Exklusives Headhunter-Ranking der WirtschaftsWoche: Die Jäger der Nerds

Die Jäger der Nerds

 

Das Geschäft der Headhunter läuft so gut wie nie – vor allem mit der Suche nach Digitalexperten. Ein exklusives WiWo-Ranking verrät die renommiertesten Berater der wichtigsten Branchen.

 

Nach nur drei Monaten als Aushilfe bei einer Personalberatung war es um Jurastudentin Katharina Wolff schon geschehen. „Ich habe mich verliebt in den Beruf“, sagt Wolff heute, „es fühlte sich an wie Detektiv-Spielen.“

 

Und so war ihr weiterer Weg vorgezeichnet: 2009 schwor sie der Juristerei nach dem ersten Staatsexamen endgültig ab. Stattdessen startete sie ihre eigene Personalberatung in den Räumen ihrer damaligen Wohngemeinschaft. Wolffs erster Auftrag ergab sich dabei zufällig. Dominik Reisig, der Freund ihrer Mitbewohnerin, brauchte für sein Start-up Cavi gleich drei neue Mitarbeiter – und das dringend: einen Produktmanager, einen Softwareentwickler und einen Onlinemarketingmanager.

 

Dank Xing und LinkedIn hatte Wolff die Gesuchten in knapp drei Wochen gefunden. „Damals waren die Berufe-Netzwerke neu, die klassischen Headhunter hatten sie für ihre Suchen noch nicht entdeckt“, sagt sie. Und weil sie so schnell so erfolgreich war, fiel sie dem Investor von Cavi auf, der für die nächsten Aufträge sorgte. Und damit auch für den Anfang ihrer eigenen Beratung D-Level. Acht Jahre später beschäftigt Wolff 13 Mitarbeiter und gehört in der Digitalszene längst zu den bekanntesten Adressen.

 

Neue Mitspieler

Aktuell sind Headhunter wie Wolff beschäftigt wie nie. 68 000 Führungs- und Expertenpositionen haben die Personalberater im Jahr 2017 in Unternehmen und Verwaltungen besetzt – neun Prozent mehr als im Vorjahr, so der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU). Die Honorare sind im Jahr 2017 um gut zehn Prozent auf 2,19 Milliarden Euro gestiegen.

Selbst für die Besetzung von Aufsichtsräten werden immer häufiger Personalberater eingespannt. Hinzu kommt: Weil die Verweildauer der Top-Manager in den Unternehmen kürzer wird, steigt die Zahl der Suchaufträge. In den 300 größten börsennotierten Unternehmen im deutschsprachigen Raum verloren im Jahr 2017 rund 15 Prozent der Top-Manager ihren Job, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Strategy&.

 

Im Ranking stehen nur die Besten

Christel Gade, Professorin an der Internationalen Hochschule Bad Honnef

Aber welche Headhunter haben den besten Ruf? Dieser Frage widmet sich das neue Personalberater-Ranking der WirtschaftsWoche. Zum dritten Mal hat Christel Gade, Professorin an der IUBH Internationalen Hochschule Bad Honnef, die renommiertesten Headhunter in einer Rangliste erfasst. Die Expertin hat dafür einen Fragebogen entwickelt, der zwischen Juli und Oktober von mehr als 1.400 Personalentscheidern aus deutschen Unternehmen ausgefüllt wurde. Sie beantworteten darin unter anderem, wie zufrieden sie mit ihren Headhuntern waren, am Ende gab es Sterne für gute oder exzellente Leistungen. Nur die Beratungen mit den besten Noten finden anschließend ins Ranking.

