Kopfhörer für Läufer im Test feat. Dr. Dre Powerbeats Bluetooth, Etymotics, B&W CS5, Jaybirds Bluebuds and special guest Runphones

Bass macht süchtig. Bass wird geliebt. Bass ist die Basis.

Und davon hat der Musikhörer gerne viel. Einige schrecken nicht davor zurück, riesige Löcher in ihre Hutablagen zu bohren, um ordentlich Wumms ins Auto zu bringen. Andere installieren monströse Lautsprecher im Wohnzimmer, um daheim das Rockkonzert mit Manowar zu simulieren.

Bass ist aber auch trügerisch. Bass ist verführerisch. Bass lenkt ab.

Er ist wie Salz, Fett und Zucker. Er macht alles auf Anhieb geschmackvoller, aber meist gibt es einen Preis dafür zu zahlen. Der Vorteil des Bass im Ohr gegenüber anderen Versuchen: Krank macht er erst mal nicht. (Meiner bescheidenen Meinung nach übertüncht er im Übermaß die wichtigeren musikalischen Infos.)

Auf das schöne befriedigende Gefühl eines satten voluminösen Tieftons möchten viele Hobbysportler auch beim Sport nicht verzichten. Andere wiederum möchten eher mitbekommen, was der Verkehr um sie herum so an akustischen Informationen für sie bereit hält.

Allen gemein ist aber eines: Die Kopfhörer sollen bitte anständig sitzen beim Laufen. Das ständige Auf und Ab des Körpers in Zusammenarbeit mit dem Schweiß, der vorm Ohr kein Halt macht, lockert den Sitz der meisten Kopfhörer der sogenannten InEar-Gattung, sprich Stopfen, aus dem Musik kommt. Bügelkopfhörer sind da im Vorteil aber wegen des Gewichts auch nicht ganz ohne.

In diesem Test nun also eine Übersicht über Modelle, die frisch am Markt sind, teils länger am Markt sind und aus meiner Sicht geeignet sind, beim Sport ihren Dienst zu tun. Es sind technisch unterschiedliche Konzepte, einige ein wenig abseitig. Weder erhebe ich den Anspruch auf Vollständigkeit, noch werde ich weniger geeignete Modelle hier schlecht besprechen.

Auftritt Dr. Dre.

Powerbeats 2 (um 160 Euro) 

Das Unternehmen Beats wurde von Apple übernommen. Es wäre allerdings falsch, anzunehmen, die Produkte hätten nun die gleiche Qualität wie Applegeräte. Und damit direkt zum größten Ärgernis des Powerbeats 2: Der Anschluss. Eine Gummiklappe über einem Standard-Micro-USB-Anschluss schützt den Kopfhörer vor Dreck und Feuchtigkeit. Das ist fummelig und die Chance gar nicht klein, dass man die mal kaputt macht.

Ansonsten ist der Powerbeats 2 jene Art von Bass-Verführer, den viele Menschen so lieben. Reichlich und voluminös. Das passt sicher zu zahlreichen Musikstilen aus der Szene von Dr. Dre. Es passt nur noch schlecht zu Musik, die nicht einem die tiefen Töne um die Ohren ballern will. Aber – die Powerbeats 2 tun das sehr zuverlässig in jeder Lauflage. Die Bügel, die über die Ohren gehen, halten ihn dort, wo er sein soll. Wer etwas Pech hat, bekommt die Silikonpolster aber vielleicht nicht so in den Ohrgang platziert, dass sie vollständig abdichten. Aber genau das ist das wichtigste für: fetten Bass. Desweiteren schlabbert das Kabel noch rum. Es lässt sich zwar kürzer justieren, aber dann zieht es wieder am Ohr. Meine Lösung: Das Kabel an der Mütze fixieren. Wer ohne Mütze läuft: Dann wird es etwas stören.

Die Bluetoothverbindung ist stabil, wenn das Abspielgerät am Arm getragen wird. Bei einigen Läufen hatte ich den iPod jedoch hinten in der Hosentasche. Und bei einer Kopfbewegung nach rechts setzte das Signal kurz aus. Wiederholt. An verschiedenen Tagen. Wieso weshalb warum? Ich konnte keinen Grund erkennen. Aber unterm Strich ist der Powerbeats in allen Aspekten so gut, dass er empfehlenswert bleibt. So ein 2 Minus-Gerät. Kann alles gut, aber irgendwie fehlt der Glanz und ein dummer Fehler ist auch dabei, so dass es für eine 1 nicht reicht.

Bowers & Wilkins C5 (um 180 Euro)

Der C5 ist in einer neuen Auflage auf dem Markt. Was ihn groß von der vorigen unterscheidet, bleibt das Geheimnis der Marketing-Schwärmer. Geblieben ist das ziemlich einzigartige, einfache und gleichzeitig bestechend überzeugende Konzept zur Fixierung des Ohrhöhrers. Das Kabel ist am Ohrstück dick ummantelt und verläuft durch das Gehäuse. Dort lässt es sich mit etwas Druck verschieben. Auf der Oberseite entsteht so eine kleine runde Kabelschleife. Ist das Silikonteil im Ohrgang, lässt sich das Kabel so lange in die Ohrmuschel schieben, bis es fest sitzt. Und das hält.

