Naujoks in New York (X): „Wie heißt Obama mit Nachnamen?“

Für drei Monate ist Stephan Naujoks, 49, CEO und Co-Gründer des Kieler Start-ups Snapmobl, in New York über das German Accelerator Programm. Snap­mobl transformiert Webseiten von Kleinunternehmen vollautomatisch in Smartphone-optimierte Varianten. Das Ergebnis ist eine mobile Webseite, die sich durch bestmögliche Kontakt-Raten auszeichnet.  Snapmobl vermarktet diese Lösung seit einem knappen Jahr und hat seitdem rund 4.500 Webseiten transformiert .

Naujoks Ziel bis zum 31. März 2015: Die Vermarktung von Snapmobl in den Vereinigten Staaten.

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Stephan Naujoks von Snapmobl

Stephan Naujoks von Snapmobl

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Diese Woche ging es um die Strategien, um Kunden dauerhaft bei der Stange zu halten. Gerade bei Unternehmen, die ein Mietmodell wie wir haben (SaaS = Software as a Service), ist die monatliche Kündigungsrate ein Faktor, der über Wohl und Wehe entscheidet: In der Regel kostet die Kundengewinnung deutlich mehr als ein Monatserlös. Kündigt also ein Kunde in den ersten Monaten, kann das Unternehmen mit diesem keinen Gewinn erwirtschaften.
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naujoksXgrafikBild1_Kundenprofitabilität
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Hier gibt es eine sehr gute Beschreibung der Metriken eines Mietmodells und wie sie berechnet werden: http://www.forentrepreneurs.com/saas-metrics-2/
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Bloss nicht die Kunden vergessen, sobald sie gewonnen sind
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Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man in der anfänglichen Begeisterung, einen Kunden gewonnen zu haben, sehr leicht vergessen kann, ihn auch weiter zu betreuen und zu begeistern. Schauen wir uns das snapmobl Beispiel an: Wir transformieren Webseiten automatisch in mobile Webseiten.
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Dieser Vorgang ist eigentlich ein einmaliger Vorgang. Aber wir stellen sicher, dass diese mobile Webseite auch dauerhaft erfolgreich ist. Bei einer mobilen Webseite ist der Erfolg einfach zu definieren: Kommen viele Anrufe und Navigationen zum Geschäft zustande, ist die Seite gut. Sehr gut heißt bei uns: 80 Prozent der Besucher einer Webseite, die ein Smartphone benutzen, kontaktieren das Geschäft. Das messen wir und teilen das dem Webseiteninhaber mit. Jeden Monat.
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Und nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist das Ergebnis hoch – dann ist unser Kunde zufrieden. Mit einem einzigen zusätzlichen Kunden rechnet sich seine Zahlung von rund zehn Euro an snapmobl schon.
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Oder der Kunde ist noch von dem Ziel entfernt. Dann vergleichen wir mit unserem Branchendurchschnitt und geben Optimierungsideen zum Inhalt. Dazu gibt es Webinare und Anleitungen, zum Beispiel wie ein mitreißender Text für eine Smartphone-Seite aussehen muss.
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Ständig wird unser System weiterentwickelt, damit jede mobile Webseite eine optimale User-Experience bietet. Die Anforderungen daran ändern sich laufend: Wer viel surft, kann wie – bei einem Auto – ziemlich genau sagen, wie alt die Webseite ist.
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Und ich war wieder reichlich viel unterwegs: Ich war in Washington. Mit dem Bus – denn das war ein echtes Schnäppchen: 15 US-Dollar gegenüber 80 Dollar mit dem Zug. Ich habe nicht gedacht, wie gut das tut, nach langer Zeit mal den Blick schweifen zu lassen, Landschaft und Himmel zu sehen. Bei der vierstündigen Fahrt habe ich fast nur aus dem Fenster gesehen. Und dabei ist ein unbelaubter Spätwinterwald eigentlich kein Augenschmaus.
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Washington: Platz und kein Hupen
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Mein erster Eindruck von Washington: Alles ist großzügig, breite Straßen, breite Fußwege, wenig Verkehr, viele Parkplätze – und kein Hupen.
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Alles geht deutlich entspannter zu als in New York. Selbst die U-Bahn ist beeindruckend großzügig, modern – obwohl sie schon über 40 Jahre auf dem Buckel hat -, Wagons mit Teppichboden, alles sauber.
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NaujoksXBild3_Ubahn
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Es ist ähnlich in unserer eigenen Hauptstadt, in Berlin: Es wird viel gebaut, sogar sehr viel. Es war echt schwierig, Bildmotive ohne Baukräne zu finden.
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Und erstmals nach New York stimmen die Preise wieder: Ich hatte kein Hotelzimmer, sondern eine Wohnung, die normalerweise langfristig vermietet wird. Ungefähr viermal so groß wie New York, dennoch zahle ich nicht mehr – selbst wenn man den höheren Einzeltagepreis auf den Monat umrechnet.
