Gesunde Ernährung? Ich pfeife drauf!

Nichts vor dem Schlafen gehen essen. Trinken Sie genug. Essen Sie ruhig abends. Nüsse sind gesund. Rotwein ist gesund. Essen Sie nicht zu viel Fleisch. Alkohol ist Gift. Denken Sie daran, genügend Proteine zu essen, wie sie in Fleisch enthalten sind. Essen sie fünf mal am Tag eine Kleinigkeit. Essen Sie Obst und Gemüse. Essen Sie nicht in zu kleinen Abständen. Essen Sie keine Rohkost, die ist schwer verdaulich. Kaffee deyhdriert. Oder darf zur täglichen Menge Flüssigkeit gezählt werden. Trinken Sie nicht zu viel Wasser.

Burger? Bier? Aber sicher!

Burger? Bier? Aber sicher!

Suchen. Sie. Es. Sich. Aus.

Ich habe es satt. Was gestern galt, ist heute keinen Pfifferling wert. (Der übrigens angeblich keinen Nährwert hat, aber in Butter geschwenkt mit Petersilie und Speck hervorragend schmeckt.) Sie sind noch kein Veganer? Dann ist Ihr verfrühtes Ableben dank des Essens von Fleisch oder Eiern besiegelt. Sie essen kein Fleisch? Sie haben Ihre Mangelernährung hoffentlich im Griff!!!

Wer aus moralischen Gründen vegetarisch oder vegan essen möchte – bitte. Wer sagt, dies oder jenes sei ungesund – ich höre nicht mehr zu. Gerade und besonders als Ausdauersportler bin ich es satt, dass meine Ernährung mehr und mehr in den einschlägigen Magazinen auf Webseiten und erst recht gegebenfalls im Gespräch mit anderen Sportlern der Effizienzsteigerung zum Opfer fällt. Das Erstellen der richtigen individuellen Ernährungspyramide dauert länger als der

Nudeln? Ja, mit Eiern in Butter geschwenkt. Dann schmeckt die Kürbisfüllung auch.

Nudeln? Ja, mit frischen Eierteignudeln in Butter geschwenkt. Dann schmeckt die Kürbisfüllung auch.

Bau des historischen Bauwerks in Gizeh. Und glauben Sie mir – es fehlt nie der Zusatz: Und schmecken tut es auch. Das steht da immer bei, weil – völlig zurecht – die Ratgeber annehmen, dass man keinen Appetit hat auf Gerichte, die vor allem eines im Sinn haben: Vernunft. Und eines vor allem nicht: Sinnlichkeit. Genuss. Das sind Speisen, mit denen man sich gut fühlt, weil man ein reines Gewissen hat. Und Butter ein schlechtes macht.

So könnte ich meinen kompletten Speiseplan umstellen auf Dinge, die ich zwar irgendwie mag, die aber nie Lust und Leidenschaft in mir wecken. Es geht nicht darum, den ganzen Tag Fritten und Schoko zu schaufeln. Sondern ich bin es leid, dass beim Essen die Funktionalität vor dem Genuss kommt – da mache ich nicht mit.

Sieht gesund aus? Eier drin. Bohnen belasten den Darm. Tomatenhaut? Unverdaulich!!!

Sieht gesund aus? Eier drin. Bohnen belasten den Darm. Tomatenhaut? Unverdaulich!!!

Sauertöpfigkeit macht langsam. Behaupte ich. Das Gegenteil kann eh niemand beweisen. Gutes leckeres Essen macht glücklich. Da brauchen Sie nur sich selbst zu fragen. Gutes! Das ist für mich nicht welches, das irgendwelche Zwecke erfüllt, weil es vermeintlich leere Speicher in mir füllt, die beim Training geleert wurden, sondern Essen, das einen Wert hat, weil ich es schätze. Dem ich in Zubereitung und Verzehr den Raum und die Wertschätzung einräume, die es haben sollte.

Ich sage keiner, KEINER, der vielen Ratgeber legt Wert darauf, sich anständig an den Tisch zu setzen, schön einzudecken, vielleicht eine Kerze anzuzünden. Und bei Kochen sich schon mit Freude und in Ruhe den Bohnen oder dem Fleisch zuwenden. Nein – Speed auf Rad und am Herd, das ist es. Es soll schnell gehen in unserer hektischen Zeit, die wir dann nutzen können, um mehr Ratgeber zu lesen, die uns ein schlechtes Gewissen machen.

Auch ein Stück Glück.

Auch ein Stück Glück. HIer aus dem sehr empfehlenswerten Gasthaus Haderecker in Olching bei München. Lohnt die Fahrt in die Buttnik.