Kleiner „Nachteil“. Es ist eine Kabellösung. Kabel brechen. An Kopfhörern: Alle. Eine Frage der Zeit. Die Klinkenstecker brechen irgendwann alle. Mal schneller, mal langsamer. Aber sie brechen. Und: Das Kabel baumelt an einem rum. Und es schlägt an den Körper, was man hören kann. Da hilft nur fixieren. Mütze – siehe oben.

Der C5 macht einen fetten, aber nicht unnatürlichen Bass. Einen der reicht. Man könnte fast sagen: Mit ihm kann man Musik hören und nicht nur die Trommelfelle massieren.

Jaybirds Bluebuds (um 130 Euro) 

Die Jaybirds sind sehr kleine Bluetooth-Kopfhörer, die ich schon 2013 getestet habe. Sie  werden im Ohr mit einem außergewöhnlichen Verfahren fixiert. Es sind Gummielemente, die über den Korpus geschoben werden (nicht auf den Fotos abgebildet!). In drei Größen. Je nachdem, ob das Kabel zwischen beiden Hörern ober- und unterhalb des Ohres verlaufen soll, werden die Elemente aufgesteckt. Um ehrlich zu sein: Ich habe sie mittlerweile entfernt und lasse das Kabel unten verlaufen, nicht ohne es – Achtung, das kennen Sie – am Klettverschluss meiner Laufmütze zu fixieren.

Für so einen kleinen Korpus halten die Akkus erstaunlich lange, aber sie nach jeder Einheit aufzladen ist dennoch ratsam. Zum Sound: Das ist echtes Hifi. Damit kann man Musik hören. Bass, der da ist, weil die Musik ihn erfordert, Transparenz und Durchsichtigkeit. Ich habe eine Vergangenheit als Hifi-Nerd: Ich verschone Sie lieber mit weiteren Fabelbeschreibungen. Klingt am besten von allen Kopfhörern hier im Test. Sitzt nur nicht am allerbesten. Schade.

Etymotics HF3 (um 130 Euro)

Der Gegenentwurf zu allen Kopfhörern in diesem kleinen Feld. Kaum Bass, superleicht, keine auffällige Optik. Weniger geht nicht. Dieser Kopfhörer wird einem sehr großen Kreis an Menschen gar nicht gefallen, denn sein tiefer Bass ist so dünn, das halten viele geradewegs für falsch. Richtig ist: Die wesentlichen musikalischen Informationen sind alle vorhanden, keine drängt sich in den Vordergrund oder überdeckt andere. In Hifi-Sprech wäre das „neutral“. Zum einen lässt sich mit den Etymotics – ich verwende das Modell HF3 – sehr lange gut Musik hören, weil er frei ist von allen auf lange Sicht anstrengenden Verzerrungen. Zum anderen ist der Korpus so leicht, dass sich die Stopfen selber beim Laufen nicht bewegen. Nachteil: Sie sind so leicht, dass das baumelnde Kabel beim Laufen sie raus ziehen kann. Abhilfe: Die kleine Klammer, mit der das Kabel an der Kleidung befestigt wird.

Runphones (um 40 Euro)

Das zweifelsfrei kurioseste Konzept dieser kleinen Auswahl, sogar seltsamer als diese hier: Afterschokz Sportz2. Der Runphones ist ein Stirnband aus typischen atmungsaktiven Material. Das Stirnband ist ein Schlauch. Im Inneren befinden sich drei Filzteile, in zweien davon stecken kleine Lautsprecher. Diese beschallen das Ohr und lassen dennoch genug Luft um die Ohren, um den Straßenlärm ans Ohr zu lassen. Viele Läufer schätzen es, wenn sie unterwegs ein Fahrradklingeln oder einen Hund oder allgemein Umgebungsgeräusche wahrnehmen. Sie werden hier glücklich. Ist das Stirnband nach dem Lauf verschwitzt, holt man die Filzkissen heraus und wäscht den Stirnschlauch. Und das funktioniert alles erstaunlich gut. Wunder an Schalldruck darf man nicht erwarten, aber sehr solide Musik hören ist mit diesem Konzept absolut möglich.

 

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Alle Kommentare [5]

  1. Hallo Thorsten,

    wende dich doch mal an den Support von Jabra, ob die dir nicht einen zum Testen zur Verfügung stellen. Ich habe meine zwar gekauft, aber aufgrund eines Defektes nach ca. einem halben Jahr, ziemlich gute Erfahrungen mit dem Support von Jabra gemacht.

  2. @frederic ja, die kenne ich von den messen. noch nicht probiert. sollte ich mal machen, denke ich.

  3. Hallo Thorsten,

    ich könnte noch die Jabra Sport Pulse Wireless in den Ring werfen, mit denen ich einiges an Erfahrung sammeln durfte: Sehr angenehm zu tragen, ca. 4 Stunden hält der Akku, und als Schmankerl wird Puls/Herzfrequenz optisch am Ohr gemessen und per Bluetooth an die App deiner Wahl in deinem Smartphone übergeben. Soundqualität ist topp, da merkt man die Erfahrung von Jabra mit Headsets. Ohrpolser und „Wings“, die den Knopf im Ohr halten sollen, liegen in jeweils 3 verschiedenen Größen bei. Im Lieferumfang befindet sich noch ein Transporttäschchen und USB-Ladekabel. Einziger Kritikpunkt ist der hohe Preis: Um die 170 EUR zahlt man im freien Handel. Günstiger geht es ohne HR-Messung mit dem Jabra Sport Pace Wireless.

    Viele Grüße
    Frederic