Hässliche Spiele

Die Sieger der Olympischen Spiele kennen wir noch nicht – wohl aber die ersten Verlierer. Es sind Adidas und Lenovo; Volkswagen könnte der Nächste sein, der eine demütigende Niederlage einfährt.

Die Sondereinheiten der chinesischen bewaffneten Volkspolizei, die in diesen Tagen beim Fackellauf eine Schneise des Schreckens durch London und Paris schlugen, tragen das Logo von Adidas auf ihren blauen Trainingsanzügen. Ihre Kollegen in Kampfanzügen haben mitgeholfen, die Proteste in Tibet blutig niederzuschlagen. Im Ausland camouflieren sie sich mit Adidas – ein teuer bezahltes PR-Desaster.

Der chinesische Elektronikkonzern Lenovo, der die PC-Sparte von IBM übernommen hat, entwickelte jene Fackel, die die Olympische Flamme durch die Welt trägt. Sie sollte auch den Anspruch Lenovos symbolisieren, dass man sich vom Billiganbieter zur Weltmarke entwickelt habe. Jetzt ist die Fackel mehrfach erloschen – sie hat den Feuerlöscher-Attacken der Tibet-Demonstranten nicht standgehalten und ist zum Symbol der Blamage geworden: In San Francisco wurde die Flamme versteckt transportiert, um sie vor den Protesten zu verbergen.

Ab 4. Mai sollen 1000 Fahrzeuge aus den Fabriken des VW-Konzerns die Flamme auf ihrem Weg durch China und Tibet begleiten. Da wird es wohl gesitteter zugehen; zwischen den potemkinschen Fassaden wird die bewaffnete Volkspolizei schon mit Gewalt dafür sorgen, dass nur Jubelchinesen am Straßenrand klatschen. Aber an einer Tatsache werden auch die jubelnden Volksmassen nichts mehr ändern können: Längst ist die Flamme der Olympischen Spiele in China von einer kritischen Weltöffentlichkeit zum Fanal der Unterdrückung uminterpretiert worden. Damit geht das Kalkül derjenigen auf, die trotz aller Bedenken für China als Austragungsort gestimmt haben; alle dürfen sich bestätigt fühlen, die einen Boykott der Spiele ablehnen: Die Spiele rücken China in den Fokus und in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Nicht nur die glänzenden wirtschaftlichen Erfolge werden wahrgenommen, sondern auch das hässliche Gesicht der kommunistischen Diktatur. China wird sich ändern müssen – oder sich blamieren. Sonst werden es keine fröhlichen, sondern hässliche Spiele, und so richtig sympathisch wird niemand die Gastgeber finden, die auf friedliche Mönche schießen, die Demonstranten niederprügeln und Journalisten zensieren lassen. Auch auf die Ausstatter und Sponsoren wird dann ein Schatten fallen.

Nun beginnen sich die PR-Experten über die Ungeschicklichkeiten der chinesischen Führung lustig zu machen. Sehr viel klüger allerdings verhalten sich die deutschen Konzerne auch nicht. In Wolfsburg zieht man die Köpfe ein und hofft, dass irgendjemand diese orangenen Mönche wegzappt, die den Markenauftritt ruinieren. Adidas ist stolz darauf, dass doch Urvater Adi Dassler 1936 Schuhe auch an den schwarzen Sprinter Jesse Owens geliefert habe, der Adolf Hitlers Rassegesetzen nicht entsprach. Bravo! Aber dummerweise steht Adidas heute auf der dunklen Seite der Macht. Hilflos ist die Erklärung, man statte nur die Helfer der Spiele aus. Gehören dazu auch brutale Sondereinheiten der Polizei? Glaubt Adidas wirklich, dass die Jugend der Welt solche Sweatshirts liebt? Konkurrent Nike hat gerade selbstkritisch über den Zustand seiner Fabriken in China berichtet.

