Test Garmins fenix 5X Plus

Das Geständnis vorweg: An dem Tag der Tage, an dem ich der besonderen neuen Funktion der fenix 5X Plus am ehesten hätte auf den Zahn fühlen können, habe ich sie nicht getragen. Die Wochen davor, die Wochen danach – aber nicht am 4. August 2018 als ich am Ende des Tages von einigermaßen Höhe Meeresspiegel mehrfach auf 1000 und am Ende auf 1850 Meter geradelt und gelaufen und geklettert war.

Das wäre der Moment gewesen, wo die Diode auf der Rückseite den Sauerstoffgehalt im Blut misst – Pulsoximeter nennt sich das. Ein Pulsoximeter ist nichts Neues und jeder, der schon mal in einem OP lag oder mit dem Rettungswagen unterwegs war – als Patient, nicht als Fahrer – hatte so ein Gerät auf der Fingerkuppe. Es misst Puls und eben die Sauerstoffsättigung. Als stationäre Geräte kosten sie für den Heimgebrauch rund 30 Euro.

Wie der Begriff es schon nahe legt, beschreibt sie den Sauerstoffquotienten im Blut. Der Standardwert liegt bei 98 Prozent bei einem gesunden Erwachsenen. Sinkt der Wert, können als Symptome Verwirrtheit, Unruhe, Atembeschwerden oder blaue Verfärbungen der Haut auftreten.

All das wäre sicher auch gut möglich gewesen am 4. August, denn im Ziel des Norseman auf dem Gipfel wäre ich nicht überrascht gewesen, wenn der ein oder andere Gesundheitswert ein wenig in Schieflage geraten wäre angesichts der Belastung und zurückgelegten Höhenmeter.

Allein – an dem Tag trug ich meine eigene Uhr, um am Tag X nicht mit einem Testgerät unterwegs zu sein – und auch, weil die fenix 5X Plus doch erheblich größer und auch schwerer ist am Arm. Und im Wettbewerb wollte ich dann doch lieber auf die kaum am Arm spürbare Variante zurückgreifen.

Also – ich weiß nicht, wie meine Sauerstoffsättigung dann war. Ansonsten war sie gut und ich befand mich immer im wortwörtlich grünen Bereich.

Test verfehlt, 6, setzen.

Und nun? Könnte ich natürlich über die Funktion schreiben, die die fenix 5X auch hat – Navigation in den Bergen. Allein – in meiner Region muss ich mich schon anstellen, um mich zu verlaufen, von Bergen ganz zu schweigen.

Was aber nun rechtfertigt dann überhaupt ein „Test“?

Die Sauerstoffsättigungszahlen.

Im wesentlichen, dass a) die Uhr ein Stellvertreter einer Gattung ist, die sich durchzusetzen scheint im Sektor Sportuhr: Der klassischen Trageuhr. Sprich, die Uhr, die man einfach jeden Tag trägt. b) dass die fenix 5X Plus die jüngste Version einer Sportuhr ist mit allen Features, die Garmin so zu bieten hat. Es ist deswegen auch nur konsequent, dass Garmin diese Art von Uhren auch bei Juwelieren verkauft. Die Grenzen verschwimmen zwischen Sport und Lifestyle.

Also ran.

Das Gehäuse ist – wie die vorigen fenix – ästhetisch erfolgreich an Modelle der klassischen Uhrenindustrie angelehnt. Sie bietet Musikfunktionen, gar die Möglichkeit sie zum Bezahlen zu nutzen – im weitesten Sinne eine universelle Alltagsuhr. Mit Saphirglas kratzfest, mit Metall-Gliederarmband modisch – wer es nicht weiß, sieht nicht, dass es sich um ein ziemlich komplexes Messinstrument handelt, dem das Anzeigen der Uhrzeit noch am wenigsten Strom aus dem Akku zieht. Der potentielle Kundenkreis wird deutlich erweitert – man muss kein Triathlet sein, um so eine Uhr zu tragen.

