Das Kriechtier, das Eichhörnchen, die Passantin und zehn Kataströphchen. Der Langdistanztriathlon in Köln

Es hätte gar nicht schief gehen können. Die Scherben der 50 Zentimeter hohen Glasvase, die ich durch das allzu leichtfertig an der Wand angelehnte und folglich umkippende Triathlonrad am Vortag des Wettbewerbs erzeugte, müssten Glück für mindestens drei Wettkämpfe bringen. (Abziehen muss ich allerdings den kleinen Lottogewinn in Höhe von 10 Euro am Abend). Glück also für zwei Rennen.

Es ging dann auch erstaunlich viel schief, aber zum Glück nicht ich. Ich lief aufrecht bis zum Schluss. Der Triathlon in Köln gestern über die volle Ironmandistanz war ein halbwegs leichtfertiges Unterfangen, wie ich hier erläuterte.

Doch hier zunächst Ein Glückskäfervideo! Samstag gedreht, wenn ich schon nicht anständig trainiert hatte, wollte ich dem Aberglauben und dem Talismann freien Lauf lassen.

Rhein am Abend zur linken.

Rhein am Abend zur linken.

Der war aber wohl, als ich um 5:00 als ich das Rad im Dunkeln zusammenbaute so wie ich noch gar nicht richtig wach. Also baute ich das Vorderrad falsch rum ein. (Kastaströphchen #1) Ist technisch einfach ziemlich egal, denke ich, aber ich bin auch Ästhet und das musste geändert werden – bei Pinkelpause 1 nach gerade mal fünf Kilometern auf dem Rad (Kataströphchen #2) ergab sich die Gelegenheit. Ich hatte beim Schwimmen wohl ganz gut getrunken. Fühlinger See-Wasser – recht bekömmlich.

Danach lief alles verblüffend prima, so auch das Eichhörnchen, das mit prallen Backen die Straße knapp vor mir die Strecke kreuzte. (Kataströphchen #3). Später war es dann eine Fußgängerin, die mit Kopfhörer im Ohr und starrem Blick nach vorne mir fast vors Rad lief. Immerhin hatte sie keine Nüsse in den Backentaschen. (Kataströphchen #4) – selbstredend verdanken beide meiner Ansicht nach ihre körperliche Unversehrtheit meiner zerstörten Glasvase! So ziehen die Stunden bei einer Langdistanz dahin, mal passiert nix, mal greift man bei der Verpflegung in voller Fahrt neben das Geltütchen und verliert die Trinkflasche und fährt ohne Nachschub weiter. (Kataströphchen #5).

Hier zusammengefasst Kataströphchen #6+7 – schoooon wieder Pinkelpausen. Man soll ja viel trinken, aber wenn man es tut und nicht viel schwitzt, dann muss es halt raus. Nicht schwitzen? Genau. Ich war langsam, ich war das Kriechtier des Pelotons, in der Radwertung ganz hinten, da wo man niemanden stört. Weil keiner da ist. Und ich mir zeitweise auch gar nicht mehr sicher war, ob ich überhaupt noch auf der Rennstrecke war. (Kataströphchen #8) So öde war es. Immerhin: Ich war sicher einer der fairsten Fahrer, denn wer allein fährt, fährt auch nicht im Windschatten. Dass ich so langsam war, bemerkte ich zu Beginn auch gar nicht, aber am Mittag starteten die Teilnehmer der halben Ironman-Distanz. Und zischten wie ein Porsche an einer Litfasssäule vorbei. Ich war die Litfasssäule.

Rhein am Abend zur rechten.

Rhein am Abend zur rechten.

Offener Schnürsenkel beim Lauf – aber damit ich die zehn vollbekomme – Kataströphelchen #9.

Und das letzte Mißgeschick war dann auch schon auf der Heimfahrt von meinem Unterfangen, ohne spezifisches Training, einen Langdistanz-Triathlon zu überstehen. Ich versuchte – mit Scherbenglück gut ausgestattet – gewieft den Stau auf der A1 zu umfahren. Und verfuhr mich. Und landete mit Wartezeit an der Fähre über den Rhein bei Langel-Hitdorf. (Kataströphchen #10).

Mehr als 10 Mal war ich an diesem Tag schön über den Rhein rüber, auf dem Rad und zu Fuß. Und noch auch schwimmend, wenn auch auf der Fähre. Die Sonne ging unter, der Mond gegenüber war zu sehen. Und die kurze Fahrt war ein großer Genuss. So wie dann doch eigentlich der ganze Tag.

 

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