Garmin fenix3 im Test.

Niemand wird gerne ausgetauscht, weil er angeblich zu alt oder zu eingerostet sei. Souveräne Zuverlässigkeit muss oft Platz machen für vermeintlich strahlendere wichtigere bessere Eigenschaften. Da muss man ja nur nicht immer mitmachen.

Freie Auswahl!?!?  Ich behalt' den Fernseher.

Freie Auswahl!?!?
Ich behalt‘ den Fernseher.

Das Modell 910xt von Garmin, das ich seit 2012 für die Aufzeichnung meiner Trainingseinheiten nutze, ist, wenn man sie anschaut oder sich mit anderen drüber unterhält, veraltet. Ihre Firmware ist ausgereift, es folgen keine Updates mehr. Sämtliche Kinderkrankheiten scheinen behoben. Sie ist ein wenig wie mein SKS-Rennkompressor mit Stahlzylinder und Messing-Ventilkopf. Es gibt neuere, „bessere“ Rennkompressoren. Aber er ist noch immer dank ausgereifter Technik vollends in der Lage, meine Bedürfnisse zu erfüllen. Ich tausche sehr ungern Equipment aus, bin da auch einfach ein wenig romantisch und auch treu. Man hat so viel gemeinsam erlebt, da schiebt man ein solide funktionierendes Gerät nicht lieblos zum Auktionshaus rüber, weil da eine neue, buntere, bessere, hübschere, sonstwassige Uhr daherkommt.

Also habe ich das Testgerät der fenix3 von Garmin zurückgeschickt, statt sie gleich zu kaufen. Ich fühle mich jetzt moralisch total überlegen. Leider ist es nun aber so:

Dickes Ding. Keine Angst vor Größe!

Dickes Ding. Aber keine Angst vor Größe!

Ich hätte sie wirklich gern gekauft. Und das Verpacken und Versenden geschah in all der Zeit der Testerei von Triathlonuhren erstmals mit einem Gefühl der Wehmut. Ist ein tolles Teil.

So. Wie komme ich jetzt aus diesem emotionalen Geständnis rüber zu einem analytischen, sachlichen, ausschließlich auf Fakten beruhenden Test. Gar nicht. Das lesen Sie vielleicht besser bei DCRainmaker, der die Uhren genauer analysiert als Ärzte einen Kassenpatienten bei einer turnusmäßigen Check-Up-Untersuchung. Aber Sie wissen jetzt wenigstens, dass ich das Teil toll finde und es sofort wieder haben möchte.

Und vieles von dem, was man zur fenix3 sagen kann, habe ich bereits im Test zur Garmin 920xt geschrieben und vorweggenommen im Test des Prototyps der fenix3.

An dieser Stelle möchte ich also gar nicht mehr langatmig mit den dort beschriebenen Details zu Software, Zubehör wie Wattmesser und ähnlichem aufhalten. Stattdessen die Punkte ansprechen, die die fenix3 abhebt von Garmins 920xt und sie in meinen Augen zu der besseren Wahl für Triathleten macht.

Sicherer Halt, guter Kontakt, stabile Übertragung.

Sicherer Halt, guter Kontakt, stabile Übertragung.

Tragekomfort: Er ist trotz des sehr klobigen Gehäuses hervorragend. Gewicht ist angesichtes des Gummi-Armbands eh zu vernachlässigen im Alltag. In einem Rennen mag das eine winzige Rolle spielen und auch das Ausziehen des Neoprenanzuges mag erschwert werden, wenn man die fenix3 nicht ablegen möchte in der Wechselzone. Das wäre nämlich genau das, was ich täte. Und mit meiner 910xt auch bereits so gemacht habe. Nicht verschweigen möchte ich, dass es schon ungemütlich ist, sie nachts zu tragen. Warum man das tun sollte? Weil sie einen eingebauten Activity-Tracker hat, der auch den Schlaf „überwacht“ und einem mitteilt, wie geruhsam oder unruhig man gelegen hat.

Display: Hat es mich bei dem Vorgänger fenix2 noch ein wenig gestört, dass das Display angeschnitten wird und insgesamt ein wenig schlecht zu lesen ist: Das kann die fenix3 absolut zufriedenstellend. Das bedeutet nicht brillant oder großartig. Und das leistet meines Erachtens noch keine Sportuhr. Aber „absolut zufriedenstellend“ wie in: „im Training jederzeit gut zu lesen“.