Das Dilemma ist unübersehbar. Chinas zivilgesellschaftliche Entwicklung hat nicht mit seiner wirtschaftlichen Dynamik Schritt gehalten. Adidas und VW produzieren dort; das Land ist ihr Zukunftsmarkt. Wir alle hoffen auf seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft. Aber jetzt wird seine dunkle Seite ausgeleuchtet. Und das wird nicht mit Schweigen zu übergehen sein. Menschenrechte und Geschäfte sind nicht zu trennen.

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Alle Kommentare [22]

  1. …wenn Sie mir Ihre Adresse überlassen schicke ich Ihnen unser China-Special-heft, in dem sicherlich viele Dinge stehen, mehr als in einem Kommentar möglich sind.
    Gruß
    rty

  2. Herr Tichy lenkt uns jetzt einfach zu eine langweilige politische Diskussion ab. Eigentlich dachte ich dass er mehr wirtschaftlich ist. Für Menschenrechte oder Demokratie kann man wohl andere bessere Magazin lesen. Sachlich ist: Ihre irritierende Vorhersage ist versagt. Manchmal sollte man doch etwas nachdenken bevor man sich in eine unklare Diskussion involviert, nur weil die Meisten Medien auch tun.

    China ist nicht perfekt. Aber man muss mal fragen was am wichtigsten für so ein Land mit 1.4 Mrd. Menschen ist. Wenn man keine bessere durchsetzbare Lösung dafür hat, halte lieber den Mund und nur über die Dinge die du verstehst redet. Sonst, Schwarz auf Weiss, ist doch peinlich! Übrigens, neue Nachricht bei N-TV:

    „Mehr als 1 Mio. Autos verkauft, VW wächst in China“ mit dem Link:
    http://www.n-tv.de/1082409.html, tief in der Finanzkrise. Kann man das Phänomen erklären?

  3. …aber wie ist denn jetzt die Bilanz der Spiele? Sicherlich nicht so verheerend, wie zu befürchten war , sportlich ein Erfolg, ansonsten aber eine glatte, gesäuberte Oberfläche? Peinliche Verhaftungen, ängstliche Führung in China? Aber viel Gold

    Gruß
    rty

  4. Ich zitiere einen Artikel von Wirtschaftswoche am 16.08.2008:
    „Volkswagen und die Volksrepublik : Diese Beziehung scheint zu funktionieren. Fachkreise rechnen damit, dass VW in China erstmals mehr als eine Millionen Fahrzeuge verkaufen wird – eine Zahl, die den Absatz in Deutschland übertrifft.“

    Link ist hier:
    http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/china-wird-fuer-vw-offenbar-zum-kernmarkt-304283/

    Hat Herr Tichy diesen Artikel kontrolliert?? Hat er nicht mal geschrieben, „Volkswagen könnte der Nächste sein, der eine demütigende Niederlage einfährt.“

    Zu unrecht, Herr Tichy, Sie habe sich selber verarscht!!

  5. Zitata aus dem folgenden Link:
    http://www.zeit.de/online/2008/33/olympia-kritik-adidas-merkel
    „Der Adidas-Chef verteidigt das starke Engagement das Sportartikelherstellers in China und kündigte ein weiteres Wachstum dort an: „Wir haben hier jetzt 5000 Geschäfte, in zwei Jahren werden es über 7000 sein. Schon 2010 werden wir über eine Milliarde Euro Umsatz in China machen. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.“

  6. Nun, endlich ist Olympia eröffnet. Ich weiss nicht, ob Herr Tichy sie geschaut oder nicht, aber egal. Ich muss noch mal Zitieren:
    Herr Tichy schrieb:
    „Die Sieger der Olympischen Spiele kennen wir noch nicht – wohl aber die ersten Verlierer. Es sind Adidas und Lenovo; Volkswagen könnte der Nächste sein, der eine demütigende Niederlage einfährt.“

    Zum Thema Lenovo habe ich bei heise.de folgendes gefunden:
    „Lenovo steigert Umsatz und Gewinn“, dieser Artikel wurde am 08.08.08 veröffentlicht. Verlierer???