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Alle Museen sind kostenlos. Leider fehlte die Zeit, denn die Museen sind allein schon von außen gigantisch. Und speziell das Indianermuseum hätte mich schon sehr interessiert – und die Bilder den Nachwuchs sicher auch. Denn wir haben eine ganze Menge Indianer in direkter Nachbarschaft – in Bad Segeberg!
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Dass ich nun in der Hauptstadt der USA bin, habe ich gleich morgens gemerkt – mein Fahrstuhl-Mitfahrer hatte einen Kampfanzug in Tarnfarben an… Und es sind unglaublich viele Polizisten unterwegs – nicht nur vor dem Weißen Haus.
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Hoch motivierte US-Kammern
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Der Grund für meinen Washington-Besuchs waren Termine mit etlichen Handelskammern. In den USA gibt es keine Zwangsmitgliedschaft. Vielleicht ein Grund, dass die US-Kammern hoch motiviert sind,  etwas für Mitglieder zu tun. Und dazu gehört auch, Services von Anbietern wie snapmobl ihren Mitgliedern näher zu bringen. Neutralität steht dabei im Vordergrund: Neutralität heißt dabei, dass jeder Anbieter willkommen ist. Während Neutralität bei uns oftmals heißt: Wir machen nichts.
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Altehrwürdig und alles Anzug-Termine
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Richtig umgehauen hat mich das US Chamber of Commerce –  die US Handelskammer – direkt gegenüber vom Weißen Haus. Altehrwürdig trifft es am besten. Ich habe mehrmals die Handelskammer in Bremen besucht  – gleiche Atmosphäre, nur zehn mal größer. Dementsprechend waren das alles Anzug-Termine – und das war – trotz Startup – auch angemessen. Alle Gesprächspartner sind hilfsbereit, es sind vielversprechende Kontakte.
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Interessant: Die Washingtoner sind rumgekommen. Alle Gesprächspartner waren mehr oder weniger lange in Deutschland, einer hatte in Freiburg studiert. Das ist in New York doch eher die Ausnahme.
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Dort ist eher ein anderes New-York-Erlebnis passend: Am Samstagabend habe ich nach langen Regenstunden noch eine Runde um den Block gedreht und mich bei wieder einsetzendem Regen bei Lego, dem Shop des Spielzeugherstellers, untergestellt. Mein Regalnachbar studierte eingehend einen Nachbau des Weißen Hauses und fragte mich, ob ich wüsste, wie Obama mit Nachnamen hieße. Natürlich dachte ich, ich hätte die Frage nicht richtig verstanden – dem war aber nicht so. Und der Dialekt meines Gesprächspartners war eindeutig amerikanisch… Mich hat die Frage doch sehr an den Youtube-Gassenhauer über unsere  Angelo Merte erinnert.http://www.spiegel.de/politik/deutschland/youtube-star-wer-ist-angelo-merte-a-780391.html
Vorfreude auf die Heimat
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Mein Aufenthalt in New York neigt sich dem Ende. Es ist nur noch eine gute Woche. Ich frage mich: Worauf freue ich mich meisten bei meiner Rückkehr? An erster Stelle die Familie. Zeit zusammen verbringen. Auf echte Gute-Nach-Küsse und echtes Händchenhalten. Ein Abend vorm Kamin, einen Latte Macchiato, an dem man sich nicht verbrennt und der nicht verbittert ist, dazu einen schönen Maikringel, morgens Brötchen, einen Dorsch vom Fischer.
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Ich freue mich darauf, dass die Segelsaison losgeht,  auf einen Spaziergang an der Kieler Förde. Joggen, ohne alle 30 Meter an einer Ampel zu warten. Und aufs Autofahren. Das war das erste – und ich hoffe einzige mal seit meinem 15. Geburtstag, dass ich drei Monate lang ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel genutzt habe.
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Aber nun geniessen wir erstmal den Frühling: Auch wenn er bei ein bis zwei Grad noch etwas unterkühlt ist. Auf diesem Plakat ist die Frühlingsfreude riesengroß:
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Diese Promenade am East River war jedoch am Sonntag nachmittag menschenleer. Damit kann man wohl New Yorker wenig locken – wahrscheinlich zu langweilig 😉
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Kurzweilig dagegen die Werbung deutscher Unternehmen, die unterwegs gesehen habe: „Being aggressive doesn’t mean impolite“ 😉
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Zum Schluss noch ein Highlight von meinem Leadmentor Klaus-Peter Statz, ehemaliger CEO der Telekom USA und begeisterter Fotograf. Er hat mir auf meine Frage, was denn von seinen Fotos am besten den Spirit von New York einfängt, das hier geschickt:
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Ich glaube, das kann man so stehen lassen, dass es solch ein Motiv nur in New York gibt 😉

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