Genauigkeit: Ich bin zwei offiziell vermessene Rennen mit der Uhr gelaufen: Ich bin mir recht sicher, dass keine andere Uhr, die ich je bei einem Rennen hatte, so nah die automatische Runde von einem Kilometer an der offiziellen Kilometermarkierung gemessen hat wie die fenix3. Das waren nur wenige Meter Unterschied. Die 910xt ist da schon ein wenig unpräziser. Meine Erfahrungen sind da positiv – aber ich möchte nicht verschweigen, dass mir andere Sportler erzählten, dass ihre fenix3 recht unpräzise sei. Die Einflussfaktoren können viele sein. Besten Wissens und Gewissens kann ich nur sagen: Einige hatten schlechte Erfahrungen, ich die besten seit ich GPS-Uhren trage.

Seitenansicht.

Seitenansicht.

Verarbeitung: Die fenix3 ist kein Spielzeug. So sieht für mich – Geschmacksfrage – die 920xt zumindest in rotweiss immer ein wenig aus. Das Gehäuse der fenix3 ist so solide, wie ich es von herkömmlichen Uhrenherstellern kenne und würde es nach 8 Wochen Tragen als auf Augenhöhe mit der Suunto Ambit Peak sehen, die ebenfalls auch mal einen Stoß abkann. Das ist eine Uhr, die dem Umstand, dass man sie ständig am Arm tragen kann, Rechnung trägt.

Fazit:

Am Ende erlebe ich in allen Gesprächen, die ich führe mit anderen Sportlern, die sich für GPS-Uhren interessieren, dass es auf die eine Frage rausläuft: Die oder die?

Stand heute nach acht Wochen Test der fenix3 und den Tests von Garmins fenix2 und 920xt und Nutzung der 910xt, Polars V800 und M400, TomToms Cardiorunner, Suuntos Ambit2 und Ambit3 Peak: Als Triathlet würde ich, wenn ich noch keine andere Uhr besitze, die fenix3 nehmen. Bei freier Wahl und Preis (ab etwa 420 Euro inklusive des nötigen Brustgurts). Wer bereits seit Jahren mit Polars früheren Modellen trainiert, wird mit der V800 gegebenfalls glücklicher. Er macht nichts falsch. Gleiches gilt für Suuntos Ambit3. Keine ist perfekt, Mängel an Software wie Hardware sind bei allen Modellen vorhanden.

Ich habe die fenix3 nach langem Überlegen dann doch nicht gekauft, denn auch das sei klar gesagt: Die Vorteile wie Bluetooth-Übertragung, Wlan-Anbindung, Laufdynamikmessung, Erholungsratgeber und und und sind da und eindeutig. Aber die 910xt ist wie mein Rennkompressor, meine fast 20 Jahre alte Stereoanlage oder auch mein 15 Jahre altes Rennrad: Zu gut und zuverlässig, um sie auszutauschen. Ich bin da gerne treu.

Ich möchte es an dieser Stelle also halten wie zuvor: Der „Test“ ist nur in Zusammenhang mit den anderen Tests vollständig und auch dann sind Fragen offen: Stellen Sie sie mir, ich werde so gut es geht, antworten. Ich selber werde mit meiner noch immer einwandfrei arbeitenden 910xt weiter trainieren, denn manchmal ist es so: Das vermeintlich überholte Gerät ist noch immer am zuverlässigsten.

 

 

 

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Alle Kommentare [3]

  1. Oh, ich hätte die fenix3 auch liebend gern getestet, und das auch den Leuten von Garmin mitgeteilt. Aber leider bin ich bisher nicht in den Genuss eines solchen Testobjekts gekommen. Hätte ich gewusst, dass Du Dein Testmodell zurückschickst, hättest Du es stattdessen an mich weiterleiten können.

    Hätte, hätte, Fahrradkette! 🙂

    Als nächstes freue ich mich auf Deinen Test der Apple-Watch! 🙂

  2. @christian Danke! Gut zu wissen! Eigentlich ist schließlich auch viel mehr dafür als den Missbrauch durch Triathleten gedacht.

  3. Danke für die Beurteilung…
    Nach einer neuntägigen 243-Kilometer-Wanderung durch den Schwarzwald bin ich von der Tauglichkeit der Fenix 3 voll überzeugt. Ich war froh, sie dabei zu haben und freue mich über die absolut zuverlässige Track-Aufzeichnung über alle Etappen dieses langen Weges. Sie ist also nicht nur als Sportuhr, sondern auch als Outdoor- und Hikinggerät uneingeschränkt zu empfehlen.