    Zum Thema wie Adidas oder VW soll man lieber selber in Internet suchen, statt nur den Artikel von Herrn Tichy zu lesen. Ein Beispiel hier:
    „Für Volkswagen, Siemens, Adidas und die Bahn sind die Olympischen Spiele eine Pflichtdisziplin“
    http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/deutsche-konzerne-in-peking/
    Womöglich ist Herr Tichy ein sehr guter Redakteur, aber wenn es um Marketing oder Unternehmensführung geht ist er meiner Meinung nach noch ein Amateur. als Prophezeier schon gar nicht.

  7. Der Schatten des Dalai Lama
    Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus

    Verträgt sich der tibetische Buddhismus mit der westlichen Demokratie?

    Die westliche Welt durchlebt heute – trotz ihrer humanistischen Tradition – immer noch eine Sinnkrise. Das ist ein allgemein diskutiertes Thema. Traditionen der verschiedensten Glaubensrichtungen bieten sich an, dieses Wertevakuum zu füllen und haben einen großen Zulauf. Soweit die „neuen“ und „alten“ Religionen machtpolitische Ansprüche stellen (wie der Lamaismus schon seit Jahrhunderten), sollten sie jedoch nach den Grundsätzen der humanpolitischen Wertebildung des Westens (Toleranz, Gleichheit der Geschlechter, Unantastbarkeit der Persönlichkeit, Freiheit des Individuums) überprüft werden. Unserer Ansicht nach hält der tibetische Buddhismus einer solchen Prüfung nicht stand. Anders der Mahayana Buddhismus, mit dessen Ideen der Dalai Lama an die Weltöffentlichkeit tritt, während er das problematische Ritualwesen des Tantrismus verschleiert. Im Mahayana Buddhismus ist das Wertegefüge („Mitgefühl mit allen lebenden Wesen“) – unserer Ansicht nach – durchaus mit der Humanpolitik des Westens vereinbar, wenn auch – was die Rolle der Frau anbelangt – noch reformbedürftig. Es dürfte sogar bei der Neuformulierung einer globalen Ethik („Weltethos“) sehr nützlich sein.

    Mehr davon kann man die folgende URL besuchen:
    http://www.iivs.de/~iivs01311/front.html

  8. Herr Tichy schrieb:

    „Nun beginnen sich die PR-Experten über die Ungeschicklichkeiten der chinesischen Führung lustig zu machen.“

    Und China hat in dieser Woche die zwei Vertreter von Dalai Lama emfangen. Schachmatt! Auf einen Schlag ist China wieder in Geschäft. Ist das auch so zu sagen eine PR-Strategie?

    Herr Dalai Lama lächelt wieder, dank guter PR – gewaltig aber wirkungsvoll, und auch Hilfe von WIWO würde er durch „sein“ – holländisches Buch über die faszinierende Marktwirtschaft bestimmt gut kassieren. Ich frage mich, ob eine budhistische Marktwirtschaft noch besser ist als sozialistische Marktwirtschaft in China.

  9. Zensur ist eine Tatsache, Nichts zu danken! Deutschland zensiert nicht, plant gerade aber Online-Schnüffeln. Und das jetzt kritisierte Problem existierte auch schon vor der Vergabe der Spiele an Peking.

    Sie sind nicht verantwortlich für die fehlerhaften Bilder, aber für Ihren eigenen Artikel schon. Wenn Sie bisher wegen „Zensur“ nur die brutalen Bilder aus Nepal gesehen hätten oder sagen wir mal sehen könnten, sollten Sie auch klar anmerken, oder? Um Missverständnis unter den Lesern zu vermeiden. Eine Seite zensiert bedeutet immer noch nicht dass die andere Seite automatisch Recht hat, irgendwas darüber zu erfinden, um eigenen Artikel zu dekorieren.

