Buchauszug Frank Wilmes: „Halt Dein Leben fest…und schau mal, wie die Mönche das machen“

Buchauszug Frank Wilmes: „Halt Dein Leben fest…und schau mal, wie die Mönche das machen“

 

Frank Wilmes (Foto: Presse)

 

Was uns wirklich wichtig macht

Verantwortung übernehmen, sich verantworten: das sind starke Lebensthemen. Wer Verantwortung übernimmt, will kein Mitläufer sein, er will gestalten und etwas bewegen. In der Verantwortung drückt sich eine Verpflichtung aus, so zu handeln, dass gute Ziele im Rahmen des vernünftig Möglichen erreicht werden. Anstand und Vernunft weisen also der Verantwortung ihren Weg. Der zweite Punkt der Verantwortung: sich verantworten. Dazu sagte der Politiker und Hochschullehrer Wolfgang Schulhoff: „Die Schuldigen schuldig werden lassen“. Wer also einer Verantwortung nicht gerecht geworden ist, sollte für die Folgen aufkommen. Ein guter Charakter nimmt diese Herausforderung an. Er schleicht sich nicht davon.

 

Sinn der Macht

„Der Obere aber soll sich glücklich schätzen, nicht, weil er kraft seines Amtes gebieten,
sondern weil er in Liebe dienen kann.“

Augustinus

 

 

Impuls: Frage nach dem „Warum“

Die Macht verführt häufig zu Allüren. Dann fordern die Mächtigen nicht nur Respekt, sondern auch Bewunderung. Das ist natürlich albernes Gehabe: Zunächst einmal hat jeder Mensch auch ohne Rang und Stand Respekt verdient. Und das ist gewiss auch eine Frage der Höflichkeit.

Außerdem kann der Mächtige die Bewunderung ohnehin nicht erzwingen. Er kann sie nur erwerben, indem er anderen Menschen mit seinem Tun und seinen Zielen einen Sinn vermittelt. Macht hat deshalb nur die eine Aufgabe, für einen Sinn zu dienen, wie es Augustinus umschreibt.

Peter Dogs ist ein „Star-Psychiater“, wie die „Welt am Sonntag“ schreibt, der sich der wunden Seelen der „Reichen und Mächtigen“ annimmt, wie die „Wirtschaftswoche“ feststellt.Einmal im Jahr trifft er sich mit Managern auf Mallorca. Das Thema lautet: „Warum? Weshalb?“ Das sind eigentlich radikale Fragen, weil sie hartnäckig das Leben berühren.

Peter Dogs sagt dazu: „Warum arbeite ich so viel und weshalb mache ich weiter, obwohl ich schon so viele Millionen auf dem Konto habe? Für was mache ich mich so kaputt?“ Und dann stellt der Psychiater fest: „Das Dumme ist, die Leute stellen sich die Frage gar nicht. Die machen einfach weiter.“

Sie haben also die Radikalität der Warum- und Weshalb-Fragen gar nicht begriffen. Sie verstehen nicht wirklich, dass Familie, Gesundheit und Hingabe an das Leben das Wichtigste überhaupt sind. Das ändert sich allerdings schlagartig, wenn eine Krankheit das Leben unschöner macht oder die Ehe kaputtgeht, überhaupt das familiäre Gefüge auseinandergeht. Auf unser Leben übertragen: Warum muss immer erst etwas passieren, um daraus eine Lehre zu ziehen? Weil
wir das „Dienen“ verlernt haben.

 


Frank Wilmes: „Halt Dein Leben fest…und schau mal, wie die Mönche das machen“, 83 Seiten, 13,70 Euro https://www.amazon.de/Halt-dein-Leben-fest-Mönche-ebook/dp/B07NPQDG3Q

 

Die Macht beschneiden

„Und wenn es irgendwann einmal den Schwestern in ihrer Gesamtheit klarwerden sollte, dass die Äbtissin zum Dienst und zum gemeinsamen Wohl der Schwestern unzureichend sei, dann sollen die genannten Schwestern verpflichtet sein, sich nach
der vorgeschriebenen Form so schnell wie möglich eine andere zur Äbtissin und Mutter zu wählen.“

Klara

 

Impuls: Solidarität ist eine starke Waffe

Klara findet klare Worte. Wer das Sagen hat, aber falsch entscheidet oder kein Vorbild ist, muss abtreten. Beschützen wir also nicht die Menschen, die es nicht verdient haben. Wer abtritt, geht nicht unter, aber er muss sich unterordnen. Genau diese Ordnung macht das Leben schöner, mindestens aber erträglicher.

Wir alle kennen die Situation, dass ein Mensch seiner Verantwortung nicht gerecht wird. Er macht einfach weiter, weil ihn keiner stoppt. Ich weiß, dass das nicht immer möglich ist. Das Kind kann vor seinen aggressiven Eltern nicht fliehen und der Arbeitnehmer kann nicht immer risikolos seinen Arbeitsplatz wechseln, um seinem cholerischen Chef auszuweichen.

