Mein Verein: Das Internet. Heute: Katrin Schneider

Diese Statistik ist kaum zu fälschen, man darf also Schlüsse draus ziehen: Sei es beim Marathon oder Jedermannradrennen – die größte Startergruppe ist  in der Regel die der Männer zwischen 35 und 50. Die wollen es wohl alle noch mal wissen. Midlife-Crisis-Hechler. Nicht alle – aber genug. Die, die ersten mahnenden Worte des Arztes hörten, die , die sich mit dem Gewicht nicht mehr abfinden wollten. Und auch viele, die im Beruf viel erreicht haben, aber eben auch an ihrer finalen Position angekommen sind – die suchen noch eine Herausforderung. Da geht noch was.

Frauen im Ausdauersport sind bei solchen Rennen die Minderheit. Die, die sich auf lange Radstrecken wagen allerdings sind in der Regel auch recht fix. So manches Rennen habe ich nicht viel mehr getan, als versucht, an einer Frau dran zu bleiben, denn der männliche Ehrgeiz will sich das natürlich nicht bieten lassen. Hat dann auch oft genug nicht funktioniert und ich musste beim Radrennen abreißen lassen.

Als ich hier die erste Folge veröffentlichte über Menschen, die Vollzeit berufstätig sind und sich nebenher intensiv mit Sport beschäftigen, folgte auf den Beitrag mit dem Österreichischen Triathleten @triathlondog (auf Twitter) eine sehr lustige Mail einer LeserIN – ihr Twitteraccount: @KatringoesTria. Ebenfalls Triathletin. Ebenfalls Vollzeit berufstätig. Ebenfalls kräftig am trainieren.

Ich will also nicht verhehlen, dass ich das sehr begrüße, in der zweiten Folge „Mein Verein: Das Internet“ eine Frau, die Mitarbeiterin der Kommunikationberatung Hering Schuppener, Katrin Schneider, hier vorstellen zu dürfen. Sie stellte sich den gleichen Fragen, die sich unsereiner mehr oder minder offen ausgesprochen immer wieder stellen muss. Meist zunächst sich selbst.katringoestriathlon

Katrin Schneider hat – davon träumen wohl viele Männer – das Glück, im Wohnzimmer gleich vier Fahrräder aufstellen zu dürfen. Ich will nicht drumrumreden – das wäre bei mir  daheim völlig ausgeschlossen. Katrin Schneider findet neben dem ganzen Training ebenfalls noch Zeit für einen lesenswerten Blog, der – wie passend – heißt: katringoestriathlon.wordpress.com.

Aber hier erstmal ihre Antworten auf die wichtigen Fragen:

Warum machen Sie das?

Um mir und dem Rest der Welt zu zeigen dass ich das kann. Wahrscheinlich bin ich auch irgendwie verrückt und weiss nur nichts davon.

Oder mir sind normale Freizeitaktivitäten eben zu langweilig.

Eigentlich war Sport nie mein Ding, ich bin eher rauchend auf der Couch rumgekullert. Aber im vergangenen Jahr hat ein Bekannter meinen Ehrgeiz geweckt., indem er mir sagte, ich würde keinen halben Ironman schaffen, also 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Rad fahren und 21 km laufen. Und mein Ehrgeiz ist ungefähr so wie der Schweinehund: Ziemlich groß und ziemlich dominant.  Jetzt, 6 Monate später habe ich den Sport leben und lieben gelernt.

Und mittlerweile brauch ich den Schmerz, den er mit sich bringt wohl auch so ein bisschen. An das Gefühl man sei ein 94jähriger Rheumapatient habe ich mich sehr schnell gewöhnt. Und das Gefühl hatte ich am Anfang dauerhaft.

Wann machen Sie das?

Im Kopf ständig. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Mentaltraining nennt man sowas, glaube ich. Funktioniert hervorragend, im Kopf laufe, schwimme und radele ich eine Bestzeit nach der anderen und weiss schon gar nicht mehr wohin mit meinem Ego.

Und sonst. Mhm, nun ja.  Der Wecker klingelt um 5, dann gibts flotte 10km Laufen, den Rest des Tages verbringe ich bis zur Dämmerung im Büro. Hier nutze ich den Weg vom Schreibtisch zum Drucker, gern noch als Erstatzlaufstrecke. Nach 20 Uhr findet man mich dann gern im Schwimmbad, im Studio oder auf dem Rad. Alles hat einen Plan. Selbst schlafen ist geplant. Findet dann meist so zwischen 01:00 und 05:00 Uhr statt.

Wo soll das hinführen?

Gute Frage. Irgendwann will ich mal was Verrücktes machen. Gerne den Norseman im Jahr 2015, ein Ironman in 13 bis 15 Grad kaltem Wasser, der abschließende Marathon endet nach 17 Kilometern Anstieg auf 1850 Metern Höhe.

Sonst werd ich wahrscheinlich durch einen dummen Zufall Profitriathlet. Irgendwie fängt ja bei mir alles mit einem dummen Zufall an, wie dem mit dem Kommentar meines Bekannten.

Was sagen  Familie und Freunde?

Die haben mich irgendwann als komplett durchgedreht abgestempelt. Warum weiss ich noch nicht so genau. Mittlerweile ist in den Köpfen eher der „Huch, die macht wirklich ernst.“ Gedanke. Seitdem wissen sie – glaube ich – nicht, ob sie Angst vor mir haben sollen oder nicht.

Mein Freund, den ich nach meinem Entschluss zu trainieren kennen lernte (und der doppelt so viel  für seine Qualifikaton für den Ironman auf Hawaii trainiert) sagt: „Du kommst auch nicht richtig zum Training, das gefällt mir so auch nicht, Schatz.“ Mein Gesicht dazu möge man sich jetzt bitte vorstellen. Ungefähr so, wie eine Kuh, wenn’s blitzt.

Mein Heimatdörfchen steht am 11.08. bei meinem allerersten halben Ironman in Wiesbaden wahrscheinlich und hoffentlich fähnchenschwingend am Streckenrand. Die würden sich freuen, wenn ich ein Buch schreibe, weil das halbe Dörfchen begeistert meinen Blog liest.

Das wollte ich mal angehen, wenn ich Langeweile und 5 Minütchen Zeit habe.

Was machen Sie, wenn Sie mal keine Lust haben?

Keine Lust kommt eher selten vor. Es hapert doch eher an der Zeit. Das Zeitproblem lässt sich lösen, durch weniger Schlaf. Frei nach dem Motto: „Ich habe so lange ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe.“

Gegen das Lustproblem hilft ganz gern ein Gang auf die Waage 🙂

Aber psssst. Geheimtipp!

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