    Meine Fragen im letzten Kommentar waren: wo haben Sie die Quellen her für Ihre Behauptungen: „Mönche schießen“ und „Demostranten niedergeprügelt“, hier möchte ich noch einmal erwähnen.
    Warum wurden falsche Bilder überall verwendet oder zielbewusst geschnitten wurden, warum nur nach den Worten der Exiltibetern wochenlang von einer „Demostranten niedergeprügelt“ die Rede war?

    Harmonie wünsche ich immer Artikel auf Basis der Fakten wünsche ich auch. Pure Behauptungen und Verhetzungen können die Leser nur ablenken und verwirren. Merken Sie nicht, dass die Medien plötzlich hysterisch geworden sind. In Europa und Nordamerika wird Tibet schon seit lange als exotisches Gebilde angesehen, idealisiert und als „rein“ begriffen. Aber auch die Tibeter haben gegen den eigenen Mythos verstoßen: Plündernde und brandschatzende Buddhisten verletzen das Selbstbild des friedlichen Mitmenschen. Dabei ging es bei den Ausschreitungen am 14. März in Lhasa wohl nicht vorrangig um ein freies Tibet.

    „Hier sei auch daran erinnert, dass Tibet vor 1950 keineswegs eine harmonische, auch nur annähernd demokratische, sondern eine stark hierarchisch organisierte Klassengesellschaft war, die selbst der Dalai Lama als „feudal“ charakterisiert hat: mit einer erblichen und besitzenden Adelsklasse an der Spitze und einer großen Zahl armer oder landloser Kleinbauern – auch wenn niemand mehr dorthin zurück möchte. “ – Thomas Heberer.

    Die Haltung westlicher Medien vor Olympia zeigt: Veränderungen Chinas im Zuge der Reformpolitik seit den 70er Jahren sind in Vergessenheit geraten.

    „Nicht von der Hand zu weisen ist, dass sich traditionelle tibetische Lebensformen, was immer man darunter versteht, in den Städten stark verändern. Das resultiert aus der Öffnung der Region sowohl für in- und ausländische Touristen als auch für Investitionen – wovon die meisten Tibeter begeistert sind. Man kann die neue Eisenbahn verteufeln, wie die Indianer einst das Dampfross, man kann auch horrende Fehlinvestitionen chinesischer Modernisierungsfanatiker kritisieren, die auf falschem Gelände aufforsten, Computer in abgelegene Flecken unter dem Himalaja liefern oder Schulen bauen, für die entweder die Lehrer oder die Schüler fehlen… Das alles geschieht aber nicht um irgendeines »Genozids« an den Tibetern willen, so etwas passiert vielmehr überall im großen Reich der Mitte und sollte nach Meinung der Pekinger Regierung eigentlich ganz anders laufen. Die Tibeter in Tibet begrüßen die Moderne, die Lhasa bessere Heizungen, gefüllte Schaufenster und sogar annehmbare Toiletten bringt. Dass ältere Menschen der schnellen Entwicklung mit all ihren guten und schlechten Seiten bisweilen kaum folgen können, erlebt man in Peking und Shanghai ebenso wie jetzt auch in Tibet.“ – Dorit Lehrack

    „Der Westen, der sich als Heiliger Stuhl der Religion der Menschenrechte aufspielt, hat kein Wort verloren über die antichinesischen Pogrome, die am 14. März in Lhasa unschuldigen Bürgern, Frauen, Alte und Kinder inbegriffen, das Leben gekostet haben. Während der Westen behauptet, den Kampf gegen den Fundamentalismus anzuführen, verklärt er völlig grotesk das (auf Theokratie, auf Sklaverei und Massenknechtschaft begründete) Tibet der Vergangenheit und wirft sich auf die Knie vor einem Gottkönig, der einen Staat auf der Grundlage der ethnischen und religiösen Reinheit errichten will (auch eine Moschee ist in Lhasa angegriffen worden) und der diesem Staat Gebiete einverleiben möchte, die zwar von Tibetern bewohnt, aber nie von einem Dalai Lama verwaltet worden sind: Das ist der Plan für das fundamentalistische Groß-Tibet, von dem die schwärmen, die den multiethnischen und multikulturellen Charakter der Volksrepublik China in Frage stellen wollen, um diese besser zerstückeln zu können. “

