Wenn ein Versicherungsanwalt eine Versicherung gegen verregnete Partys und Stones-Konzerte erfindet

Nur Gewitter zählen bisher

Max Riedel hat das Wetter schon öfter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Immer wenn es gewittert muss der Veranstalter der Holi Festivals – das sind die Partys nach indischem Muster, wo Farbbeutel fliegen und Bands speilen – abbrechen. Größere Verluste sind die Folge. Ob dafür keine Versicherung einspringt? Im Prinzip ja, so wie bei Radio Eriwan. Nur ist es schwierig: „Die Schadensregulierung dauert monatelang, ist ein ziemlich großer Verwaltungsaufwand und hindert bei der täglichen Arbeit“, ärgert sich Riedel.

Hinzukommt: Wird das Festival durch schlechtes Wetter nur beeinträchtigt, aber nicht abgebrochen, gibt es nichts vom Versicherer. Dabei sind die Umsatzeinbußen auch bei Regen erheblich – selbst ohne Abbruch der Riesenparty. Denn die Besucher kaufen weniger zu essen und zu trinken, das Merchandising-Geschäft läuft nur schleppend.

 

Max Riedel von Holi Festivals

 

Digitale Wetterversicherung

Vor zwei Jahren dann kam ausgerechnet Riedels Anwalt, der Düsseldorfer Versicherungsrechtler Mark Wilhelm, auf die Idee, selbst eine Wetterversicherung der anderen Art zu gründen. Das war als die beiden mit den Experten von Tokio Marine, dem japanischen Versicherer von Riedels Holi Festivals in London über deren Kalkulation und Klauseln in den Veranstaltungsabbruchpolicen diskutierten. Wilhelms Idee: Eine Versicherung komplett digital, alles läuft über eine Homepage – und gerichtet an eine erheblich größere Zielgruppe. Nicht nur für Großveranstalter jedweder Art, sondern für jeden Normalverbraucher, der ein Open-Air-Konzert besucht oder – anders herum – selbst als Gastgeber eine Veranstaltung unter freiem Himmel organisiert. Und wenn´s im heimischen Garten ist und dem Gastgeber bei Regen ein Schaden entsteht.

 

Von Grillparty bis Rudel-Gucken

Die Veranstaltungs-Palette: Von der Grillparty für die Clique, über organisiertes Rudel-Gucken von Fußballspielen bei Altstadt-Wirten bis hin zur Hochzeitsfeier, erzählt Wilhelm. Und: Auch Großveranstaltungen wie Riedels Holi Festivals. Die Deckungssumme: zwischen 500 und einer Million Euro.

Versicherungsrechtler Mark Wilhelm

 

Trostpflaster von der Wetterversicherung

Für Privatleute gab es so eine Versicherung bislang nicht, sagt Wilhelm. Das Besondere an dieser Versicherung mit dem Namen wetterversicherung.com. Sie soll vor allem dann zahlen, wenn die Veranstaltung gar nicht in Wasser fällt, aber eben verregnet ist. Sie ist quasi ein Trostpflaster.

Wilhelm rechnet vor: Wer beispielsweise für 500 Euro zu einem Rolling-Stones-Konzert fährt, muss 50 Euro Online-Versicherungsprämie berappen. Das sei zwar einiges teurer als eine Reiserücktrittsversicherung, aber dafür zahle sie auch und es regne sowieso häufiger, so der Jurist. Ohne dass man den Schaden nachweisen muss. Ganz ohne Belege? Zumindest nicht sofort. Denn wenn die Assekuranz misstrauisch wird, kann sie dann doch Belege und Beweise verlangen, sagt Wilhelm.

 

Im November wird´s teurer

Das Prinzip funktioniert so: die Prämien kosten fünf bis elf Prozent von der Deckungssumme. Je stärker die Regenmenge, umso niedriger die Prämien. Wer 0,5 Zentimeter Regen im Online-Formular angibt, bekomme bei Nieselregen erst Geld nach zwölf Stunden Nieselregen. 2,5 Zentimeter könnten dagegen schon in 20 Minuten Platzregen erreicht sein.

Im November werde die Versicherung teurer, denn das ist der stärkste Regenmonat laut Wilhelm. Das klingt kompliziert, doch Mark Wilhelm glaubt, so ein Versicherungsantrag sei in vier Minuten online unfallfrei auszufüllen.

Mit im Boot ist nun wieder der japanische Versicherer. Zwei Jahre dauerte es, bis die Verhandlungen mit Tokio Marine soweit waren, bis die Programmierung stimmte und bis zwei weitere Mit-Gründer neben Wilhelm und Riedel – Christian Lohse und Tim Kranich – ebenfalls an Bord waren. Jeden reden die vier mit weiteren Investoren, um rund eine Million Euro für Marketingmaßnahmen zusammen zu bekommen.

 

In welchen Städten es in Deutschland am meisten regnet

 

Die 30 Städte mit den meisten Sonnentagen: Auf Platz eins ist Freiburg: https://rp-online.de/leben/reisen/ratgeber/sonnigste-staedte-deutschlands-wo-gibt-es-die-meisten-sonnenstunden_iid-10950553

 

Holi Festivals auf wiwo.de 2015:

http://gruender.wiwo.de/holi-concept-bunte-feten-rund-um-den-globus/


 

 

 

 

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