Déja´ vu Siemens: VW war schon 2007 und 2011 gewarnt – man wusste also bescheid. Und schweigt nun.

Lese-Tipp wiwo.de Dieselgate:

http://www.wiwo.de/unternehmen/auto/abgas-skandal-bei-vw-bosch-warnte-schon-2007-vor-manipulationssoftware/12374322.html

Gerade wenn sie am meisten gebraucht werden, um für ihr Unternehmen in die Bresche zu springen und der Öffentlichkeit, den Kunden, zumindest irgendetwas sagen sollten, sind sie nicht da: Die VW-Pressestelle ist nicht erreichbar, heißt es heute in den Pressemeldungen. Ausgerechnet jetzt, wenn es hoch her geht in der Presse und eine Peinlichkeit die nächste jagt.

 

Wo sind die VW-Leute, die jetzt antworten sollen? Oder zumindest eine Haltung annehmen?

Sicher, es ist Sonntag. Aber die Sommerferien sind vorbei, die Herbstferien haben noch nicht begonnen und eine Überstundenregelung gäbe es vielleicht auch, die den Mitarbeitern diese Stunden später ersetzt oder ausbezahlt? Ganz zu schweigen von denen, die über Tarif bezahlt werden – genau für solche Fälle. Wo stecken sie jetzt alle?

Immerhin ist inzwischen zu lesen, dass VW schon 2007 vor der Manipulationssoftware gewarnt wurde – und zwar vom eigenen Geschäftspartner Bosch, also zumindest mal von externer Seite: Die Abgassoftware sei nur für Testzwecke und nicht für den normalen Fahrbetrieb.

 

 

Bosch schweigt mit dem Manipulierer – weil man ja zusammen arbeitet

Bei Bosch hingegen ist zwar wohl jemand erreichbar, aber der mauert: Man verrate den Konsumenten und Kunden hier mal nichts, denn man sei ja gegenüber dem Skandal-Urheber VW zur Verschwiegenheit verpflichtet. Unausgesprochen heißt das: Wir sind nicht den Kunden und der Wahrheit gegenüber verpflichtet.

Sprich, die Verschwiegenheit gegenüber VW als Manipulateur zu Lasten der Kunden – um es vorsichtig auszudrücken – ist bei Bosch wichtiger, als die eigene Glaubwürdigkeit und die Wahrhaftigkeit gegenüber Kunden und Konsumenten. Somit ist die Prioritätenliste klar, Compliance hin oder her?

 

Die Wahrheit kommt wieder einmal scheibchenweise

Und weiter geht´s beim Herauskommen der Wahrheit scheibchenweise: VW-Verantwortliche hätten laut „FAZ“ schon vor vier Jahren gewusst, dass rechtswidrige Software bei Abgasuntersuchungen eingesetzt wurde. „2011 habe ein Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass der Einsatz von Software, die eine Abgasprüfung erkennt und entsprechend die Motorleistung herunterreguliert, einen „Rechtsverstoß“ darstellen könnte, steht in einem Prüfbericht der internen Revision von VW.“

Déja´ Vu Siemens? Hatte da nicht der Rechtsabteilungs-Leiter über 30 E-Mails an die Konzernspitze geschickt – und war ignoriert worden?

Hat denn keiner aus dem Fall Siemens gelernt? Aus den Millionenstrafen für die Top-Manager, den Millionen-Strafen für Siemens, den hohen Kosten für Wirtschaftsprüfer und Kanzleien – und dem jahrelangen Kampf vor Gericht von Ex-Siemens-Vorstand Heinz-Joachim Neubürger, der ebenfalls Millionen Schadenersatz zahlen sollte und sich am Ende das Leben nahm?

 

Was nützen Hinweise auf Rechtsverstösse, wenn niemand drauf hören will?

Wer lauthals Compliance beschwört und dann aber Hinweise auf Rechtsverstösse im eigenen Unternehmen nicht aufgreift, hat selbst schuld. Tragisch, dass es am Ende nicht nur die verantwortlichen Manager – die einzigen, die die Macht hatten, es verhindern zu  können – ausbaden müssen, sondern Mitarbeiter, die wegen der teuren Millionen-Strafen entlassen werden. Und die Kunden.

 

Lese-Tipp: Hinweisgebersysteme – warum in Unternehmen wie Daimler, bei der Telekom oder der Deutschen Bahn Whistleblower ausdrücklich erwünscht sind: 

http://www.wiwo.de/erfolg/management/whistleblower-in-unternehmen-hier-ist-petzen-ausdruecklich-erwuenscht/10280772-all.html

 – nämlich um Skandale wie Dieselgate bei VW jetzt zu verhindern.

Und um die Top-Manager zu schützen: Ihren Job, ihr Privatvermögen und ihren guten Ruf. 

Lesehinweis: Studie von Kanzlei Freshfields: 40 Prozent der Unternehmen haben immer noch kein Hinweisgeber-System

https://blog.wiwo.de/management/tag/whistleblower/

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