Mit 90 Jahren ist Erwin Dreweck in einem Alter, in dem sich die meisten anderen bereits selbst in der Obhut eines Pflegedienstes befinden. Dreweck hingegen ist seit mehr als sechzig Jahren Unternehmensberater, topfit und berät Krankenschwestern und Krankenpfleger bei der Gründung von Pflegediensten.

Mit 90 noch den Charme eines Prince Charles: Erwin Dreweck, ältester Unternehmensberater Deutschlands.
Dreweck kennt sich im Markt der Pflegedienste so gut wie kaum ein anderer aus. Seit 1988 hat er rund Tausend Pflegekräften in puncto Unternehmensführung fitgemacht. Neben der Managementberatung betreibt der vermutlich älteste aktive Unternehmensberater Deutschlands* auch eine der führenden Pflegedienstbörsen hierzulande. Der hoch betagte, aber eben auch zutiefst erfahrene Berater zählt zu den wichtigsten Adressen, wenn Pflegedienste gegründet, verkauft oder gekauft werden oder Unternehmensnachfolgen anstehen. „In den vergangenen sechzig Jahren als Unternehmensberater habe ich viel gesehen, viele Entwicklungen in der Beraterbranche miterlebt und dabei auch so manches Hoch und Tief “, blickt Dreweck auf seinen beruflichen Werdegang zurück. „Meine beste Idee aber was es, mein Know-how in den Pflegebereich einzubringen. Darauf bin ich stolz.“
Er hat sich auf die Beratung von Gründern, Verkäufern und Käufern von Pflegediensten spezialisiert
Mit seinem Visitas Institut für Kranken- und Altenpflege ging Dreweck 1988 an den Start. Zuvor hatte er jahrzehntelang Mittelständler und Industriekonzerne dabei unterstützt, ihre Prozesse effizienter aufzustellen. Doch irgendwann kam dem studierten Betriebswirt der Gedanke, dass er mit seinem Wissen im Sozialbereich noch sehr viel mehr bewegen könnte. Vor allem nach der Wende zeigte sich, dass er genau den richtigen Riecher gehabt hatte. „Damals veränderten sich in den neuen Bundesländern die Arbeitsbedingungen vieler öffentlicher Pflegeeinrichtungen, die zuvor überwiegend in den Händen der Gemeinden lagen“, erinnert sich der Visitas-Chef. „Die Gemeindeschwesterstationen wurden aufgelöst. Zahlreiche Gemeindeschwestern standen plötzlich ohne Arbeitgeber da, wollten und mussten sich damals mit eigenen Pflegediensten selbstständig machen“.
Mit seiner Geschäftsidee hat Dreweck dabei geholfen, viele florierende Unternehmen aus der Taufe zu heben. „Manche meiner Klienten sind wirtschaftlich so erfolgreich geworden, dass ich häufiger schon mal darüber nachgedacht habe, ob ich nicht selbst einen Pflegedienst aufmachen sollte, so gut laufen deren Geschäfte“, so Dreweck. Doch er entschied sich immer wieder, sein Beraterdasein aufrechtzuerhalten. Bis heute ist er fünf Tage die Woche, sechs bis acht Stunden pro Tag im Einsatz. Von seinem Büro aus im rheinischen Neuss bei Düsseldorf pflegt er Kontakte zu Pflegeeinrichtungen in ganz Deutschland.
50er Jahre: Inhouse Consultant bei Unilever
Geboren wurde Dreweck 1923 im Berliner Stadtteil Neukölln. „Mit dem Neukölln von heute hatte der Stadtteil damals wenig gemein. In den Zwanzigerjahren lebte hier das mittlere Bürgertum“, so Dreweck. Seine Jugendzeit war vom Aufziehen des Zweiten Weltkriegs und vom Kriegsgeschehen bestimmt. 1941 wurde er Soldat, geriet am 9. Mai 1943 in Afrika in amerikanische Gefangenschaft und kehrte im Frühjahr 1946 aus den USA zurück nach Deutschland. Erst nach dem Krieg – der Sohn aus gutem Hause ist da schon Mitte 20 – kann er an der Freien Universität in Berlin sein BWL-Studium aufnehmen, das er 1952 mit Ende 20 abschließt. Sein erster Job: „Inhouse Consultant“ bei der deutschen Unilever-Gruppe in Hamburg. Es ist die Zeit, in der Unternehmensberater mit der Stoppuhr in der Hand die Automatisierung der Prozesse in den Fabrikhallen vorantreiben. Neben die Rationalisierungs-Ingenieure, die eher die technische Optimierung im Blick hatten, wächst damals der Einfluss der Rationalisierungs-Kaufleute wie Dreweck, die erkennen, dass nicht nur die Zeit, sondern auch das Geld ein Ansatzpunkt für Rationalisierung ist.
