8 Wahrheiten für Laufanfänger, die gerne verschwiegen werden

Aller Anfang ist schwer? Es scheint so, sonst würden zum Frühjahr nicht so viele Laufratgeber vor den wichtigsten Stolperfallen warnen. Zu schnell, zu viel, zu anstrengend. Es wird gewarnt, was das Zeug hält. All die gut gemeinten Ratschläge sind berechtigt. Und dennoch behaupte ich mal frech: Viel wichtigere fehlen.

Die wichtigsten Wahrheiten für Laufanfänger:

  1. Taschentücher
    Zuallererst das absolut unangenehmste Thema, das niemand anspricht. Nehmen Sie Taschentücher mit (wenn möglich sogar ein Tütchen feuchte). Wenn Sie im Wald der Darm erst ein mal belastet, gibt es kein Entrinnen. Entweder Sie haben Glück und irgendwo ist eine Toilette oder Sie landen hinterm Busch. So wie ich allzu oft. Ich sage dazu: Gras und Blattwerk ist rauh.
  2. Bahnkarte
    Ihr Monatsticket oder auch Kleingeld für den Fahrkartenautomaten oder – in ländlichen Gegenden fürs Taxi. Und ihr Telefon, um das Taxi zu rufen, nicht wahr? Wenn sie auf halber Strecke feststellen, dass nichts mehr geht: Sie werden sich freuen, dass Sie diese Dinge eingepackt haben.
  3. Equipment
    Sie brauchen sonst wirklich nichts. Wenn Sie nur mal ausprobieren wollen, ob Ihnen die zügige Bewegung an der frischen Luft liegt, ist weder der Gang zum Lauffachgeschäft noch zum Discounter mit seinen Lauf-Aktionen nötig – irgendein Sportschuh und eine lockere Hose tun es für den allerersten Anfang. Wenn Sie nach zwei, drei Wochen merken, dass Ihnen das Freude bereitet, ist das rechtzeitig genug, um sich nach Schuhen umzuschauen. Erst laufen, dann kaufen. (Nachtrag nach dem Hinweis meines Lauffreundes @triathlondog: Nicht im Baumwollshirt, denn wenn das nassgeschwitzt ist und man auskühlt, wird’s schon heikel für die Lunge.)
  4. Speed
    Sie können sowohl ohne GPS-Uhr loslaufen (so weit, dass Sie sich verirren, kommen Sie zu Anfang so wieso nicht) und auch ohne Herzfrequenzmessgerät. Wenn Sie so laufen, dass Sie bequem reden KÖNNTEN (natürlich nicht sprechen beim Laufen), dann sind Sie nicht zu schnell. Nehmen Sie Ihre Uhr mit. Nach 15-20 Minuten einfach die Strecke zurück und Sie sind 40 Minuten gelaufen. Reicht.
  5. Wetter
    Ach, es regnet? Nass werden Sie sowieso. Vom Schweiß. Der ist ätzender als Saurer Regen. Die Schuhe trocknen auch wieder und der Regen wäscht das Salz vom Schwitzen von der Stirn. Regenlauf? Herrlich. Es ist nicht Rad fahren.
  6. Schlüssel
    Haustürschlüssel nicht vergessen, wenn keiner da ist, der Ihnen aufmacht. Vergisst man schon mal, wenn man in Sportklamotten in der Tür steht.
  7. Gewicht
    Wenn Sie Laufen, um abzunehmen – vergessen Sie es. So viel können Sie zu Beginn gar nicht schaffen, dass Ihnen da nennenswert Kalorien abhanden kommen, die dann wiederum Gewichtsverlust bedeuten. Wenn Sie sich zudem noch danach mit etwas mehr Essen belohnen, kippt die Kalorienbilanz ganz fix. Laufen Sie, wenn es Ihnen Spaß macht. Weil es Ihnen Spaß macht, nicht weil Sie damit etwas erreichen wollen. Zu den größten gut verbreiteten Halbwahrheiten gehört, dass Sport beim Abnehmen hilft. Schon – aber nur ziemlich viel Sport. Eine halbe Stunde Laufen ist so gut wie zwei kinder country wert. Falls überhaupt. So banal funktioniert es eben leider nicht.
  8. Motivation
    Laufen Sie einfach los. Nicht nachdenken, Schuhe anziehen und raus. Wer nachdenkt, verliert. Denn es gibt immer gute Gründe, die gegen loslaufen sprechen. Und viele finden sich in den üblichen Tipps für Laufanfänger, die leider das Potenzial bergen, die Hürde für eine der schönsten, natürlichsten und erlebnisreichsten Sportarten überhaupt hoch zu hängen. Hier einige meiner Lieblinge: „Essen Sie zwei Stunden vorher nichts“ „Laufen Sie nicht jeden Tag!“ „Am fittesten sind Sie zwischen sechs und 10 und dann wieder zwischen 16 und 18 Uhr.“ Ich hätte jetzt schon keine Lust mehr. Aber um die geht’s.

 

 

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Alle Kommentare [1]

  1. Einfach loslaufen! Das ist es! Wobei ich sagen muss, dass ich meine Pulsuhr nicht mehr hergeben will 😉 . Seit ich sie habe, sind die Zeiten von hochrotem Kopf und akuter Atemnot vorbei.
    Außerdem hab ich in den letzten Monaten oft an deinen ersten Tipp denken müssen. Und hab mich geärgert, wenn ich mal wieder keine Taschentücher bzw. Feuchttücher dabei hatte. Und war ein bisschen froh, dass ich nicht die einzige auf der Welt bin, deren Darm vom Laufen „flott“ wird 😉 .