Blumen-Klauen finden Entrepreneure nicht schlimm. In der Bibliothek die Füße auf den Tisch legen, finden sie ebenso daneben wie andere. Eine WU-Studie untersucht die Unterschiede in der Wahrnehmung

Entrepreneure sind Schlitzohren, denen Höflichkeit und Respekt wichtig sind 

Entrepreneure nehmen es mit dem Übertreten von kleineren Vorschriften nicht immer genau. Doch bei aller Bereitschaft zum Regelbrechen sind ihnen Höflichkeit und persönlicher Respekt aber dennoch sehr wichtig. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der WU Executive Academy in Wien. Ein Gastbeitrag von Nikolaus Franke und Donatella Rubelj 

 

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Nikolaus Franke (l.) und Donatella Rubelj (r.) (Foto: PR/WU Executive Academy Wien)

 

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Einstellung zu Regelverletzungen und einer unternehmerischen Persönlichkeitsprädisposition eines Menschen?

 Erfolgreiche Entrepreneure müssen gegen den Strom schwimmen. Eine Innovation bedeutet zwangsläufig, dass man die Welt, wie sie ist, hinterfragen und den Mut haben muss, bestehende Regeln, Muster und Konventionen zu brechen. Soweit so klar.

Aber wie weit kann und darf das gehen? Gilt das auch für Strafrecht, Verträge und Moral? Das Studienergebnis: Entrepreneure sind Schlitzohren, die es mit dem Übertreten von kleineren Vorschriften nicht so genau nehmen – aber trotzdem sind ihnen Höflichkeit und persönlicher Respekt sehr wichtig.

 

Eine Zeitung im Laden klauen geht gar nicht

1, Kleinere strafrechtliche Vergehen: Entrepreneure finden diese signifikant weniger dramatisch als Nicht-Entrepreneure. Durchaus noch entschuldbar finden es Entrepreneure beispielsweise, wenn jemand Zierblumen in einem botanischen Garten pflückt (Mittelwert = 5,1).  Das möglicherweise romantische Ziel des Übeltäters scheint sie etwas zu besänftigen. Nicht-Entrepreneure verstehen in diesem Punkt signifikant weniger Spaß (Mittelwert = 6,3). Auch unerlaubtes Parken auf dem Bürgersteig erscheint Entrepreneuren eher als lässliche Sünde (Mittelwerte 5,2 gegenüber 6,0). Wenn es um wirkliche Delikte geht, wie eine Zeitung im Geschäft mitgehen zu lassen (Mittelwerte 7,2 gegenüber 7,5) gibt es jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen – das lehnen gleichermassen beide stark ab. Taschendiebstahl kommt Entrepreneuren sogar etwas schlimmer vor als nicht-Entrepreneuren (8,3 gegenüber 8,1).

 

Der Sitz im Zug war reserviert? Mir doch egal ? Nicht den Nicht-Entrepreneuren

2. Kleinere zivilrechtliche Vergehen: Da gibt es keinen signifikanten Unterschied. Entrepreneure und Nicht-Entrepreneure sehen Regelverletzungen gleichermaßen besonders kritisch – eher kritischer sogar als kleine strafrechtlich relevante Sünden. Unterschiede zwischen den beiden Gruppen gibt´s dennoch auch hier. So finden es Entrepreneure am schlimmsten, wenn jemand in einem öffentlichen Gebäude raucht – die patzige Unhöflichkeit in diesem Verhalten stört sie besonders. Nicht-Entrepreneure dagegen stoßen sich vor allem daran, wenn sich jemand weigert, einen reservierten Platz im Zug freizugeben.

 

Füße auf dem Tisch in der Bibliothek finden alle daneben

3. Moralisch begründete Normen und Konventionen: Hier gibt es insgesamt kaum Unterschiede zwischen Entrepreneuren und Nicht-Entrepreneuren. Auf den Boden spucken, jemanden im Gedränge rempeln, das Motorrad laut aufheulen lassen, sich im Kino laut unterhalten, sich nicht bedanken, wenn jemand einem die Tür aufhält – das finden Entrepreneure wie Nicht-Entrepreneure ähnlich unangemessen. Entrepreneure finden es sogar etwas ungebührlicher, wenn jemand beim Aufschlagen der Zeitung im Bus das Gesicht seines Nachbarn erwischt (Mittelwert = 4,4, nicht-Entrepreneure haben einen niedrigeren Mittelwert von 4,0). Auch wenn jemand in einer Bibliothek die Füße auf den Tisch legt, stören sich Entrepreneure (Mittelwert = 5,9) daran ein wenig mehr als Nicht-Entrepreneure (Mittelwert = 5,4).

 

Methode: „Im Rahmen einer kürzlich vom Institut für Entrepreneurship & Innovation durchgeführten Studie befragte Forscherin Donatella Rubelj 89 angehende Entrepreneure und 70 Nicht-Entrepreneure im gleichen Alter, mit gleichem Bildungsgrad und gleicher Geschlechterverteilung. Den Versuchsteilnehmern wurden 21 alltägliche Regelverletzungen vorgelegt. Sie beurteilten diese nach dem von ihnen subjektiv wahrgenommenen Grad der Normverletzung. Sie sollten sich vorstellen, sie würden einen ganz normalen jungen Mann beobachten, wie er diese jeweiligen Verhaltensweisen zeigen würde. Wie schlimm würden sie den Regelverstoß finden? Die Skala reichte von 1 = kein Problem bis 10 = sehr schlimm.

 

 

 

 

 

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