Die Tabelle (siehe unten) zeigt: Die Branche bewegt sich. Dominierten früher vor allem bekannte Namen wie Egon Zehnder, Heidrick & Struggles oder Kienbaum die Liste, tauchen dort inzwischen auch immer mehr Neulinge auf. Sie hören auf die Namen D-Level, i-potentials, Change Group, Dwight Cribb oder Convenio – und sie alle profitieren vom Megatrend Digitalisierung. Weil die mittlerweile nicht nur in nahezu jedem Wirtschaftszweig, sondern auch auf allen Führungsebenen angekommen ist, suchen Unternehmen zunehmend Experten mit entsprechenden Kompetenzen. Selbst das Bekleidungsunternehmen Willy Bogner verkündete unlängst stolz, dass im Aufsichtsrat nun ein Digitalexperte sitzt – Andreas Bermig, der 38-jährige Gründer des Internetportals Bonify.

 

Hoodie trifft auf Nadelstreifen

Diese Entwicklung untermauert auch eine Studie der Marktforschung GfK im Auftrag der Beratung Etventure vom Frühjahr dieses Jahres. 62 Prozent der befragten Entscheider nannten dabei die digitale Transformation als eines der drei wichtigsten Firmenziele. Bei 68 Prozent soll der Geschäftsführer oder CEO den Wandel verantworten, 46 Prozent wollen verstärkt Digitalexperten einstellen.

 

Daniel Biene (Foto: Presse)

Nur: Jenen Headhuntern, die sonst für tradierte Branchen nach altbewährten Methoden arbeiten, fehlt es in der Digitalszene und bei Start-ups an Know-how und Netzwerken. Die klassischen Personalberater hätten oft kein Verständnis für die Kultur der Digitalszene, glaubt Christel Gade. Headhunter, die sich nicht durch digitale Denke und enge Kontakte zur Szene hervortun, finden deshalb in der Regel keinen Zugang zur Branche. Zu groß sind die Unterschiede zwischen Old Economy und den Silicon-Valley-Jüngern. Dort treffen nicht nur Hoodie und Nadelstreifen aufeinander, sondern vor allem: Unverständnis. „Wenn der Personalberater das Geschäftsmodell nicht versteht, traut der Gründer ihm auch nicht zu, die passenden Leute zu finden“, sagt Daniel Biene, Partner der Beratung Change Group, die sich auf die Digitalszene spezialisiert hat. Biene selbst hat zunächst zwei Start-ups gegründet, bevor er sich als Headhunter selbstständig gemacht hat – und ist dementsprechend gut vernetzt.

 

Biene, Wolff und ihre Kollegen füllen damit eine wichtige und lukrative Lücke. Denn klassische Headhunter, die von 80 000 Euro aufwärts verdienen, sind für Start-ups meist zu teuer. Doch für die Spezialisten lohnt sich das Geschäft dennoch. Nicht nur, weil sie die üblichen 30 Prozent vom Jahresgehalt als Honorar abrechnen. Sondern weil Gründer insbesondere in der Wachstumsphase schnell und viel Personal benötigen. Langfristig ist es daher günstiger, Headhunter zu bezahlen, als Zeit für die Suche zu verlieren und dabei das Geld ihrer Investoren zu verbrennen.

 

Andere Ziele, andere Jäger

Die Suche nach Digitalexperten hat sich bereits verändert. Auch wenn D-Level-Gründerin Katharina Wolff genau so begonnen hat: Heute reicht es nicht mehr, nur in den sozialen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn zu suchen. Die Konkurrenz ist groß, dementsprechend bekommen die gefragten Experten jeden Tag bis zu zehn solcher Anfragen. Und auch die bewährte Methode, Konferenzen zu besuchen und dort auf Kandidatenfang zu gehen, funktioniert in der Digitalszene nicht, sagt Daniel Biene.
Alles steht und fällt mit dem persönlichen Netzwerk der Berater.

