Einige Kapitel für das Buch „1001 Fehler im Ausdauersport“

Der geschätzte Sportsfreund Demeter Dick, alias @triathlondog ist sicher einer der wildesten Hobbysportler, die mir bekannt sind. Kuriose Aneinanderreihungen von Trainingseinheiten, Läufe mit Gips im Arm und Schirm in der Hand, damit der Gips nicht nass wird. Oder 6 Stunden auf einem Laufband einen Bergaufstieg simulieren. Oftmals geht auch was schief. Seine Idee: „1001 Fehler im Ausdauersport“ als Buch. (Ebook, meinetwegen.)

Ich kann nach diesem Sonntag einige Kapitel beisteuern. Denn aus den Wettbewerben, die gut laufen, lernt man eigentlich wenig. Wenn das Ziel erreicht und die Taktik aufgegangen ist – wo soll der Athlet nach Fehlern in der Vorbereitung suchen?

Beim Köln Marathon am 14. September allerdings ging zwar nicht alles schief, aber auch nicht alles glatt. Eine Stunde unter der freundlichen Betreuung des Arbeiter Samariter Bundes Köln nach dem Zieleinlauf habe ich mir gegönnt, bevor ich langsam zur Zielverpflegung stapfte. Geboten wurden mir im Zelt Apfelschorle, Goldfoliendecke und Wasser. Auf Wunsch auch Infusion, die ich dankend ablehnte. Dafür durfte ich Namen, Alter und Adresse hinterlassen.

Eine gute Sache am Pacemaker-Dasein: Zugang zu einem Nicht-Dixie-Klo

Eine gute Sache am Pacemaker-Dasein: Zugang zu einem Nicht-Dixie-Klo

Wie konnte es dazu kommen? Und was nehme ich mit.

Fehler 1:

Saisonplanung. Als ich vergangenes Jahr beim Köln Marathon Zugläufer war und das als Saisonabschluss sehr genoss, habe ich natürlich gerne zugesagt, das wieder zu tun, als ich gefragt wurde. Ich hätte in den Kalender schauen sollen. Denn dass der Langdistanztriathlon in Köln, an dem ich ebenfalls teilnehmen wollte und mich ebenfalls ein Jahr zuvor für anmeldete, lediglich eine Woche auseinander liegen – fiel mir dann erst später auf.

Erkenntnis: Regeneration ist keine Erfindung der Sofaindustrie und Muskelbäderproduzenten. Nach einem Langdistanztriathlon, der ja seinerseits schon einen Marathon beinhaltet, schadet es nicht, den Körper mal mehr als eine Woche Zeit zu geben, sich wieder zu sammeln, egal wie langsam die Langdistanz absolviert wurde und egal, wie fit mich mich danach fühlte. KEINE zwei Wettkämpfe ähnlicher Beanspruchung innerhalb von 7 Tagen mehr. Ehrenwort.

Fehler 2:

Falscher Ehrgeiz Teil 1. Ich hätte eines von beiden streichen sollen, oder als Zugläufer ein geringeres Tempo übernehmen sollen. So blieb ich bei 3:30 wie im letzten Jahr, mit normaler Vorbereitung eigentlich kein Problem für mich, da ich umfangreich trainiere.

Erkenntnis: Wenn ich schon die leisen inneren Stimmen vor dem Start wahrnehme, lieber ehrlich zu sich und dem Veranstalter sein und sagen: Ich übernehme lieber eine leichtere Zeit. Oder ich sage mit rechtzeitiger Frist komplett ab.

Fehler 3:

Falscher Ehrgeiz Teil 2: Ich hätte bei Kilometer 35, als ich merkte, dass mein Partner für 3:30 das als weit erfahrener Läufer als auch selbstverständlich allein hinbekommt, aussteigen sollen. Denn ich bin zwar kein Topathlet, aber doch über die Jahre sehr hellhörig für die Signale meines Körpers geworden. Ich spürte im Rennen, dass ich das Tempo halten kann, aber eben dafür mich deutlich mehr bemühen muss, als das der Fall sein sollte. Einen Abbruch aber wollte ich um jeden Preis vermeiden für den Fall, dass sich doch noch ein Läufer an meinem Ballon orientiert. Ich habe mich selber ausreichend über Pacemaker geärgert, die mitten im Rennen aussteigen.

Erkenntnis: Die, die mir im Falle des Falles wohl am schwersten umzusetzen fällt – wenn es mir nicht gut geht, hat mein eigenes Wohl Vorrang vor den sportlichen Zielen der Mitläufer. Verantwortungsgefühl hin oder her – niemandem ist gedient, wenn ich über alle Maßen meine Kräfte beanspruche und im Ziel meine Gesundheit riskiere.

Wenn gar nichts mehr geht, bleibt eben nur sitzen bleiben.

Wenn gar nichts mehr geht, bleibt eben nur sitzen bleiben.

