Über Jahrzehnte galten Zeitarbeitsunternehmen als Sprungbrett in eine Festanstellung – wer sich bewährte, wurde womöglich übernommen. Jetzt, wo Facharbeiter überall fehlen, floriert das Geschäft umso mehr.

Doch waren Leiharbeiter bisher meist schlechter gestellt als die Kollegen mit Festanstellung in derselben Company. Oft gab es für sie niedrigere Löhne, keine Jobsicherheit und keine Benefits wie billiges Kantinenessen und weitere Ungleichbehandlungen.

Und gerade erst kassierten die große Zunft der Leiharbeiter mit rund 800.000 Beschäftigten ein negatives Urteil vom Bundesarbeitsgericht. Danach müssen sie auch weiterhin mit deutlich niedrigerem Stundenlohn – wie im entschiedenen Fall von 9,23 Euro gegenüber 13,64 Euro für die Stammbelegschaft – leben. Der Grund: Den schlechteren Tarifvertrag mit niedrigem Lohn hatte die Gewerkschaft Verdi selbst mit dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen abgeschlossen.

Plötzlich geht´s genau anders herum: Leiharbeiter sind in der Pflege privilegiert

Nur: In Branchen wie der Pflege in Kliniken ist es heute umgekehrt: Wer als Pfleger oder Krankenschwester mehr verdienen will, weniger Verantwortung, weniger  oder keine lästigen Dokumentationspflichten, keine Wochenendschichten aber dafür einen kleinen Dienstwagen will, der wechselt in ein Zeitarbeitsunternehmen. Das ist nachvollziehbar. Die Treuen, die durchhalten, trifft es dann umso härter. An ihnen bleiben die  lästigen Dokumentationen und ungeliebten Wochenendschichten umso öfter hängen. Da konnten Situationen wie diese entstehen: dass zum Jahresende eine ganze Krankenstation statt mit neun Pflegern nur noch mit zweien dasteht. Eine Vollkatastrophe, über die natürlich auch kaum mal etwas in der Lokalpresse zu lesen ist. Die Klinik will sich nicht in der Zeitung wiederfinden mit solchen Hiobsbotschaften.

(Foto: C.Tödtmann)

Umso schlimmer für die Kliniken ist, dass das Leihen von neuen Kollegen auf Zeit am Ende viel teurer ist als die Gehälter für die Stammbelegschaft. Und anders herum, wer aus der Stammbelegschaft eine Gehaltserhöhung will, hat dennoch keine Chance – außer er geht weg zu einem Verleihunternehmen.

Holetscheks Initiative, Leiharbeit eindämmen – in der Pflege

Bayern Gesundheitsminister Klaus Holetschek jedenfalls schon hat eine Bundesratsinitiative zur Eindämmung der Leiharbeit in der Pflege angekündigt. „Wir müssen der steigenden Tendenz zur Leiharbeit in der Pflege mit aller Entschiedenheit entgegentreten“, sagte der CSU-Politiker nach einer Sitzung des Ministerrats am Dienstag in München, schreibt die „Ärztezeitung“. Plötzlich.

Holetschek macht bei Pflege-Leiharbeit Druck auf Lauterbach (aerztezeitung.de)

Plötzlich verkehrte Welt – und bald überall so? In den Kliniken beneiden die Stammbelegschaften die Zeitarbeitnehmer | Management-Blog (wiwo.de)

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