    „Am Ende des 19. Jahrhunderts hing gut sichtbar am Zugang zu den westlichen Konzessionen in China das Schild: »Eintritt verboten für Hunde und Chinesen«. Dieses Schild ist nicht verschwunden, sondern hat nur ein paar Varianten erfahren, wie die Kampagne beweist, die sich vornimmt, die Olympischen Spiele in Peking zu sabotieren oder irgendwie abzuqualifizieren: »Olympia für Hunde und Chinesen verboten«. Der heutige antichinesische Kreuzzug steht voll und ganz im Einklang mit einer langen und infamen imperialistischen und rassistischen Tradition. “


    Was sind die Unterschiede zwischen den China-Experten und den Medien hierzulande? Um einige Beispiele zu nennen:

    – Die China-Experten nehmen die Berichte hiesiger Medien über die Tibet-Krise nicht wirklich ernst, vor allem was einseitig von den Exiltibetanern oder den tibetischen Redakteuren bei Radio Free Asia ohne weiteres übernommen wurden.

    – Die Experten haben zum Teil das jüngste Verhalten unserer Medien aufs schärfste verurteilt. Zum Teil haben sie ihre Wut gar nicht unterdrücken können.

    – All die Experten lehnen einen Boykott gegen China ab. Keiner von ihnen hat dafür das Sportlerinteresse aber in den Vordergrund gestellt, sondern eher verschiedene politische Gründe, beispielsweise Bestärkung der Hardliner, Verschlimmerung der Lage für Tibeter, wichtige Rolle Chinas für die Welt, oder die minimale Funktion einer westlichen Handlung.

    – Viele Experten haben auf eine psychische Wende Ende 90er Jahre vom China-Hype zur China-Angst hingewiesen, wie Prof. Sandschneider in seinem ARD-Chat, der hierunter nicht mehr verlinkt wird, schon getan hat. Mit diesem Hintergrund will Kraus Fritsche in seinem TAZ-Kommentar kein Hehl aus dem Verdacht machen, dass mit der Tibet-Frage „ganz andere Ziele“ angestrebt würden. Welche Ziele? Dass u.a. China den Westen nicht so schnell überholt? „

  10. Lieber Herr Lohonq,

    Tibet ist für Journalisten gesperrt. Warum? Was hat China zu verbergen? Vielen Dank, dass Sie das auch als Zensur sehen.

    Über die fehlerhaft verwandten Bilder aus Nepal in anderen Medien bin ich nicht verantwortlich.

    Mit Ihnen würde ich mich freuen, wenn die chinesische Regierung zu einem harmonischen Verhältnis zu Tibet gelangen könnte.

    Dann wären es sicherlich schöne Spiele, zu denen ich Ihnen viel Vergnügen wünsche.

    Roland Tichy

  11. @Herrn Roland Tichy, Sie schreiben:“…die auf friedliche Mönche schießen, die Demonstranten niederprügeln und Journalisten zensieren lassen…“

