Studie Korruption: Jedes siebte Unternehmen entdeckt Schmiergeldfälle in den eigenen Reihen

In deutschen Unternehmen wird bestochen – nach wie vor.  Im vergangenen Jahr wurden in jedem siebten Unternehmen hierzulande ein bedeutsamere Betrugs- oder Korruptionsfall entdeckt, im Jahr zuvor – also 2014 – war es immerhin noch jedes vierte Unternehmen. Das zeigt, dass Korruption durchaus eine große Rolle spielt und die prominenten Fälle nicht unbedingt warnend gewirkt haben.

 

Antikorruptionsrichtlinien – leider ohne Strafandrohungen

 

Was die Unternehmen dagegen tun? Fast alle deutschen Unternehmen (98 Prozent) haben interne Antibestechungs- oder Antikorruptionsrichtlinien und liegen damit über dem internationalen Durchschnitt von 84 Prozent. Aber von den deutschen Firmen drohen nur 68 Prozent ihren Mitarbeitern darin auch Sanktionen an (weltweit: 75 Prozent). Damit liegen die deutschen Unternehmen nicht nur unter dem internationalen Durchschnitt, sondern sind gegenüber dem Vorjahr um acht Prozentpunkte zurück gegangen. Dies zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY (vormals Ernst & Young).

Befragt hat EY 2.825 Unternehmen in 62 Ländern weltweit und zwar die Vorstände  – insbesondere Finanzvorstände und Vorstandschefs – einerseits, aber auch Mitarbeiter aus dem Rechnungswesen und der Internen Revision. Der Befragungszeitraum lag zwischen Oktober 2015 und Januar 2016.

 

Manager haben immer noch zu wenig Unrechtsbewußtsein

Stefan Heissner, EY

Stefan Heißner, EY

Stefan Heißner, Studienverantwortlicher und Fraud-Experte bei EY, glaubt, dass klare Strafandrohungen auch bitter nötig sind, weil das Unrechtsempfinden der Manager zu wünschen übrig lässt: Jeder fünfte deutsche Manager sei bereit, fürs Geschäft „Unterhaltsdienstleistungen zu finanzieren oder persönliche Geschenke zu machen, um sein Unternehmen über einen Wirtschaftsabschwung zu retten“.  Dies sei alarmierend, weil die Manager offenbar immer noch nicht sensibilisiert seien. „Immerhin kann der Schaden, den Bestechung und Korruption anrichten können, für das Unternehmen aber auch den beteiligten Manager existenzbedrohend werden“, so Heißner. Nicht nur die Staatsanwälte und sonstige Behörden ahnden Verstöße. Bestechungen und Korruptionen sind „immer ein Bumerang, weil zu hohen Schadenersatzforderungen der Imageschaden fürs Unternehmen kommt. Heißners Eindruck: „Korruption soll oft fehlende Innovationen im Unternehmen kompensieren, aber das ist das falsche Mittel.“

 

 

16 Prozent der Manager sehen ihre Wettbewerbsposition beeinträchtigt

Dennoch meinen 16 Prozent der deutschen Manager, dass ihre Compliance-Richtlinien ihre Wettbewerbsposition schwächen. Weltweit ist der Anteil mit zwölf Prozent ein wenig geringer. Heißners Befürchtung: „Angesichts volatiler Märkte und internationaler Krisen werden schwere Zeiten für viele Unternehmen zum Normalfall“, sagt Heißner. Die Versuchung, zu unlauteren Mitteln zu greifen, mag da groß sein.“

 

Whistleblowing-Hotlines fehlen oft

Er rät zu Hinweisgebersystemen und Whistleblower-Hotlines, um dies zu bekämpfen. Denn: „Hinweise aus dem Unternehmen selbst sind fast immer der Auslöser, um Korruptionsfälle aufzudecken. Deswegen müssen in mehr Unternehmen Whistleblower-Hotlines eingerichtet werden“, fordert er. Derzeit können erst 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland Whistleblowing-Hotlines vorweisen. Die meisten (90 Prozent) führten regelmäßige interne Überprüfungen durch.

 

Weltweit werden die meisten Betrugs- und Korruptionsfällen in der Ukraine aufgedeckt, wo laut EY-Studie in den vergangenen beiden Jahren 48 Prozent der Unternehmen nach eigenen Angaben einen bedeutsamen Fall ausmachten. Danach folgen Kenia (36 Prozent) und Südafrika (26 Prozent). Die wenigsten Fälle wurden in der Slowakei (keiner), in der Türkei und in Indonesien (jeweils zwei Prozent) entdeckt.

 

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