McKinsey und die deutsche Startup-Szene

Startup-Mentalität und digitale Durchschlagskraft stehen in der Beraterwelt hoch im Kurs. Zum Gradmesser für die digitale Kompetenz entwickelt sich die Zahl der Gründer, die ein Beratungshaus hervorbringt. McKinsey hat hier die Nase vorn.

Wirtschaft braucht Wachstum. Wachstum erfordert Innovation. Innovation setzt den Mut voraus, mit Altbekanntem zu brechen. „Kreative Zerstörung“ nannte das der Ökonom Joseph Schumpeter Anfang des 20. Jahrhunderts. 2017 kam McKinsey und erklärte die „kreative Zerstörung am laufenden Band“ selbst zum Geschäftsmodell.

Kreative Zerstörung auf Bestellung

Deutsche Konzernchefs, die die Digitalisierung verschlafen haben oder die ihren eigenen Mitarbeitern nicht zutrauen, aus eigener Kraft digitale Geschäftsmodelle auf die Beine zu stellen, können sich bei den Meckies (und anderen Consultinghäusern) melden. Die Strategieberater bauen dann das ersehnte Einhorn quasi auf Bestellung in ihren Kompetenzzentren für digitale Transformation zusammen.

Schlüsselfertige Startups am laufenden Band

Ihr All inclusive-Angebot lautet: Gegen Beraterhonorar nehmen wir euch Firmenlenkern jegliche unternehmerische Anstrengung ab. Wir liefern euch nicht nur die zündende Geschäftsidee, sondern ziehen den Betrieb auch noch so weit hoch, bis er funktioniert. Sobald das Startup läuft, wird es dem Kunden schlüsselfertig übergeben. Merke: Pionierunternehmen, die neue Produkte auf den Markt bringen, außergewöhnliche Bezugsquellen erschließen oder auch mit neuen Kombinationen Trends in Gang setzen, entstehen nicht mehr in Garagen, sondern in ausgewiesenen Spezialwerkstätten. Zumindest, wenn man den Beratern glaubt.

McKinsey – Brutstätte der deutschen Startup-Szene

Immerhin: Eine aktuelle Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin legt nahe, dass sich McKinsey tatsächlich zur Brutstätte der deutschen Startup-Szene entwickelt hat. Die beiden Wissenschaftler Julian Kawohl und Julia Heinrichs analysierten die Lebensläufe der 100 bestfinanzierten Startup-Unternehmer hierzulande. Das Ergebnis veröffentlichte jüngst das Magazin Capital: Fast jeder fünfte der erfolgreichen Gründer war vorher für eine Unternehmensberatung tätig. Bei jedem Achten steht McKinsey als Ex-Arbeitgeber im Lebenslauf. Kein zweites Beratungshaus bringt derzeit so viele Startup-Unternehmer mit finanziell guter Ausstattung hervor wie „The Firm“.

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