    Als ich diese Sätze sah, dachte ich, interessant. Aber nach kurzem fragte ich mich, woher haben sie solche Informationen? Gerne möchte ich auch mal schauen.
    „friedliche Mönche schießen“ – Irgendeine Quelle für Ihre Argumentation?
    „Demostranten niederprügeln“ – Wasfür Demostranten und wo?
    „Jounalisten zensieren lassen“ – Das kann ich nur bestätigen! Dann frage ich mich wieder, wenn es so ist, woher bekammen Sie die Informationen über die zwei ersten Behauptungen? Da gibt es zu viele Verwechselungen zwischen Nepal, Indien und China in deutschen Medien. Ersthafte Berichten sollen auf die Fakten basieren, nicht wahr?
    Haben Sie auch mal versucht, die Bilder von anderer Seit zu sehen, oder meinen Sie auch dass alles, was „China“ sagt, ausnahmslos Lüge und Propaganda wäre, was Chinesen tun, täten sie als „Söldner“? Wissen sie auch von den zum Tod geprügelten Han-Chinesen, „versehenlich“ von gewaltigen Tibeten lebendig verbranten Tibeten in Lhsa? Ich hasse solche Bilder auch. Aber manchmal muss man auch die andere Stimme mal zuhören!

    Ich wünsche mir eine harmonische Beziehung zwischen Han-Chinesen und Tibeter. Was Sie da schreiben trägt nicht sehr viel zu solcher Harmonie bei.

    Nach dem Lesen dieses Artikels war ich wirklich verzweifelt, war es wirklich Herr Tichy, der diesen Artikel geschrieben hat???

  12. Ich finde die „Einblicke “ von Herrn Tichy meistens sehr treffend auf den Punkt gebracht.Für China speziell sehe ich die große Anzahl der Landsmannschaften als eigentliches Problem, daß sich die ganze graue Masse verselbstständigt und auseinander zu brechen droht. davor hat die chinesische Führung panische Angst.
    Gespannt bin ich allerdings, ob in der chinesischen Ausgabe der WiWo diese Einblicke 1:1 übernommen werden. Es geht um die Wirtschaft – auch bei der WiWo.

  13. Das, was China tut verletzt UNSERE Gefühle von Anstand, Menschenwürde. Keine Fage. Ich frage, ob die chinesische Führung wohl MIT VORSATZ ihre EIGENEN Kategoriern verletzt? Oder hat sie womöglich andere Kategorien?
    Üblicherweise bezeichnen wir die von den Spaniern vernichteten mittelamerikanischen Kulturen als HOCHKULTUREN. In Ausübung Ihrer Kultur schlachteten sie Menschen regelrecht ab. In IHREN Augen zweifellos eine hochstehende kulterelle Handlung. Dass Spanier diese Kultur zerstörten und ihrerseits – AUCH – Massen von Menschen abschlachteten, das ist nur aus der Hybris verständlich, die „höhere“ Kulturstufe erklommen zu haben. Kann man das heute noch genauso „be- U R T E I L E N“???

  14. Ergänzung: Gerade in der WiWo in ganz anderem Zuammenhang gelesen. Unser Land wird von Herrn Inacker als „Land der moralischen Hochsitze“ bezeichnet. Ich finde das ausgesprochen treffend auch Richtung China-Tibet. Es weist deutlich auf einen Hang zum PARISÄERTUM hin.

  15. Lieber Herr Tichy,
    also keine Provokation. Schade, SO hätte mir der Beitrag gefallen 😉
    Zweifellos brennt den Sponsoren die Hütte. Ganz neu ist allerdings die \“Politisierung\“ der Spiele auch nicht, womit auch das prinzipielle Risiko der Sponsoren offenbar ist. Dies SOLLTEN die Herren schon auf dem Schirm gehabt haben.
    Zum KERN der Sache: Daß Menschenrechte, gewisse Moralvorstellungen – aus unserer Sicht – universell sein sollten, das steht selbstverständlich ausser Frage. Leider sind Menschenrechte – leider – keine Naturgesetze, Naturkonstanten ( und sogar diese werden ja neuerdings heftig hinterfragt ), sondern lediglich Ergebnis unserer ( und prinzipiell hätte diese ja auch anders verkaufen können ) kulturellen Entwicklung. \“Fressen und gefressen werden\“ (wörtlich als auch im übertragenen Sinne) im Zuge evolutionärer Entwicklung ist ein ganz NORMALER Vorgang. Ein absolut natürlicher Vorgang ( wenn dies auch liebend gerne von – ach so kulturell hoch stehenden Wesen – \“ausgeblendet\“ wird. Vielleicht sollte diese Tatsache in einer oft so schizophren \“grün\“ geprägten Gesellschaft etwas WENIGER verdrägt werden. Anthropo- und kulturzentrisch
    handelnd GEGEN Naturgesetzte wird Mensch an seiner Selbstüberschätzung Schiffbruch erleiden. Auf der Ebene der Naturwissenschaften hat Mensch das begriffen, auf der Ebene der Ethologie schein er eher Naturgesetze \“verbiegen\“ zu wollen.
    Mit freundlichem Gruß … (Herr) R.Eysel 😉

