Naujoks in New York (III): Die Herausforderung ist, Produkte einfach zu halten

Für drei Monate ist Stephan Naujoks, 49, CEO und Co-Gründer des Kieler Start-ups Snapmobl, in New York über das German Accelerator Programm. Snap­mobl transformiert Webseiten von Kleinunternehmen vollautomatisch in Smartphone-optimierte Varianten.  Snapmobl vermarktet diese Lösung seit einem knappen Jahr und hat seitdem rund 4.500 Webseiten transformiert .

Naujoks Ziel bis zum 31. März 2015: Die Vermarktung in den Vereinigten Staaten.

 

Folge III: Aus meinem Arbeitsleben

Ich habe ein neues Wort gelernt: Featuritis. Einer meiner Mentoren sagte: „Normale Leute glauben, wenn etwas nicht kaputt ist, braucht es auch nicht repariert zu werden. Ingenieure – ich bin selber einer – glauben, wenn etwas nicht kaputt ist, hat es nur zu wenig Funktionen“. Die Featuritis sorgt dafür, dass wir immer mehr Funktionen zu einem guten Produkt hinzufügen – bis es nicht mehr gut ist. Weil ein einzelner Kunde eine Anforderung hat, ein Entwickler eine tolle Idee. Produkte einfach zu halten, ist eine echte Herausforderung. Das kann ich bestätigen.

 

Mein Bürogebäude in New York

Mein Bürogebäude in New York

 

Rente? Ein Kann, kein Muss

Und ich habe gelernt, dass es in den USA kein festgeschriebenes Rentenalter gibt. Jeder entscheidet für sich, wann es Zeit für den Ruhestand ist. Genauso beeindruckt hat mich der gängige Urlaubsanspruch eines amerikanischen Arbeitnehmers: Im ersten Jahr der Betriebszugehörigkeit gibt es eine Woche Urlaub, ab vier Jahren  Zugehörigkeit drei Wochen. Ab dem zehnten Jahr gibt es dann vier Wochen.

 

New York im Schnee

Die Tage hat es morgens ordentlich geschneit: Circa zehn Zentimeter. Verkehrschaos habe ich nicht gesehen. Im Gegenteil: Der Verkehr lief mit gewohnter Dynamik – natürlich auf Sommerreifen. An der ersten Kreuzung hielt ein Taxi, um einen Fahrgast aufzunehmen etwas abrupt. Der direkte Hintermann schaffte es trotz Rutschen noch, rechtzeitig zum Stehen zu kommen – nicht aber die beiden dahinter. Es gab allerdings nur ein leichtes Touchieren, gefolgt von dem üblichen Hupkonzert – und weiter ging es. Niemand ist ausgestiegen, niemand wollte eine Beule begutachten…

 

New York im Schnee

New York im Schnee

 

Auf dem Bürgersteig sind riesige Flächen mit gusseisernen Platten unterlegt. Bei Schnee sind die ein wirkungsvoller Schrittbeschleuniger. Sie sind spiegelglatt – und sie sind früh morgens unter dem Schnee nicht zu erkennnen…

 

Schrittbeschleuniger

Spiegelglatte Schrittbeschleuniger

 

Ein Schneemann in New York

Ein Schneemann in New York

 

Es war ja die ganzen Tage sehr kalt. Am Samstag bin ich bei minus 15 Grad Celsius durch den Central Park gejoggt. Intressante Sport-Bekleidungsvarianten: Vom Daunenwintermantel bis zur kurzen Sporthose war alles vertreten.

 

Joggen in den Morgenstunden

Joggen in den Morgenstunden

 

Central Park bei Nacht: Durch Zufall – ich habe doch tatsächlich nach einem Meeting die falsche Bahnlinie erwischt, bin ich gegen 21 Uhr quer durch den Central Park marschiert. Ich war beeindruckt: Es war absolut still. Die Autos dürfen um diese Zeit nicht mehr durchfahren, mir sind keine zehn Leute begegnet. Himmlische Ruhe kombiniert mit der beleuchteten Sykline. Ich habe den unfreiwilligen Spaziergang genossen.

 

Central Park

Central Park

 

Das Meeting endete übrigens in einem Steakhaus. Die Speisekarte war recht einfach gehalten: Zehn verschiedene Steaks, die einfachen Varianten zum Einheitspreis von 59 Dollar. Ohne Beilagen. Meine Kartoffeln schlugen mit weiteren zehn Dollar zu Buche. Zum Glück war ich eingeladen 😉

 

183 Dollar im Monat für einen Fahrradparkplatz

Überhaupt die Preise: Wohnen ist schon teuer. Selbst Zimmer in gemeinnützigen Einrichtungen mit Gemeinschaftsbad kosten um 1.200 Dollar pro Monat. Den Rekord bricht aber das Parkhaus gleich bei mir um die Ecke: 183 Dollar Monatsmiete für einen Fahrradstellplatz.

 

Mietpreise für Fahrradstellplätze

Mietpreise für Fahrradstellplätze

 

 

Der Autostellplatz soll dann 633 Dollar oder für größere Autos 823 Dollar. Ein anderes Parkhaus berechnet einen zusätzlichen Aufschlag von 280 Dollar für Ferraris – dabei dachte ich dachte, Zweisitzer brauchen weniger Platz 😉

 

Mietpreise Auto-Stellplätze

Mietpreise Auto-Stellplätze

 

Das tägliche Telefonat mit meiner Familie bot mir gestern zwei Überraschungen: Zum einen hat sich mein Jüngster von seinem Kumpel im Kindergarten die Haare schneiden lassen. Die Schadensbegrenzung beim Profi führte zu einem „Marines-Haarschnitt“. Ich habe ihn auf Skype kaum wiedererkannt. Kommentar meiner siebenjährigen Tochter: „Ich habe mich schlapp gelacht.“

Da er wohl mehr solcher Kommentare einstecken musste, war er sehr zuwendungsbedürftig – und hat mir erstmal einen Kuss auf seinem Laptopbildschirm gegeben. Das war aber durch die Kamera erst nicht so ganz zu erkennen, was er da macht…

 

Danach gabs ein E-Gitarrenkonzert der Siebenjährigen: „Lass jetzt los“ aus dem Film „Eiskönigin“, härter ging es danach bei der Großen zur Sache, die mir eins meiner Lieblingslieder von den H-Blockx vorspielte. Da das Handy wohl sehr nah am Verstärker lag, hat es für etwas Aufsehen hier im Büro gesorgt…

 

Gitarrenkonzert aus Kiel

Gitarrenkonzert aus Kiel

 

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Und Premiere: Online-Gutenacht-Gebet per Skype. Funktioniert auch, – ebenso wie der Gute-Nach-Kuss meiner Siebenjährigen.

 

Digitaler Gute-Nacht-Kuss

Digitaler Gute-Nacht-Kuss

 

 

Folge I von Naujoks iin New York: https://blog.wiwo.de/management/2015/01/13/naujoks-in-new-york-i-snapmobl-ein-deutsches-start-up-in-den-usa/

Zu Stephan Naujoks: Er ist CEO und Mitgründer von snapmobl, einem Anbieter von automatisch erstellten mobilen Webseiten, 49 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder.

 

Mehr zum Programm: http://germanaccelerator.com/program/

Mehr zu snapmobl: http://snapmobl.com

 

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