Ein Teller Pappardelle mit Jörn Weber: Notfalls als Ornitologe im Gebüsch

Jörn Weber

Jörn Weber, Inhaber der Sicherheitsberatung Corma

 

Den Tipp, mit dem Ermittler Jörn Weber von Corma zu sprechen, kam von einem Manager einer internationalen Beratungsgesellschaften, der ein ganz alter Hase in der Szene ist. Das war bei den Recherchen über Whistleblowing-Hotlines im vergangenen Frühsommer. http://www.wiwo.de/erfolg/management/whistleblower-in-unternehmen-hinweise-muessen-extrem-vorsichtig-behandelt-werden/10280772-4.html Mit seinen acht Mitarbeitern bei Corma in Mönchengladbach arbeitet der Ex-Polizist Weber seit gut 15 Jahren für Konzernsicherheitsabteilungen oder auch mittelständische Unternehmen. Referenzkunden sind beispielsweise Hewlett Packard (HP) oder die Ergo, über die meisten muss er Stillschweigen bewahren.
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Immer wenn´s heikel wird
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Weber und seine Truppe unterstützen nämlich Unternehmen, wenn´s heikel wird. Wenn sie Opfer werden, Straftaten aufklären wollen und Informationen brauchen und Beweise sichern müssen. Wenn es gilt, Produktpiraten zur Strecke zu bringen. Oder wenn auch mal jemand in ein Unternehmen eines Auftraggebers eingeschleust werden muss, um untreue Mitarbeiter zu überführen. Oder überhaupt für irgendwelche Vor-Ort-Recherchen, für die man vielleicht mal tagelang ein Haus beobachten muss und sich dafür als Ornitologe getarnt mit einem Feldstecher ins Gebüsch setzt.
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Getroffen haben wir uns im Basil´s in Düsseldorf zum Lunch, Weber bestellte sich Pappardelle mit Pfifferlingen und Kirschtomaten. Hier, wo heute das Basil´s ist, war früher ein griechisches Restaurant, in dem seine Polizei-Partys damals stiegen. Das Polizeipräsidium ist nämlich nur wenige hundert Meter entfernt, am Fürstenwall.
Pappardelle mit Pfifferlingen im Basil´s

Pappardelle mit Pfifferlingen im Basil´s

In welchen Fällen Corma typischerweise gebraucht wird? Etwa wenn ein Markenhersteller Produktpiraten aufspüren will. Aber auch mittelständische Unternehmen, die keine eigene Abteilung für Unternehmenssicherheit haben und Hilfe brauchen bei „Hintergrundrecherchen oder Informationsüberprüfungen“. Was Weber dabei immer wieder betont: Egal was passiert, „alle Aufträge müssen streng legal ablaufen“.
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Getarnt mit den eigenen Töchtern
Denn, so lautet die Devise bei all seinen Ermittlungen: Die Ergebnisse müssen vor Gericht verwertbar sein und deshalb auf zulässigen Wegen entstanden sein. Weber nimmt bei Ermittlungen am Wochenende zur Tarnung schon mal seine beiden Töchter mit. Die zwei Mädels finden es spannend und er selbst fällt dann weniger auf, erzählt der Rheinländer.
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Wenn die eigenen Mitarbeiter die Firma betrügen
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Immer öfter geht es um die eigenen Leute, die ihre Arbeitgeber hintergehen. Wenn beispielsweise bei Ebay Ware ihres Unternehmens auftaucht, die offenbar ein eigener Mitarbeiter aus dem Verkauf geklaut hatte und dort nun verhökerte. Heraus kam´s weil es den Kollegen aufgefallen war. Sie gingen zum Chef, doch der verbaselte die Sache  – aus Unerfahrenheit in solchen Krimis: Zwar hatte der sich samt Anwalt und IT-Chef den Mann vorgeknöpft, doch sie machten einen schwerwiegenden Fehler. Nach der Konfrontation entließen sie den Mann an seinen Schreibtisch, wo der rasch  alles Verräterische löschte. Und das so gründlich, dass wirklich nichts mehr nachweisbar war.
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Wie er es richtig gemacht hätte? Alles sauber durchzuplanen, sagt Weber: Den untreuen Mitarbeiter keine Sekunde mehr aus den Augen zu lassen. Ihn zu zwingen, sofort das Diensthandy abzugeben und schon vor der Konfrontation seinen Zugang zum Netzwerk zu sperren. Noch besser wäre es gewesen, wenn die Kollegen erst mal einen Testkauf bei ihm über Ebay gemacht hätten. Aber wer Situationen wie diese zum ersten Mal erlebt, weiß eben nicht, wo die Klippen typischerweise liegen.
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Langweilig wird´s bei Weber nie. Mal ist es ein Unternehmer, der ein niedriges Angebot für Logistikleistungen bekommt, das so günstig ist, dass es misstrauisch macht. Dann müssen Weber & Co. herausfinden: Gibt es diesen Spediteur mit den Superkonditionen überhaupt?  Hat er wirklich eigene Fahrzeuge?
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Mit gelöschten Mails Täter überführen
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Und auch die eigenen Manager geraten ins Visier, erzählt Weber. Etwa der Mann, der Tochterunternehmen verkaufte, dabei den Preis manipulierte und ganz nebenbei auch Geld in seine eigenen Taschen lenkte. Wie man ihm das Ganze beweisen konnte? Nachdem der Manager schon freigestellt war, checkte Weber seinen PC und förderte die verräterischen – längst gelöschten – E-Mails zutage.
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Online-Recherchen sind Webers Spezialität. Beispielsweise zur Vorbereitung für die Vor-Ort-Recherchen. Weber: Und wenn man die richtigen Suchtechniken beherrscht, findet man – auf völlig legalem Weg – schon sehr viel mehr heraus als Otto-Normal-Googler.
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Der erste Polizist mit eigener Webseite: Schon Ende der 90-er Jahre
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Und wegen seine Begeisterung fürs Internet kam der Niederrheiner auch zum eigenen Unternehmen – obwohl er „damals in den 90-ern eigentlich schon seinen Traumjob hatte“. Zehn Jahre lang war er bei der Kriminalwache in Düsseldorf als Polizei und es „war aufregend und abwechslungsreich, vom Mord bis zum Brand“, erinnert sich Weber. Damals war er „der erste Polizist mit einer eigenen Webseite bei Compuserve“: www.polizei-web.net war die Adresse. Ein Digital-Native. So kam es, dass ihn schon zu dem Zeitpunkt der Konzernsicherheitschef vom Chiphersteller AMD abheuern wollte. Doch damals war gerade Webers erste Tochter zur Welt gekommen und da schien dem jungen Familienvater der Beamtenjob passender.  Bis er dann doch Feuer fing und den Sprung in die Selbständigkeit wagte: weil genau dieser Mann nicht locker gelassen hatte und ihn zumindest auf Zeit für ein Projekt aus dem Polizeidienst losgeeist hatte – und Weber klar wurde, dass es genug Interessenten für seine Fähigkeiten auch außerhalb der Polizei gebe.
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