Teamwechsel: Warum große Firmen gerade händeringend ganze IT-Teams suchen – Gastbeitrag von Jörg Asma

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Gastbeitrag von Jörg Asma, Spezialberater für Informationssicherheit und Mitglied der Geschäfsführung bei CMC Security in Bonn über Team-Wechsel, die kurz vor Inkrafttreten des IT-Sicherheitsgesetzes eine ganz neue Relevanz bekommen.

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Jörg Asma

Jörg Asma

Mein treuester Mitarbeiter begleitet mich seit 15 Jahren – durch mehrere Unternehmen. Wir sind Team-Wechsler – und Trendsetter. Denn mittlerweile geschehen Wechsel ganzer Teams häufig, gerade die Sicherheitsteams werben sich die Unternehmen gegenseitig massiv ab.
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Der Grund: Sie brauchen sie dringend, um den neuen Gesetzen genügte zu tun: Die deutsche Wirtschaft wird vom Gesetzgeber jetzt gezwungen, ihre eigene IT-Sicherheit zu erhöhen. Was früher freiwillige Sicherheitsstandards waren wird neuerdings verpflichtend. Das IT-Sicherheitsgesetz soll noch diesen Sommer in Kraft treten. Namhafte Unternehmen sind deshalb derzeit auf der Suche gleich nach Dutzenden von IT-Profis.
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Warum Team-Wechsel für Unternehmen interessant sind 
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Ein guten Grund, warum Unternehmen nichts gegen Team-Wechsel haben – wenn sie denn diejenigen sind, die abwerben – ist die Nagelprobe für die Loyalität des Teams zu seinem Chef. Nur wer von seinen Leuten akzeptiert und gemocht wird, zu dem sind sie so loyal, dass sie ihm zu einer anderen Company folgen. Nur eine guten Führungskraft folgt auch das Team.
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Wer das als Führungskraft bei Vorstellungsgespräch schon zugeben muss, dass er niemanden mitbringen kann, steht in keinem guten Licht da. Chefs, die wissen, dass sie kompetente Teamchefs sind, können auch gute Teams in ein neues Unternehmen überführen.
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Im Klartext: Kann ein Team seinen Chef nicht riechen und ist eher froh, wenn wer weg ist, spricht das gegen ihn.
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Sicher, nicht jeder wird im Tross gebraucht, aber bei Investment-Bankern oder millionenschweren Privatkundenberatern ebenso wie bei Unternehmensberatern und WP-Gesellschaften oder Law Firms sind Teams gerne genommen.
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Vor allem: Gerade unter den internationalen großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften den Big Four, wird dieser Team-Wechsel zunehmen. Denn wenn gesetzliche Auflagen manche Prüfungshäuser sperren, kann das Team weg wechseln und den Mandanten unter anderer Flagge weiter beraten.
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Wie schmerzhaft es dagegen für das verlassene Unternehmen sein kann, weiß beispielsweise Mazars, als gleich zwei Büros – in Bielefeld und Hamburg – mit insgesamt 90 Leuten zum Konkurrenten PwC wechselten. Das war vor zwei Jahren – und siehe da, heute berät die Truppe den Kunden Oetker weiterhin, nur unter PwC-Flagge.

 

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Das war ein kluger Schachzug von PwC: Nicht nur, dass ein zeit- und kostenintensiver Aufbau einer neuen Einheit entfällt und man ein eingespieltes Team sogleich mit neuen Aufgaben betrauen kann. Ein solcher Team-Transfer ist auch der Lackmustest für die Führungsfähigkeit des Team-Partners.Da bedeutet nicht, dass ein Chef zu allem „ja und amen“ sagt, es ist eher ein Fairness- und Qualitätsthema.

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Kann ein Partner einen also Team-Transfer anbieten, ist von hoher Loyalität seiner Mitarbeiter, einem regelrechten Glauben an die Weisheit der Entscheidung dieser Führungskraft auszugehen. Und davon, hier jemanden gewonnen zu haben, der auch weiterhin keine Solo-Karriere anstrebt. Weil er schon längst verinnerlicht hat, dass in der Zeit der Vernetzung Erfolge nur gemeinsam zu erreichen sind. Auch beim neuen Arbeitgeber.

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Teams, die sich atomisieren

Dass der vorherige Arbeitgeber düpiert ist, ist unausweichlich. Und dann passieren oft Übergriffe: Dass der Gekränkte gezielt das neue Unternehmen anruft und das Team schlecht macht. Ist alles schon passiert. Sogar, dass ein Team dann gar nicht mehr geschlossen wechselte, sondern auseinander brach. Wenn manche schon gekündigt haben, andere noch nicht – dann wurde es atomisiert. Klar ist aber eins: Dass ein Team nach so einer Aktion im alten Unternehmen bleibt, passiert kaum.

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Dann gibt es noch die Prozessfreudigen:  Sie ziehen vor die Gerichte, machen Ärger und verlangen Schadenersatz. Das kam sogar schon unter den Big Four vor.

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Was nicht geht in solch einer Situation, ist unlauteres Abwerben, das Übertragen von Mandaten oder gar üble Nachrede. Auch das weiß eine gute Führungskraft: Was geht und was nicht geht – sowohl juristisch als auch rein menschlich. Und das wird sie auch ihrem neuen Arbeitgeber erklären. Der besser auf sie hört.

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CMC Security: https://www.comma-soft.com/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pm-launch-cmc-fuer-sicherheit

 

Teamwechsel von Rölfs zu Ebner Stolz mit über 30 Leuten:  http://blog.handelsblatt.com/management/2010/07/10/berater-team-wechselt-von-rolfs-zu-ebner/#more-638812

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Alle Kommentare [1]

  1. Ein wirklich gelungener und interessanter Artikel zum Thema Teamhunting. Das Thema kommt!
    Dies beweist auch eine BITKOM-Research-Studie vom Anfang des Jahres, denn jedes sechste der befragten Unternehmen (17 Prozent) gab an, Teamhunting zur Personalgewinnung zu diskutieren, konkret zu planen oder sogar schon zu nutzen