Dieses Ausgeliefertsein ist brutal. Wenn es dann aber Mitmenschen gibt, die das sehen und ihre Solidarität zeigen und auch konkret handeln (Jugendamt, Betriebsrat), hat der Mächtige hoffentlich verloren und das ist wunderbar.

Macht spielt sich in allen Lebensbereichen ab und wir erleben doch ständig, dass Menschen mit ihrer Macht falsch umgehen. Oder? Nur ein Beispiel: Ein elfjähriges Mädchen sagte dem Busfahrer, dass sie ihre Monatsfahrkarte vergessen hat. Darauf schickte er sie zurück in die Kälte und das eingeschüchterte Kind musste eine Stunde nach Hause laufen. Die Eltern des Kindes haben sich beschwert. Sie haben die Macht des Busfahrers nicht hingenommen. Richtig so.

 

Herausforderungen aushalten

„Der Abt erinnere sich stets an das, was er ist, und an den Namen, den er trägt. Er wisse, dass von dem, dem mehr anvertraut ist, auch mehr verlangt wird. Er sei sich bewusst, wie schwierig und mühsam die Aufgabe ist, die er empfangen hat, nämlich Seelen zu führen und dem Charakter vieler sich anzupassen. Der eine nämlich braucht Güte, ein anderer bedarf des Tadels, wieder ein anderer des Zuredens.“

Benedict

 

Impuls: Stärke deine Stärken

Wer die Nummer eins ist, muss dem Druck seiner Aufgabe gewachsen sein – mental, körperlich, charakterlich. Oder wie der amerikanische Präsident Harry Truman sagte: „Wenn du die Hitze nicht aushältst, verlasse die Küche.“

Immer mehr Menschen wollen wenigstens zeitweise die „Küche“
verlassen, um sich vom Stress zu erholen oder einfach mal das Leben nachzuspüren. Früher wäre es undenkbar gewesen, sich für ein paar Monate vom Job zu verabschieden, um eine Auszeit zu nehmen.

Immer mehr Unternehmen bieten solche Möglichkeiten an, damit die Mitarbeiter mit neuen Ideen und frischer Aufbruchstimmung zurückkommen. So zum Beispiel die Unternehmensberatung Boston Consulting Group mit ihrem „Flexleave“ – bis zu zwei Monate im Jahre können die Berater sich unbezahlten Urlaub für eigene Projekte oder eine Tätigkeit bei wohltätigen Organisationen nehmen.

Das Leben besteht eben nicht nur aus Arbeit. Die Formel für die eigene Lebensgestaltung lautet: Mehr Zeit statt mehr Geld – und mehr Sinn für Empathie. So wächst ganz im Sinne von Benedict eine Führungs- Generation nach, die nicht nur mit überdurchschnittlichen Noten und Abschlüssen der besten Unis glänzt, sondern für den beruflichen Erfolg soziale Kompetenzen mitbringen (muss). Es geht genau darum, die Stärken der Mitarbeiter zu stärken, Talente frei zu legen und Sinn für die Arbeit zu vermitteln.

Einfach ist das alles nicht. Sich mit anderen Menschen auseinander zu setzen, ihnen auch etwas zuzumuten und Kritikpunkte offen anzusprechen, ist ein ständiges Versuchen und Machen, um gemeinsam etwas zu bewegen. So entsteht Erfolg.

 

Macht der Ausgeglichenheit

„Er (der Abt) trachte auch danach, mehr geliebt als gefürchtet zu werden. Er sei nicht ungestüm noch ängstlich, er soll nicht übertreiben und sei nicht hartnäckig, nicht eifersüchtig und zu argwöhnisch; sonst hat er nie Ruhe.“

Benedict

 

Impuls: Menschen ernst nehmen

Benedict beschreibt den perfekten Chef. Wir können diese Rolle auf alle Lebensbereiche übertragen. Nur wissen wir auch, dass wir seinem Ideal kaum gerecht werden können. Wir sind einfach nicht in der Lage, in all unserem Wirken stets das Maß zu halten. Was dieses Maß genau ausmacht, muss ohnehin jeder für sich entscheiden.

Den Anfang machen wir sicherlich dadurch, dass wir andere Menschen ernster nehmen mit ihren Sorgen, Wünschen und Ideen. Und wenn wir Menschen ernster nehmen, haben wir wahrscheinlich auch eine größere Lernkurve.

Benedict führt weiter aus, dass der Abt mehr geliebt als gefürchtet werden soll. In einem Gespräch sagte mir der Vorstandsvorsitzende eines großen Technikkonzerns einen Satz, der mich tief zum Nachdenken brachte. „Die Angst muss raus.“
Die Angst vor Fehlern oder vor höher gestellten Mitarbeitern muss raus aus den Köpfen der Arbeitnehmer. Und er sagte mir, das ginge nur mit Führungskräften, die eine Kultur der Offenheit vorlebten, um aus Fehlern zu lernen.

Angst zerstört Können, Motivation, Vertrauen und Selbstbewusstsein. Angst macht krank.

 

 

 

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