Kommen wir zu den positiven Sachen, die doch auch dabei waren. Ich habe gelernt, dass ich doch in der Lage bin, mehr aus mir rauszuholen, als ich in dem Moment denke. Wäre es mein eigener Wettbewerb gewesen, ich hätte das Tempo rausgenommen, sicher nicht mit der gefühlten Belastung durchgezogen. So habe ich es gehalten, trotz der schwülwarmen Wetterbedingungen. Das soll nicht heißen, dass ich für ein eigenes sportliches Ziel künftig alle Vernunft fahren lasse. Aber ich weiß auch: Nicht immer, wenn ich nicht mehr so richtig mag und denke, dass es auch egal ist, heißt es nicht, dass nicht mit ein wenig Mühe ein Kompromiss zwischen Ehrgeiz und Vernunft möglich ist. Die Mitte zwischen unvernünftiger Überanstrengung und ein wenig mehr Biss zu finden, wird mir künftig leichter fallen. Ich kenne nun beide Pole besser.

Und: Ich habe die Vorgabe erfüllt, auch wenn ich hinreichend kritisch mit mir bin, freue ich mich dennoch auch, dass die, die sich auf mich verließen, nicht enttäuscht wurden. Und bei der nächsten Gelegenheit sicher sein können, dass ich noch gewissenhafter vorbereitet bin.

Fehler 4:

Im noch benommenen Zustand, einen Tweet absetzen, dass man sieben Kapitel beizusteuern hätte. Und es nicht so viele werden.

Erkenntnis: Keine.

 

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Alle Kommentare [2]

  1. Danke, geht schon wieder. 🙂

    Tja. Warum sind es am Ende bei mir gut 90 Sekunden unter 3:30?

    Das erfordert sicher eine längere Anwort. Vorweg, letztes Jahr bin ich mit 3:29,23 durchs Ziel (dies Jahr 3:28,22) – also Punktlandung in 2013, da wir ein wenig schneller sein sollen als die 3:30, da die anderen ja HINTER uns sind.

    – Tempo halten
    In der Analyse der Daten der Zeitmessung sieht es gar nicht so ungleichmäßig aus. Das war unterwegs nur leider anders. Ich hatte meine Garmin als Standard dabei und als Back up eine weitere GPS-Uhr. In den Unterführungen fiel eine aus, die aktuellen Pace-Angaben wichen ab voneinander, ich orientierte mich also tatsächlich am meisten an der Stoppuhr und den offiziellen KM-Schildern. Ein wenig läuft man wegen der Verpflegungsstationen mal bei dem einen oder anderen Kilometer raus, ein wenig verliert man vielleicht in einem Abschnitt mit Brücke, kurzen Anstieg und Verpflegung – keiner ist eine Maschine. Mein Partner und ich haben uns unterwegs immer wieder abgesprochen und entschieden so weiterzulaufen. Bei Kilometer 32 noch Tempo rauszunehmen ist allerdings wenig sinnvoll. Wir waren beim HM bei 1:44,17. Das ist eigentlich nicht viel zu schnell und gibt ein wenig Luft für die zweite Hälfte.

    Kurioserweise – wenn ich die Daten der anderen Pacemaker gesehen habe, sind dieses Jahr alle doch spürbar schneller gewesen als Vorgabe. Teils bis zu vier Minuten, selbst der sub3-Ballon war eine Minute drunter! Muss man ja auch erst mal rausholen. 😉

    Also: War wohl auf Grund der Stimmung einfach auch für alle etwas fixer.

    Was mit dem Pacer laufen angeht: Ich nutze das selber sehr gerne. Mein eigener Rennstratege bei Bestzeitenläufen zu sein, ist eine zusätzliche Belastung. Und normalerweise laufen die Pacemaker einfach konstanter. Die beiden HM-Hälften sind bei mit 1:44,17 und 1:44,05 – das ist ja auch nicht wirklich super schwankend.

    Aber klar, ich wünschte mir auch, wir hätten das präziser gelandet. Die Gruppe, die aber bei uns war, ist aber solide durchgekommen und ich denke, die sind vielleicht auch froh, dass sie sogar deutlich unter 3:30 waren. Wenn es wegen der Pace von 4:55 statt 4:56 jemand am Ende nicht geschafft haben sollte, dann tut mir persönlich das auch sehr leid. So soll es nicht sein, aber wir sind keine Maschinen.

    Und am Ende gilt hoffentlich: Lieber ein wenig zu schnell als ein wenig zu langsam.

  2. Da wünscht man zuerst mal gute Erholung. Bei Km 39 habe ich Deine Qualen gesehen. Meine Frau (1. W55) war auf 3:28-Kurs unterwegs. Ich hatte den Halbmarathon schon hinter mir und habe den Marathon an verschiedenen Streckenpunkten verfolgt. Frage ist aber: warum seid Ihr als Pacer zwei Minuten zu schnell gewesen? Das finde ich ein wenig viel sub. Aus meiner Erfahrung Fehler 5: Mit dem Pacer laufen :-). Den Job habe ich schon einige Male gemacht, er ist aber gar nicht so leicht wie man denken sollte.