Ein neuer Rekord: 60 Prozent der Arbeitnehmer müssen pendeln. Eine Freiwilligkeit zweiten Grades.

Da staunten heute die Verfasser der Rundfunk- und TV-Nachrichten: Immer mehr Menschen pendeln zur Arbeit, war eine der Top-News. https://www.tagesschau.de/inland/pendler-101.html

So, als würden die Arbeitnehmer das aus Spaß an der Freund´ tun. So, als hätten sie die freie Wahl. So, als gäbe es nix schöneres als stundenlanges Zug- oder Auto-Fahren, wenn´s am vollsten ist und das tagtäglich. Sinnlos vertane Zeit und das Pendeln kostet auch noch Geld.

 

Die meisten Pendler in München und Frankfurt

Die Ansage in Radio und TV: Die Menschen pendeln lieber zur Arbeit, als umzuziehen. 60 Prozent sind es inzwischen, ein neuer Rekord.

Nach den Gründen wird nicht gefragt. Doch könnte es eventuell damit zu tun haben, dass in den Städten mit den meisten Pendlern – München mit 355.000 und Frankfurt mit 348.000 – für Familien kein bezahlbarer Mietraum im Angebot ist? Und ebenso wenig Einfamilienhäuser? Freiwilligkeit zweites Grades nennt so etwas mein Ressortkollege immer. Soweit die Nah-Pendler.

 

…und die Fernpendler

Und die Fernpendler? Spaß macht denen die Mühsal auch kaum. Für sie dürfte aber auch obendrein dies gelten: Die Arbeitnehmer misstrauen heute ihren Unternehmen. Ob sie dort morgen noch weiterarbeiten können. Ob es nicht mal wieder strukturiert, sie gleich mit rausstrukturiert werden und dergleichen. Oder ob sie die Probezeit überleben. Oder ob sich ein Umzug mit der ganzen Familie lohnt? Das Familienheim verkaufen und mit Sack und Pack zur neuen Firma ziehen, um dann womöglich zu den ersten zu gehören, die gehen müssen?

Dass ein Großteil der Mitarbeiter ihren eigenen Unternehmen nicht vertrauen, zeigte eine Umfrage der GPRA vor knapp zwei Jahren. https://blog.wiwo.de/management/2015/07/14/exklusiv-auswertung-gpra-vertrauensindex-wer-hat-angst-vor-dem-eigenen-unternehmen-die-grose-mehrheit/

 

Zu wenig Zeit zum Regenerieren, dünnere Nerven, mehr Krankheitsrisiko

Im Klartext: Für die Gesundheit, die Nerven, das Familienleben, die Umwelt undundund ist Pendeln ganz schlecht. Die „Tagesschau“ zitiert denn auch die Techniker Krankenkasse (TK): Pendeln beeinträchtigt psychische wie körperliche Gesundheit. Wer pendelt, dem fehlt die nötige Zeit zum Regenerieren und hat obendrein dünnere Nerven. Sie haben ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken als Kollegen, die nicht pendeln müssen.

Pendeln-müssen wäre der richtige Begriff. Ich kenne keinen, dem Pendeln Spaß macht und der nicht insgeheim ausrechnet, wie viel Zeit er im Jahr auf der Autobahn oder auf Bahnhöfen und in Zügen verliert. Letztlich an Lebenszeit.

 

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