometer lang war, erster war er dennoch. Aber das liest sich am schönsten in seinen eigenen Worten auf seiner Homepage.

Und hier seine Antworten zu den Fragen, die sich wohl irgendwie jeder Hobbysportler mit ein klein wenig Ambitionen hin und wieder stellt. Oder stellen lassen muss.

Warum machen Sie das?

Vermutlich bin ich nicht ausgelastet. Aber sagen Sie das nicht meinem Chef. Irgendwie hatte ich schon immer einen Hang zum sportlichen Exodus. In der Schule, beim Militär, an der Spielkonsole. Allerdings war mit Beginn meines Studiums das Thema Sport abrupt erledigt. Ersetzt durch Kneipenbesuche. Natürlich nächtelang. Denn wenn, dann ordentlich. Vor rund sechs Jahren dürfte  ich dann eines Tages die Schuhe geschnürt haben. So genau weiß das heute keiner mehr. Ich erinnere mich nur, dass meine ersten Läufe rund um den Friedhof in einem Moleskine-Notizbuch notiert wurden, und mich mein Walkman mit Pop Goes The World und Mit 18 begleitete. Manchmal sahen wir auch Rebhühner.

Wann machen Sie das?

Wann laufe ich nicht? Das wäre einfacher zu beantworten. Dann, wenn ich  nicht schwimme oder auf dem Rad sitze. Zu Beginn, als ich nur dem Laufsport nachgegangen bin, vor allem abends – nach der Arbeit. Gerne auch im Studio. Ich liebe Laufbänder. Sehr sogar. Nachdem mir dann aber eine vermutlich unbehandelte Midlife Crisis im Oktober 2011 befohlen hatte Triathlet zu werden, ist die Sache etwas außer Kontrolle geraten. Im Moment – also seit mehr als einem Jahr – läutet der Wecker praktisch täglich um 5:30 Uhr. Da wird dann entweder gelaufen, oder das Frühschwimmen besucht. Mittag absolviere ich gerne Tempo- oder Intervallläufe im Fitnessstudio. Am Abend geht’s dann noch aufs Rad oder es folgt eine Koppeleinheit Rad/Laufen. Der „klassische“ Morgenlauf an der Donau über 15 km gehört zu meinen Lieblingsläufen. Kein Lärm. Kein Licht. Keine Menschen. So mag ich das. Mein zweiter Lieblingslauf ist dann der lange, langsame Lauf am Wochenende. Gerne auch mal schon um 5 Uhr morgen über 45 Kilometer mit Taschenlampe am Hut.

Wo soll das hinführen?

Meine Frau meint in eine Hüftoperation. Oder einen plötzlichen Herztod. Ich möchte beides nicht gänzlich ausschließen. Nachdem ich seit ich Triathlet bin allerdings nicht mehr rauche und trinke, sterbe ich zumindest gesund. Sollte ich überleben, rechne ich spätestens in 40 Jahren mit einem Sieg beim Ironman Hawaii in der AK-75.

Was sagen Ihre Familie und Freunde?

Meine Freunde halten mich für verrückt. Gleichzeitig sind sie natürlich neidisch, weil ich – im Gegensatz zu ihnen – jedes Jahr jünger und fitter werde. Meine Frau stört’s auch nicht. Ein knackiger Mann, der vor lauter Training keine Zeit hat, fremd zu gehen. Dass ich meiner Frau ein Laufband in die Wohnung gestellt habe, war ein strategisch sehr feiner Zug. Sie hat Blut geleckt und bringt jetzt – während sie sich durch die Trainingspläne des ehemaligen Marathon-Europameisters Herbert Steffny kämpft – mehr Verständnis für meine Leidenschaft auf. Damit sie dabei den Haushalt nicht aus den Augen verliert, habe ich das Laufband aber sicherheitshalber in die Küche gestellt.

Was machen Sie, wenn Sie mal keine Lust haben?

Das passiert dann ja doch eher sehr selten. Und falls doch, schaue ich kurz in meine Twitter Timeline und bin wieder motiviert. Oder wage zumindest einen Spaziergang durch die Stadt. Vom Sport aber mal abgesehen pflege ich eine recht umfangreiche Buch- und Musikbibliothek. Da gibt es immer was zu tun. Lesend. Hörend. Stöbernd. Sortierend.

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