  16. Lieber (Herr?)Eysel,

    allerdings bin ich der Meinung, dass es universell gültige Menschenrechte gibt. Ist es nicht auch anmaßend, zu unterstellen, die chinesische Bevölkerung wäre mit dem Regime einverstanden? GEfragt hat sie keiner.
    Und im übrigen: Für die Sponsoren beginnt das Thema zu brennen. Ich persönlich habe auch Probleme damit, wie die oöympischen Spiele unter dem Gesamteinfluss von Politik und Geschäft sich verändern. Nicht zu ihrem Besten.

    Viele Grüße
    Roland Tichy

  17. China zeigt sein wahres Gesicht und wir Europäer sehen wieder einmal nur zu. Menschenrechte einzufordern reicht halt nicht !
    Solange wir alle zu über 90% Produkte aus China einkaufen, kaufen wir die Menschenfeindlichkeit des kommunistischen und diktatorischen Staates China mit ein und unterstützen ihn weiterhin !

  18. aus Wiki:“Die Hybris … bezeichnet eine Selbstüberhebung, die sich, insbesondere unter Berufung eines gerechten göttlichen Zorns, der Nemesis, rächen muss. Die Hybris ist der Auslöser des Falls vieler Hauptfiguren in griechischen Tragödien. Die Hauptfigur ignoriert in ihrer Überheblichkeit Befehle und Gesetze der Götter, was unvermeidlich zu ihrem Fall und Tod führt.“
    Ich frage, mit welchem Recht massen sich Herr Tichy und so Viele an, dermassen zu urteilen. Zweifelsfrei entspricht das gegenwärtige Handeln der Chinesischen Führung nicht unseren Normen, mag sogar ungeschickt, grausam sein; ob es in einem absoluten Sinne oder aus chinesischer Weltsicht verwerflich ist, das mag ich nicht beurteilen. UNSERE Weltsicht ist vielleicht das Ergebnis UNSERER Kulturellen Entwicklung, sicher aber nicht das MASS aller Dinge. China ist KEIN kulturelles Niemandsland!

    Lieber Herr Tichy, erinnern Sie sich doch bitte mal an den Kolonialismus europäischer Länder. Dort entsprach es DURCHAUS dem entsprechenden jeweiligen kulturellen Selbstverständnis zu tun, was getan wurde. ….. oder ist Ihr Beitrag an dieser „rule-breaker-Stelle“ eine geschickte „Provokation“ ???

  19. China soll aus über 50 Volksgruppen bestehen. Das Problem ist, dass China Angst hat, dass alles auseinanderbricht und ist das im Interesse des Westens? Da in Tibet Bodenschätze liegen hat China ein besonderes Interesse daran. Die Frage ist nun: Wie bekommt China eine Verbesserung der Menschenrechte hin, ohne dass mehr Begehrlichkeiten geweckt oder mehrere Volksgruppen auf Unabhängigkeit drängen. Eine Lockerung der Menschenrechte muss behutsam und bedacht und trotzdem zügig erfolgen. Auf immer und ewig lassen sich die Menschen auch in China nicht unterdrücken. Das Timing für die Proteste war auf jeden Fall gut gewählt und die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit ist Tibet sicher. In der Haut der Sponsoren möchte ich im Moment wirklich nicht stecken.

