Ein Teller Strozzapreti-Nudeln mit Bankhaus-Lampe-Chef Schüller: „Geschäfte-machen beim Golfen habe ich nie erlebt“

Keinen einzigen persönlichen Gegenstand hat Stephan Schüller in seinem Büro in Düsseldorf, erzählt der Chef vom Bankhaus Lampe. Ich kann es kaum glauben, doch auf all meine Nachfragen versichert er, dass es tatsächlich so sei. Nicht mal ein Tütchen Salmiakpastillen in der Schreibtischschublade oder ein Bild von seiner Ehefrau auf dem Sideboard.

Auch kein Kalender an der Wand. Dort hängen nämlich Ölgemälde, die der Bank gehören – und die schon dort hingen, bevor der Professor von der Uni Duisburg-Essen vor neun Jahren das Büro am Hofgarten bezog – gleich gegenüber der Allee mit den beleuchteten Parkbänken.

 

Stephan Schüller

Stephan Schüller als Gast bei einer Kanzleiveranstaltung zwei Tage nach dem Business-Lunch

 

Wir sitzen im „Casa Luigi“, einem Italiener in der Hohe Strasse, wo besonders gerne die Anwälte aus den Kanzleien Linklaters oder Hengeler Mueller zu Mittag essen, weil deren Büros in Laufnähe liegen.

Zu meiner Verblüffung beginnt Schüller erst einmal, seinen Teller Strozzapreti mit Pfifferlingen und Speck umzusortieren – damit das Essen auf dem Foto später im Blog auch gut aussieht. „Ich mache ein wenig Food-Styling, damit etwas mehr Rot zu sehen ist“, erklärt er. Fast liebevoll legt er erst mal in aller Ruhe Hand an, bis die Tomaten dann so liegen, wie sie liegen sollen – erst dann wird das Glas Anäis probiert, das er dazu bestellt hat.

 

Strozzapreti-Nudeln mit Pfifferlingen und Speck im Düsseldorfer "Casa Luigi"

Strozzapreti-Nudeln mit Pfifferlingen und Speck im Düsseldorfer „Casa Luigi“

 

...Food-Stylist Schoeller

…Food-Stylist Schüller

 

 

 

 

 

 

 

Schoeller richtet an:

Schüller richtet an:

 

Schnell kommen wir auf die Eckdaten seines Business zu sprechen: Das Privatbankhaus mit seinen insgesamt 680 Mitarbeitern – davon sind 400 in Düsseldorf – gehört zum Oetker-Konzern. Es betreibt „großes, mittelständisches Firmenkunden- und institutionelles Geschäft und betreut vermögende Privatkunden“, erzählt Schüller. Seit neun Jahren arbeitet er hier, nachdem er lange Jahre erst Vorstand der Vereins- und Westbank und dann Geschäftsführer einer Private-Equity-Gesellschaft in Hamburg war.

Am Wochenende fährt er immer zu seiner Familien nach Hamburg, denn „einen alten Baum verpflanzt man nicht“, kokettiert er, der nun seit 31 Jahre an der Elbe lebt. Dabei: Eigentlich ist er Rheinländer, in Solingen geboren, kurz vor den Toren Düsseldorfs. Und so ist er auch: natürlich, direkt, geerdet und freundlich.

 

Social Media – nein, danke

Schüller nimmt kein Blatt vor den Mund: Social Media? Da macht er gar nichts – weder Facebook, noch Xing, Twitter oder LinkedIn. Weil er Laie sei und nicht genau wisse, was passieren kann. Diese Haltung ehrt einen Banker heute natürlich. Follower-Zahlen findet er unsinnig. „Der Bekanntheitsgrad steigt am schnellsten mit einem Skandal“, grinst er – und das lässt sich ja auch kaum abstreiten. Auch wenn´s nur ein Teil der Wahrheit ist.

 

Aber auch sonst handelt Schüller antizyklisch: Etwa als Top-Manager und Vorgesetzter. Er habe gerade wieder die Zielvereinbarungen geändert, erzählt er. Er gewichte auch Kundenorientierung sowie Team-Orientierung und nicht – wie andere Banken – nur das Profit-Center-Ziel.

