Von Verlierern lernen, heißt schneller werden

Das war nix. Punkt aus. Allen Beschwichtigungen zum Trotz. Ich wollte schneller sein, ich war es nicht. Und ich muss es einfach einräumen: Mein Schweinehund war vielleicht ein klitzekleines wenig stärker als ich. Wie konnte es dazu kommen?

Der Venloop 2014. Stellen Sie sich Kölner oder Düsseldorfer Straßenkarneval in einem Städtchen wie Lüneburg oder Celle vor. Altstadt mit kleinen Gassen. Am Rand überall wild rufende Menschen und Blaskapellen, Musik aus Boxen und insgesamt kunterbuntes Halligalli. Doch statt Mottowagen mit einem winkenden Roberto Blanco und Marschkapellen und Reiterkorps, die langsam und stockend ihre Strecke absolvieren, rasen Kenianische Laufprofis und hinter ihnen tausende Hobbyläufer durch die Stadt und die Umgebung. Und überall Remmidemmi. Das ist der Venloop. Top-Atmosphäre in der Grenzstadt Venlo, die sonst eher für ihre Fritten und vor allem im Rheinland für den Laden „Die zwei Brüder von Venlo“ bekannt ist. Das ist die Kulisse, vor der sich meine kleine persönliche erste Niederlage in 2014 zutrug. Bei Runnersworld gibt es hinreichend Eindrücke vom Lauf.

Für mich war der Hauptlauf, ein Halbmarathon über 21km, am Sonntag ein „Test“-Lauf. Diese gibt es immer, wenn ein Marathon naht und man mittendrin eine Standortbestimmung wagt. Die steht so im Trainingsplan. Diese sind jedoch schon kernig, da geht es erstmals an Grenzen. Ich blieb halt weit davor stehen. Meine Zielzeit für diesen Testlauf bin ich schon mal gelaufen, aber eben nur privat, handgestoppt. Das gildet nicht.

Zwischen inoffizieller und offizieller Zeit sprechen da die Fachleute. Sprich: Wo keine offizielle Zeitmessung, da kein persönlicher Rekord. Ich habe noch nie einen Halbmarathon gemacht. Sprich: Mein erstes offizielles Ergebnis ist meine Bestleistung auf dieser Distanz.

Auch wenn es deutlich hinter dem war, was ich im Herbst vergangenen Jahres auf der Heimstrecke gerannt bin. Die Ursachen sind wie immer mannigfach. Ein wenig zu schwer, nicht ganz optimal trainiert, es waren mit 23 Grad recht warme Temperaturen und schwül wars auch. Irgendwo hatten die Holländer auch ein paar Anstiege hergezaubert. Schon einige Ausreden. Ich versuch’s noch mit dieser:

Für meine Zielzeit waren drei Pacemaker als Ballonläufer eingeteilt. Mein Plan war: Einfach dranbleiben. Lief auch gut für mich am Anfang. Nicht für ihn. Nach fünf Kilometer stellte der Pacemaker fest, dass es wohl nicht sein Tag war und brach das Rennen ab. Er zeigte noch auf seinen Kollegen, der aber inzwischen schon einige hundert Meter weiter weg war. Den einzuholen hätte Kräfte benötigt, die ich eigentlich fürs Ende aufsparen wollte.

Auftritt Schweinehund. Er wittert Lunte. Er muss ja nicht mehr das Tempo gehen, das der Pacemaker macht. Sondern das Tempo, das uns gefällt. Das ist – richtig geraten – langsamer. Und im nächsten Kilometer noch langsamer. Und ganz am Ende ganz fürchterlich langsam. Dieser Blogbeitrag hat keine Bilder von mir bei diesem Lauf. Bleiben Sie bei der Straßenkarnevalszene von Beginn: Ich war der mit der verzerrten Fratze.

Doch wann zeigt sich Moral, wann zeigt sich Widerstandsfähigkeit? Wenn es nicht so läuft. Es wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, zu sagen, ich höre auf. Ich weiß, dass ich schneller sein kann, ich bin schon weitaus weiter gelaufen, niemand schimpft. Aber irgendwoher habe ich dann doch die Motivation gefunden, das Rennen zuende zu kämpfen und nicht zu Ende zu trödeln. Jeder Kilometer langsamer, jeder Kilometer beschwerlicher. Überholt werden von denen, die besser drauf sind, besser trainiert haben und am Schluss nicht fast einbrechen. Spaß war das nicht. Nur das gute Gefühl, gebissen zu haben, auch wenn es nichts mehr bringt und Minute für Minute selbst das Minimalziel in Gefahr geriet. Und auch nicht erreicht wurde.

Das passiert mir nicht noch mal. Und so war auch der Venloop 2014 eine Lehre in Selbstmotivation. Du hast dein Ziel nicht erreicht, es gibt aber keinen Grund, aufzugeben. Den Willen, sich im Wettkampf weiterzuschinden, werde ich gut gebrauchen können, das nächste Mal, wenn es besser läuft. Und dann (hoffentlich) die Bestzeit purzelt.

 

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