  20. Bei allen Respekt, aber meiner Ansicht nach ist das kein sehr gut geschriebener Artikel.
    Von sachlichkeit ist da wenig zu sehen, eher mehr von Vorurteilen. Wenn man hier von „jubelchinesen“ liest, hat man das Gefühl, als wolle man stattdessen lieber „manipulierte Chinesen“ schreiben.
    Zunächst ein mal kann man tatsächlich sagen, dass es ein Dilemma ist, aber von wem wurde dies verursacht? Von mehr oder weniger gewaltbereiten Demonstranten. Ich will nicht verleugnen, dass die chinesische Führung Gewalt ausübte, doch sollte man sich, bevor man urteilt doch erstmal im Gedanken fragen: „Was ist da nun wirklich in Tibet passiert“. Medien diktieren einem heutzutage förmlich das Bild, in dem friedliche Tibeter demonstrieren und chinesische Soldaten vorbeikommen und mal eben eine gewaltlose Demonstration niederschlagen. Obwohl es anders war, geht niemand weiter auf die Situation ein, sondern auf die Lage drumherum.
    Nur eine Hand voll Journalisten waren bemüht darum ein objektives Bild wiederzugeben und zu zeigen, dass es sich um größtenteils Jugendliche handelte, die SINNLOS Gewalt ausübten, auf han-chinesen (einfache Bürger sind hier gemeint) und einige davon auch töteten oder schwer verletzten. Dass es auch tibetische Opfer bei diesem Chaos gab, ist klar. Das Militär rückte jedoch erst an, als das ganze schon viel zu weit ging und hatte dann auch laut Zeugenaussage WESTLICHER Touristen nicht übertriebene Gewalt angewendet, sondern versucht die Lage zu sichern.
    Ich drück mich mal vorsichtig aus. Gewalt ist niemals gut und dass es in China ein Menschenrechtsproblem gibt, ist jedem bewusst, doch finde ich, dass die KP China in diesem Fall nun wirklich nicht so viel falsch gemacht hatte, wie man es hier uns weis machen will.
    Bis auf die Zensur, die eindeutig zu verurteilen ist, und der Tatsache, dass China eine Verbesserung der Menschenrechte nötig hat, gibt es keine anderen negativen Punkte, die mir einfallen. Gegen ersteres kann man nichts sagen, aber zum letzteren, kann man nur sagen, dass dies schon immer ein Problem war. Jetzt so zu tun, als wüsste man erst durch die Aufstände der letzten Woche davon ist entweder naiv oder verlogen. Zudem kann man sagen, dass sich die Situation bezüglich der Menschenrechte in China tatsächlich verbessert hatte, nur heißt das nicht, dass es sich nicht weiterhin bessern sollte.

  21. Sobald die Chinesen dem DL Zugeständnisse machen, geben Sie da jemandem, der die ganze Hand will, den kleinen Finger. „Free Tibet“ wird es also nicht geben!
    Ergo kostet der Protest nur Menschenleben und die Tibeter werden schlimmer unterdrückt als vorher.
    In den letzten 15 Jahren wurde das Verhältnis zu China immer besser und die Lebensweise von 1,3 Milliarden Chinesen wurde durch die Öffnung des Landes positiv beeinflusst.
    Nun ist die olympische Fackel erloschen und mit ihr die Möglichkeit des olympischen Gedankens.
    Doch es gibt Nutznießer: Für den Dalai Lama und die tibetische Exilregierung wurde der Fackellauf zum wahren Spendenmarathon. Auch die nächsten 50 Jahre wird gegrinst und nicht gearbeitet.