Wenn Manager um ihre Autorität fürchten und Duckmäuser züchten – Gastbeitrag Frank Schabel

Wenn Führungskräfte sich in Wirklichkeit vor Transparenz fürchten, Mitarbeiter mit Pioniergeist abstrafen und damit ganz viele Duckmäuser züchten – Gastbeitrag von Frank Schabel

Unser aktueller Hays-HR-Report zeigt: Führungskräfte machen fatale Fehler, wenn es um den wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern (72 Prozent) und das entsprechende Kulturverständnis (41 Prozent) geht.

 

 

Frank Schabel, Hays

Frank Schabel, Hays

 

 

Konkret: Sie geben – so die Befragten – zu wenig Handlungsspielräume und Eigenverantwortung, geben nur wenig Feedback (69 Prozent) und lassen keinen offenen Umgang mit kritischen Themen (81 Prozent) zu. Das, obwohl moderne Netzwerk-Plattformen für eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit in den meisten Firmen längst gang und gäbe sind.

 

Transparente Führung? Bloß nicht.

Die Kernfrage ist:  Schotten sich die Manager mit ihren Teams vielleicht ab, gerade weil die technischen Möglichkeiten wie Communities, Chats, oder virtuelle Foren ihre Führung transparent machen? Oder weil sie womöglich, in ihrer Rolle und Autorität komplett infrage gestellt werden könnten?

 

Veränderungen kleinreden, lieber abwarten

Wie rückschrittlich die Haltung der Führungskräfte ist, wird schnell klar, wenn es um die Einführung neuer kollaborativer Plattformen geht, die als Dreh- und Angelpunkt für eine neue Form der internen Kommunikation gedacht sind. Hier zeigen Entscheider häufig eine abwartende gar zynische Reaktion. Nach dem Motto: „Das haben wir doch alles schon einmal durchgemacht“, reden sie jede neue Veränderung sofort klein und machen sie zunichte. Und solch eine defensive Haltung färbt dann schnell auf die gesamte Organisation ab. Nach dem Motto: Erst mal abwarten.

 

Lästige Pioniergeister maßregeln, statt zu fördern

Ein weiteres Beispiel: Ein Technologie-Team entwickelt jenseits der eigenen Abteilungsgrenzen eine innovative Vertriebslösung, die das Geschäft weiterbringt, und möchte dafür ein internes Budget. Doch statt den Pioniergeist und die Innovationsfreude zu fördern, weisen die Manager sein Team in die Schranken. Und sanktionieren die Maßnahme.

Die Folge: jeder Mitarbeiter des Unternehmens wird künftig versuchen, neuen risikobehafteten Projekten aus dem Weg zu gehen und möglichst wenig Fehler machen. Aber um sich auf Neues einzulassen, muss man Fehler machen, Mitarbeiter wie Management. Es geht um das Lernen aus dem Scheitern, um daraus wieder positive Dinge zu entwickeln.

 

Duckmäuser züchten, die Ideen lieber nicht preisgeben

Die erfolgreichsten Player am Markt sind eine einzige Kumulation von Fehlern. Sie haben erkannt, wie kulturstiftend genau diese kleinen Facetten im täglichen Miteinander sind. Wer Fehler sanktioniert, erzieht seine Mitarbeiter zu Duckmäusern, die sich nicht mehr vorwagen und Ideen hinterm Berg halten.

 

Zauderer sammeln andere zauderer um sich

Abschotten hat zur Folge, dass Zauderer andere Zauderer um sich sammeln, die obendrein keine eigenen Ideen einbringen oder Meinungen äußern. Alle modernen Managementtechniken mit hierarchiefreier Zusammenarbeit werden dadurch gleich im Keim erstickt. Einer der sozial-kulturellen Gründe, warum die vielbeschworene Veränderung in Unternehmen nicht funktioniert.

 

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Alle Kommentare [1]

  1. Zitat:“Wer Fehler sanktioniert, erzieht seine Mitarbeiter zu Duckmäusern, die sich nicht mehr vorwagen und Ideen hinterm Berg halten.“
    Das ist noch sehr höflich ausgedrückt. Die Zauderer und Schutzburgbetreiber müssen jetzt dagegen vorgehen indem sie intellektuelle Ausbeutung vorantreiben. Wer sich nicht ausbeuten lässt,wird als Feind des Teams gebrandmarkt. Wer sich nicht abkochen lässt wird gegangen oder mit Intrigen terrorisiert.