Akku ist auch eines der zentralen Argumente für dieses Modell. Die Akkulaufzeiten sind – vermutlich auch wegen des möglichen Platzes – derart lang, dass es sinnlos ist, das noch groß zu debattieren. Einen gut gemeinten Ratschlag habe ich aber: Das Ladekabel an einem Ort aufbewahren, den man nicht übersieht oder vergisst – die Chance, dass man nicht mehr weiß, wo man es nach dem letzten Ladezyklus hin getan hat, ist ziemlich groß. Mir ist das zumindest passiert. Für alle, die längere Bergwanderungen mit GPS-Aufzeichnung planen – da kommt man schon eine Weile mit hin. 20 Stunden sollen es sein im GPS-Modus – offiziell hält sie ohne GPS 12 Tage durch. (Ich habe sie übrigens vor ein paar Tagen für die Rücksendung verpackt und im Karton in die Schublade gelegt – sie synchronisiert sich immer noch, wenn ich mit dem Telefon in der Nähe bin… Nummer 5 lebt!)

Ansonsten ist sie von der Bedienung, den Features und der Funktion weitgehend identisch mit meiner Forerunner 935, die zwar bei Softwareversion 10.10.0.0 ist, die fenix noch bei 4.20.0.0 – aber im Grunde brauchte ich bei keinem Knopfdruck nachdenken, alles an gleicher Stelle. Mehr oder minder benutzerfreundlich – wer es einmal im Kopf hat, kommt klar, intuitiv ist dennoch an manchen Stellen anders. Auch alles, was ich zur fenix 5 schrieb – gilt auch für die größere fenix 5X Plus.

Mir persönlich ist das doppelte Gewicht im Vergleich zur 935 zu viel und die Größe des Gehäuses zu unbequem – ich spürte sie viel deutlicher als die leichteren Modelle – der entscheidende Grund, sie nicht beim Norseman zu tragen. Nun bin ich auch kein Herkules und Uhren dieser Größe stehen eher großen Menschen. Die wiederum finden damit ein repräsentatives Gehäuse.

Der Schritt von der Sportuhr zur Alltagsuhr mit allumfassenden Sportfunktionen ist spätestens mit der fenix 5X Plus vollzogen – nahezu jede Zielgruppe wird Features mitkaufen, die sie nicht will – die Trailläufer vielleicht nicht die Bezahlfunktion, die eher lifestyligeren Sportler vielleicht nicht die Navigationsfunktionen oder gar die Messung der Blutsauerstoffsättigung.

Es gab im gesamten Testverlauf keinen einzigen Grund, an der Genauigkeit des GPS, der Geschwindigkeit der Satellitensuche zu mäkeln – diese Art von genauen Untersuchungen gehören – zumindest in nicht allzu bebauten Gegenden – mehr oder minder der Vergangenheit an. Klar, auch die fenix 5X zeigt im Lendkanal des Ironman Austria Landgänge an – da geht noch was an Präzision im Wasser.

Für diese eierlegende Wollmilchsau werden allerdings auch entsprechende Preise nötig – die Entscheidung, ob man ein Metall-Gehäuse, das mit Saphirglas vermutlich locker ein Jahrzehnt durchhält, kaufen will, wenn das Innenleben über kurz oder lang veraltet ist oder die nächste Generation an Funktionen der Bio-Daten-Messung nicht mehr leistet – die muss jeder selber treffen.

 

 

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Alle Kommentare [3]

  1. Hallo Tobias,

    es ist die fenix5X Plus. Kein weiteres Modell, außer dem Hinweis auf die fenix5 in einem vorigen Text.

    Gruß Thorsten

  2. Hi, welches der 5 Plus Modelle wurde denn getestet? Mal wird von der X und mal von der normalen 5 Plus gesprochen? Mfg Tobias