50er- und 60er Jahre: Rationalisierungsexperte
Dreweck kommt im Konzern herum. Mal ist es eine Margarinefertigung, mal eine Papier-, oder auch Folienfertigung, die er auf Effizenz trimmt. Hier lernt der Rationalisierungsexperte die Vorzüge, aber auch die Nachteile des Beraterdaseins kennen. Bei jedem neuen Projekt gilt es das Vertrauen und den Respekt der Nicht-Berater-Kollegen zu gewinnen, die ihn als Externen auf Abstand halten. Nach einigen Jahren als festangestellter Inhouse-Berater in der Industrie beschließt Dreweck schließlich, sein Geld als unabhängiger Unternehmensberater zu verdienen. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren wird er an der Seite von Franz Petzold als Berater arbeiten. Petzold gehört damals zur Crème de la Crème des deutschen Managements. Nach vielen Jahren im Management der deutschen Industrie hat sich Petzold mit einer eigenen Unternehmensberatung namens Betriebswirtschaft GmbH selbstständig gemacht, zählt 80 Prozent der 100 größten Unternehmen Deutschlands zu seinen Kunden und gehört dem legendären Klub R an, der Vorläufer-Organisation des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU). Im Klub R, der 1952 in Frankfurt gegründet wurde, hat sich damals die „Elite der Rationalisierungs-Fachleute Deutschlands“ versammelt.
Beratereinsatz am Hindukusch
1960 bis 1961 zieht es den mittlerweile 37-jährigen Dreweck zunächst allerdings an den Hindukusch. Im Auftrag des deutschen Entwicklungsministeriums und als Mitglied einer Wirtschaftsberaterdelegation bei der königlich-afghanischen Regierung hilft der Prozessberater in der Nähe von Kabul dabei mit, die Textilfabrik Gulbahar ans Laufen zu bringen. Von der schweizerischen auf die Textilindustrie spezialisierten Unternehmensberatung Gherzi geplant und von Hochtief gebaut zählte die Fabrik zur damaligen Zeit zu den modernsten Produktionsanlagen der Welt. Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan berät Dreweck schließlich in Deutschland viele Häuser, die in der Wirtschaft Rang und Namen haben – Demag, Hoesch, Klöckner stehen auf der Kundenliste der Petzoldschen Beratungsgesellschaft Betriebswirtschaft GmbH. Dreweck genießt das Vertrauen seines Ziehvaters und langjährigen Mentors. In den Sechzigerjahren beginnt jedoch auch der Siegeszug der amerikanischen Managementberatungshäuser wie A.T.Kearney oder Booz, die das Hohelied der Strategieberatung singen und den heimischen Beratungshäusern immer heftigere Konkurrenz machen.
70er Jahre: Managementberater und mehr
In den Siebzigerjahren arbeitet Dreweck weiter als Prozessberater für eine Schweizer Beratungsgesellschaft, legt ein Intermezzo als Verkaufsleiters eines Großmarkts im Rheinland ein, merkt aber nach einiger Zeit, dass er in der Unternehmensberatung besser aufgehoben ist. „Ein großes Plus unseres Berufs ist der hohe Grad an Freiheit und die ständig neuen Herausforderungen“, so Dreweck. Auch wenn es immer wieder mal galt, Durststrecken zu überwinden und sich auf neue Entwicklungen einzustellen, Dreweck liebt seinen Beruf. „Ich wurde und werde immer wieder gefragt, wie ich es eigentlich schaffe, mich als Berater immer wieder auf neuen Feldern zu beweisen“. Drewecks Antwort. „30 Prozent Fachwissen, 70 Prozent gesunder Menschenverstand, aber der ist nicht sehr verbreitet.“
Der älteste aktive Unternehmensberater Deutschlands im Internet: www.visitas.de
* Sollten Sie selbst Unternehmensberater und noch älter sein als Erwin Dreweck, dann melden Sie sich bitte. Wir stellen Sie und Ihr Geschäftsmodell an dieser Stelle gerne ebenfalls vor.