 

Eine Frau an der Spitze „und trotzdem ist die Bank nicht zusammengebrochen“

Ebenso beim Thema Geschlechtergleichstellung als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Aareal Bank: „Da ist die Frauenquote vorbildlich erfüllt und die Bank ist gar nicht zusammengebrochen.“ http://www.aareal-bank.com/unternehmen/unternehmensprofil/der-aufsichtsrat/

Zwar seien Regelungen, die in die unternehmerische Freiheit eingriffen, nie gut, „aber man wird kreativer“, ist Schüllers Fazit. Beim Bankhaus Lampe hat er in acht Jahren die Frauenquote mächtig erhöht: Ein Viertel der Niederlassungsleiter sind inzwischen weiblich und auch in der Geschäftsleitung sitzt eine Frau.

 

Geschäfte beim Golfen? „Unfug“

Schüller erfüllt nicht die Klischees, die man sonst so von Bankern hat: Geschäfte auf dem Golfplatz machen? „Den Unfug glaube ich nicht.“ Das war einmal, sagt er. Und er selbst habe noch nie eins auf dem Golfplatz abgeschlossen. Eine Beziehung zu jemandem aufbauen, das klappt vielleicht auf dem Green. Man könne dann vielleicht später leichter miteinander reden. Aber im übrigen, auch wenn er überall, wo er kann, Golf spielt – sein Handycap ist „hoch“.

 

Irgendwann kommen wir auch aufs Thema Urlaub zu sprechen und wieder verblüfft mich Schüller: „Ich mache keinen Urlaub“, behauptet er. Aber das nehme ich ihm nun wirklich nicht ab – und siehe da: Natürlich macht er Ferien. Aber er will einfach nur keinem verraten, wo er Urlaub macht. Damit er sich in den wenigen Tagen nicht dauernd mit Geschäftspartnern treffen muss, wenn er sich doch erholen will. Denn: „Aus Fehlern wird man klug. Schließlich will er in seinen Ferien sein eigenes Ding machen und sich mit niemandem treffen müssen“, so Schüller. Nicht mehr.

 

Schüller und die „Old Kids“ 

In die Kategorie „eigenes Ding“ gehört auch sein Hobby, Solo-Gitarre zu spielen und zwar in der Band „Old Kids“. Die hat er mitgegründet in seiner Studienzeit in Münster. Damals an seinem alten Lehrstuhl – dem Institut für Kreditwesen –  vor 32 Jahren, zusammen mit einigen anderen wissenschaftlichen Assistenten. Von früher sind heute noch zwei Hobby-Musiker dabei, hinzugekommen ist dafür zum Beispiel ein Arzt.

Das Repertoire? Alles, sagt er. Eigenkompositionen ebenso wie „Brown Sugar“, „Hey Jude“, „Honky tonk woman“ oder Brings´ Kölsch Rock wie „Superjeile Zick“ oder „An Tagen wie diesen“  von den Toten Hosen.

 

 

lampe.schüller.band

Schüller bei den "Old Kids"

Stephan Schüller bei seiner Uni-Band, den „Old Kids“

Wo die „Old Kids“ so spielen? Mal bei einer Hochzeit von Freunden oder seinem eigenen Geburtstag in Altona. Da müssen Schüllers Gäste schon mal auf ihren Gastgeber verzichten – weil er auf der Bühne steht und rockt. Oder kürzlich in Düsseldorf bei einer Alumni-Veranstaltung seiner Uni für die jungen Leute, die das Bankhaus Lampe als Nachwuchs gewinnen will. Da zieht er sich sogar eine Schürze an, stellt sich hinter den langen Tresen und schenkt Wein und Bier aus. Und hat dann auch keine Zeit für einen Small-Talk am Rande. Weil er das, was er tut, ernst nimmt. Auch einen Barkeeper-Job.

 

Schüller hinter der Theke

Banker Stephan Schüller hinter der Theke

 

 

Zu den Fotos: Sie entstanden beim Jubiläum einer Anwaltskanzlei in derselben Woche wie dem Lunch im „Casa Luigi“ sowie einige Wochen später bei einer Veranstaltung des Bankhaus Lampe zur Nachwuchsgewinnung im  Restaurant „Tafelsilber“.

 

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