Katharina Wolff etwa trifft die Ansprechpartner nicht nur beim Gründerball in Berlin, sondern lädt ihre Kunden zur Kontaktpflege auch schon mal aufs Oktoberfest ein. Ihr Tag besteht hauptsächlich darin, darüber nachzudenken, wem sie einen Gefallen tun kann – um ihn irgendwann einmal erwidert zu bekommen. „Nur wer die Besten kennt“, sagt Wolff, „der wird auch die Besten empfohlen bekommen.“

 

 

Welche Headhunter Unternehmen am liebsten beauftragen: Der Überblick

Deutschlands beste Personalberater 2018
Welche Headhunter die Unternehmen am liebsten für ihre Suche beauftragen
Bewertung Suchmethode
Headhunting Anzeigen
Die großen Generalisten
Egon Zehnder ★★★★★
Spencer Stuart ★★★★★
Heidrick & Struggles ★★★★★
Kienbaum ★★★★★
Korn Ferry ★★★★★
Russell Reynolds ★★★★★
Heads! ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Automobil
Egon Zehnder ★★★★★
Korn Ferry ★★★★★
Heidrick & Struggles ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Spencer Stuart ★★★★★
Senator Executive Search ★★★★★
Dr. Maier + Partner ★★★★
Deininger ★★★★
Baumann ★★★★
Maschinen-, Anlagenbau, Metallverarbeitung, Industrie
Baumann ★★★★★
Egon Zehnder ★★★★★
FMT ★★★★★
H/P Executive Consulting ★★★★★
Korn Ferry ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Senator Executive Search ★★★★★
Transearch ★★★★★
Rochus Mummert ★★★★
Kienbaum ★★★★
Spencer Stuart ★★★★
Finanzdienstleistungen
Egon Zehnder ★★★★★
Heads! ★★★★★
Heidrick & Struggles ★★★★★
Indigo ★★★★★
Korn Ferry ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Russell Reynolds ★★★★★
Spencer Stuart ★★★★★
ifp ★★★★
Kienbaum ★★★★
Chemie, Pharma
Odgers Berndtson ★★★★★
Russell Reynolds ★★★★★
Spencer Stuart ★★★★★
Egon Zehnder ★★★★
Kienbaum ★★★★
Korn Ferry ★★★★
Energie
Egon Zehnder ★★★★★
LAB ★★★★★
Kienbaum ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Spencer Stuart ★★★★★
Hager ★★★★
Konsumgüter, Handel
Egon Zehnder ★★★★★
Eric Salmon ★★★★★
H/P Executive Consulting ★★★★★
Hager ★★★★★
Korn Ferry ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Spencer Stuart ★★★★★
Swissconsult ★★★★★
Topos ★★★★★
Russell Reynolds ★★★★★
Baumann ★★★★
Kienbaum ★★★★
Immobilien
Egon Zehnder ★★★★★
Heidrick & Struggles ★★★★★
Indigo ★★★★★
LAB ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Sabine Märten ★★★★★
Deininger ★★★★
ifp ★★★★
Kienbaum ★★★★
Westwind ★★★★
IT, Telekommunikation
Eric Salmon ★★★★★
Hager ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
PrimePeople ★★★★★
Swissconsult ★★★★★
Transearch ★★★★★
Russell Reynolds ★★★★
Beratung, Professional Services
Indigo ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Spencer Stuart ★★★★★
Boyden ★★★★
Herbold Fischer Associates ★★★★
Heads! ★★★★
Korn Ferry ★★★★
Digitalisierung
D-Level ★★★★★
i-potentials ★★★★★
Egon Zehnder ★★★★★
Change Group ★★★★
Dwight Cribb ★★★★
Convenio ★★★★
Medizintechnik
Amblank Jung ★★★★★
Egon Zehnder ★★★★★
Eric Salmon ★★★★★
HiTec-Consult ★★★★★
Kienbaum ★★★★
Gesundheitswesen, Healthcare
Eric Salmon ★★★★★
HiTec Consult ★★★★★
Odgers Berndtson ★★★★★
Rochus Mummert ★★★★★
Kienbaum ★★★★
Spencer Stuart ★★★★
Quelle: Christel Gade, IUBH Internationale Hochschule Bad Honnef/WirtschaftsWoche, November 2018; mit Unterstützung vom BDU, von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung und vom Verband Die Führungskräfte;
Bewertung nach Bekanntheit und Kundenzufriedenheit; von ★ = ausreichend bis ★★★★★ = exzellent

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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