Die Freude, der Genuss, die Entspannung und Glückseligkeit einer warmen Mahlzeit, die mit Hingabe zubereitet wurde – davon schreibt keiner. Keiner schwärmt von der wohltuenden psychischen Wirkung, wenn Essen als etwas positives wahrgenommen wird, das mir dient, um mich wohl zu fühlen. Es muss etwas leisten, etwas bringen, einen Zweck erfüllen. Und seien Sie versichert: Was heute propagiert wird, ist morgen falsch, wie ich der jüngsten Ausgabe des Magazins tritime entnehme. Ich bin gerade so sauer, weil die Experten gerade noch rätseln, ob das von mir sehr geschätzte Carboloading vor einem Wettkampf überhaupt was hilft. Hieß es immer. Jetzt nicht mehr. Carboloading ist in aller Kürze – so viel Nudeln und Reis, wie sie schaffen, ohne Hemmung. So etwa eine Woche vorm Wettkampf, damit Sie an Tag X genug davon im Körper haben zum Verbrennen. Da kann man sich richtig drauf freuen, auf diese Woche! Soll ich aber nicht mehr.

Die einzige Ernährungspyramide, die ich noch ernst nehme. Selbst gemacht. Ein Freudenfest.

Die einzige Ernährungspyramide, die ich noch ernst nehme. Selbst gemacht. Ein Freudenfest.

Aber das will ich: Freuen aufs Essen. Jeden Tag, bei so vielen Mahlzeiten, wie es geht. Isst der Athlet glücklich, ist er schnell. Sag‘ ich mal so. Und bleib‘ ich bei.

 

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Alle Kommentare [8]

  1. Ich denke es ist mit dem Essen so wie bei den meisten Dingen im Leben – es kommt auf die gesunde Balance an. Ich würde mich weder auf das eine noch auf das andere Extrem schlagen

  2. @Jules Das zentrale Thema meines Beitrags ist ja eigentlich eher, dass es nie Klarheit darüber gibt, was gesund ist und was nicht. Gesund darf schmecken, klar. Klappt auch oft. Aber vieles, was schmeckt, ist auch nicht gerade gesund. Hilft nix.

  3. Ich denke so eine Radikale aussage wie „Ich pfeife drauf“ muss man wenn es um Gesunde Ernährung geht nicht machen. Mann kann sich das alles so zusammen stellen wie man es selbst am liebsten hat. Außerdem bedeutet Gesund nicht gleich das es nicht schmecken darf 😉

  4. Da steckt schon viel Wahrheit in diesem Artikel drin. Eine Wahrheit, die sich im übrigen auf andere Bereiche des Lebens ausweiten liese. Aber die Alternative scheint mir auch nicht der Königsweg. Augenblicklich prangen ja wieder Plakate auf Litfassäulen & Co (Alkohol – kenn dein limit http://www.kenn-dein-limit.de) und da steckt mir persönlich eine Aussage drin, die ich zumindest schon mal für den Anfang sher in Stein meißeln wollen würde: In Maßen. XY. In Maßen Bier, in Maßen Zucker, in Maßen. Das dürfte heute noch so gültig sein wie morgen. Würde ich tippen °°

  5. Sorry für’s späte Freischalten. WordPress unterrichtet mich nicht immer über neue Kommentare. Leider.

  6. Wunderbar!!! Meine Rede seit Jahren, aber ich werde immer als exzentrisch angesehen. Hach, wie niedlich, die alte Hippie-Foodrebellin mit ihrer dick beschmierten Leberwurststulle. Danke für diese bestärkenden Worte.

  7. Ja es stimmt, es ist echt schwierig sich heutzutage „gesund“ zu ernähren, weil eben das was gesund ist sich monatlich ändert. Ich habe da schon lange den Überblick verloren. Deshalb mach ich es genauso: ich esse was mir schmeckt fertig. Alles andere wäre Zeitverschwendung.

  8. Hm. Ja. Dieser Eintrag gefällt mir.
    Vor allem weil ich mittlerweile auch zu dieser Sicht auf die Dinge gelangt bin.
    Es gibt keine Argumente gegen eine vegane oder vegetarische Ernährung und natürlich auch keine (in einigen Fällen kaum) Argumente gegen die vielen vielen anderen Ernährungsweisen, wenn man sie vernünftig praktiziert, aber es gibt auch keine Argumente gegen ein mit Augenmerk ausgesuchtes Stück Fleisch, welches man einfach mal isst, weil man gerade wirklichen Appetit drauf hat.
    Was man isst, bleibt einem zum Glück immer noch selbst überlassen und ich persönlich habe gemerkt, dass ich eine rein vegane Ernährung nicht durchhalte. Eben wegen diesen ganzen Ersatzstoffen wie Soja, Tofu etc, es ist eben nur Ersatz, der nicht genau so glücklich macht. Und ich kann nicht ignorieren, was ich über Jahrzehnte beinahe jeden Tag gegessen habe, obwohl viele mir einreden wollen, das wäre ohne weiteres möglich. Genauso verhält es sich mit anderen Diäten (von wegen Abends keine Kohlenhydrate mehr etc.), was mich nicht glücklich macht, führt auch nicht zum Erfolg.