Vorwurf Schulschwänzen: Extra teure Pauschalurlaube für Familien und dann noch hohe Geldstrafen von der Polizei

 

Die Polizei in Düsseldorf jagt Eltern, die mit ihren Kindern schon kurz vor dem offiziellem Schulferienbeginn in den Urlaub fliegen. Sie schwärmt aus, um die Eltern inflagranti auf dem Airport zu erwischen und die müssen dann bis zu 1000 Euro Strafe berappen. Ich frage mich nur: wofür? Wegen Schulschwänzen? Verstoß gegen die Schulpflicht? Ernsthaft? An den letzten Tagen im Schuljahr wird in den Schulen ohnehin nur noch die Zeit totgeschlagen, weil die Noten längst feststehen. Handeln sie nicht eher in wirtschaftlicher Notwehr?

 

Strafen für Eltern: viel teurere Urlaubsflüge als ohne Kinder

Auch wenn´s so einen Paragrafen nicht gibt, so ist der Tatbestand irgendwie diskriminierend: Ein Familienurlaub ist kostspielig und in den Schulferien sind eben Flüge und Hotels extra teuer. Zur Strafe fürs Großziehen der künftigen Steuerzahler, Konsumenten undundund kostet es für die Familien mit Kindern deutlich mehr als die Kinderlose für Pauschalangebote außerhalb der Schulferien zahlen müssen – früher hätte man gesagt für die Dink´s, die Double income no kids. Die können sich über sehr günstige Pauschalangebote außerhalb der Schulferien freuen, wenn es ohnehin nicht so überbevölkert, sondern erholsamer ist, zu reisen.

 

Für die Polizei sind Bürger viel attraktivere, einfachere Täter

Hierfür ist Polizei da und die Verfolgung geschieht mit Eifer und publikumswirksam. Anders ist es dagegen, wenn über 2000 Straftäter auf der Kölner Domplatte rund 1000 Frauen sexuell belästigen und überfallen. Da wird kapituliert vor den echten Straftaten, man bekommt die Täter halt nicht zu fassen – wogegen eher lässliche, verzeihliche kleine Sünden richtiggehend kriminalisiert und ansonsten gesetzestreue Eltern abkassiert werden. Und zwar kräftig.

 

Massenhafter Unterrichtsausfall ist in Augen der Behörden nichts Tragisches 

Doch zur ganz genauen Einordnung auch mal die Kehrseite der Medaille Schulpflicht: Eine Düsseldorfer Mutter rechnete dem Gerresheimer Gymnasium Ende Mai vor, dass ihre Tochter in sechs Monaten – September 2015 bis September 2016 – allein 110 Stunden Unterrichtsausfall hatte. Und das ist ein bekanntes Dauerproblem seit Jahrzehnten an vielen Schulen, mal mehr und mal weniger. Da schreitet aber interessanterweise keine Ordnungsbehörde ein: Wo es doch im Kern um dasselbe geht. Kinder kommen nicht in den Genuss ihres Schulunterrichts. Obwohl es die Schulpflicht gibt und den Kindern das Recht auf ihren Unterricht vorenthalten wird. Strafen für die Schulen oder die verantwortlichen Schuldirektoren? Fehlanzeige. Und diese vielen Stunden fallen keineswegs kurz vor Ferienbeginn in einer Sauere-Gurken-Zeit aus, sondern mittendrin, wenn´s zählt, weil Kinder später im Zentralabitur Probleme bekommen können.

 

Eltern sollen klaglos alles hinnehmen – wie wär´s mit Schadenersatz ?

Im Klartext: Wenn Lehrer Burnout haben, Lehrerinnen schwanger werden oder was auch immer die Gründe für Unterrichtsausfall sind, ist das auf alle Fälle von den Eltern immer zu akzeptieren. Basta, da gibt´s gar keine Diskussion, von Beförderungssperren oder Gehaltskürzungen mal ganz zu schweigen. Wie wär es, wenn Eltern Schadenersatzzahlungen für Nachhilfestunden verlangen könnten? Oder Betreuungsgeld für Kinder, die vorzeitig nach Hause geschickt werden? Das wäre doch mal gerecht und am besten sollten die Airport-Eltern einfach aufrechnen können. Die meisten würden vermutlich noch etwas rausbekommen.

 

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/110-schulstunden-in-sechs-monaten-ausgefallen-aid-1.5999680

 

Nachträglicher Lesehinweis: Die Schweizer lösen das Problem ganz einfach und pragmatisch – sie gewähren Eltern Jokertage

http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/schweiz-wenn-eltern-bestimmen-wann-ferien-sind-a-1209106.html

 

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