Serie: Führung im 21. Jahrhundert (I) – Zuckerbrot oder Peitsche? Wer eint, integriert, Freiräume gibt und Zuwendung zeigt, gewinnt.

 

Teil 1 der Serie „Führung im 21. Jahrhundert“ von Sabine Hübner und Carsten K. Rath, dem Gründerduo Managementberatung RichtigRichtig.com.

 

Sabine Hübenr und ...von richtigrichtig

Sabine Hübner und Carsten K. Rath von der Managementberatung richtigrichtig.com

 

Machtspiele sind en vogue – nicht nur auf der Kinoleinwand bei „50 Shades of Grey“, sondern auch in Unternehmen. Doch bleibt die Frage: Arbeiten Mitarbeiter besser, wenn sie die Peitsche zu fürchten haben? Die Antwort ist eindeutig. Und sie lautet: Nein. Denn kurzfristig mag Führung durch Härte oder Bestrafung oder auch nur deren Andeutung zu besseren Ergebnissen führen. Mittel- und langfristig nützt sie dem Unternehmen aber nichts. Denn sie führt im besten Fall zu Dienst nach Vorschrift und im schlimmsten Fall zur Sabotage des Unternehmens durch die eigenen Mitarbeiter.

Wer sich davon überzeugen will, muss nur einmal die – öffentlich sichtbaren – Arbeitgeber-Bewertungen auf Internetportalen wie kununu.de lesen. In den allermeisten Fällen geht die wütende Kritik dort auf das Fehlverhalten dominanter Führungskräfte zurück. Dieses Verhalten ist auch der Grund für eine hohe Fluktuation im Unternehmen, denn wenn Menschen kündigen, verlassen sie eigentlich nur ihren Chef.

 

Mitarbeiter sind keine Maschinen, die auf Knopfdruck reagieren

Wie funktioniert Motivation stattdessen? Wie sieht das Zuckerbrot aus, das Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornt? Leider ist diese Antwort nicht ganz so eindeutig. Denn: Mitarbeiter sind keine Maschinen, bei denen man auf einen Knopf drückt und dann reagiert der eine genauso wie alle anderen. Mitarbeiter sind Menschen mit individuellem Antrieb, und sie reagieren auf unterschiedliche Anreize, die in den unterschiedlichsten Schattierungen daherkommen. Dennoch gibt es einige Verhaltensgrundsätze, die auf zeitgemäße Weise die Wertschätzung des Mitarbeiters zum Ausdruck bringen und ihn so motivieren, für das Unternehmen sein Bestes zu geben.

 

1. Werte und Führung: Missionen des Unternehmen leben, statt Lügenbäume

Wir arbeiteten einmal mit einem Unternehmen zusammen, in dessen Eingangshalle ein selbst gefertigtes Bild alle Blicke auf sich zog: Die Abdrücke der Hände aller Führungskräfte waren hier in Gips gegossen und zu einem Baum zusammengestellt worden. Als Zeichen dafür, dass alle die gemeinsame Philosophie unterstützen. Nun war das Unternehmen aber gebeutelt von internen Problemen, die bei kleinen Intrigen begannen und bei großen Machtspielen noch lange nicht endeten. Intern wurde dieses Kunstwerk deshalb nur spöttisch ´Der Lügenbaum´ genannt. Dass das nicht motiviert, ist klar.

 

Mitreißend sind stattdessen Führungskräfte, die die Vision, die Werte und die Mission des Unternehmens leben und weitergeben. Sie motivieren Mitarbeiter dazu, an einem Strang zu ziehen und für das Unternehmen einzustehen. Die Hausaufgabe für Unternehmen besteht darin, für eine glaubwürdige Unternehmensphilosophie zu sorgen.

 

2. Interaktion: miteinander reden statt Anweisungen geben

Durch die Digitalisierung der Unternehmenskommunikation sprechen Führungskräfte, Team-Leiter und Mitarbeiter immer weniger miteinander – stattdessen schreiben sie sich Kurznachrichten. Einerseits beschleunigt dies viele Prozesse, andererseits aber entstehen so erst etliche Missverständnisse. Viele relevante Themen werden nicht mehr besprochen und eine wichtige Quelle der Motivation versiegt. Führungskräfte sind also gefordert, für eine klare und konsequente Gesprächskultur im Unternehmen zu sorgen, wenn sie motivierte Mitarbeiter haben möchten.

 

3. Wertschätzung: Anerkennung und Weiterbildung

Jeder Mensch sehnt sich nach Feedback, nach Wertschätzung, nach Zuwendung. Das kann eine konstruktive Kritik sein, ein ´Danke´ , das Lob vor versammelter Mannschaft oder eine interne Auszeichnung. Exzellente Unternehmen feiern die Gemeinsamkeit und stärken so das Selbstbewusstsein und die Motivation jedes Einzelnen genau wie die des Teams. So entsteht eine hohe Loyalität, die sich auch in Zeiten des zunehmenden Job-Patchworkings als tragfähig erweist. Eine besondere Form der Wertschätzung ist die Investition in die eigenen Mitarbeiter. Wer sie schult und weiterbildet, zeigt ihnen: „Wir glauben an Dein Potenzial.“ Das motiviert.

 

4. Die Motivation: Freiheiten

Eigenverantwortung fördert die Motivation. Aber wirklich eigenverantwortlich können Mitarbeiter nur handeln, wenn sie dazu die nötigen Freiheiten haben. Dafür brauchen sie das Vertrauen ihrer Führungskräfte, Entscheidungskompetenz und nötigenfalls ein eigenes Budget, über das sie ohne Rücksprache sofort verfügen können. Der positive Effekt auf die Motivation und Kundenzufriedenheit ist nachweisbar so groß, dass sich derartige Investitionen lohnen. Und die Fehlerquote ist erstaunlich gering. Hier ist manchmal mehr Mut auf Seiten der Führungskräfte zum sinnvollen Delegieren und Loslassen gefragt.

 

5. Beste Ergebnisse: Wer viele Kunden- und Mitarbeitermeinungen anhört

Mitarbeiter wünschen sich manchmal einen Chef, der alles kann und immer genau weiß, welche Schritte zum Erfolg führen. Und mancher Chef träumt davon, als ein solcher Übervater zu agieren. Doch in der Realität hat sich längst gezeigt, dass die besten Ergebnisse dann entstehen, wenn möglichst viele Meinungen gehört werden. Die besten Unternehmen haben besondere Systeme eingerichtet, um die Stimmen der Kunden und Mitarbeiter wirksam werden zu lassen. Und nichts motiviert mehr, als das Gefühl, dass die eigenen Ideen ernst genommen werden.

Es zeigt sich: So reizvoll dominante Verführer in der Literatur und auf der Leinwand auch sein mögen – in der Unternehmensrealität ist das Zuckerbrot eindeutig die bessere Methode.

 

Über RichtigRichtig.com: Sabine Hübner und Carsten K. Rath sind das Gründerduo von RichtigRichtig.com  – einer Management- und Unternehmensberatung für Leadership- und Service-Excellence.  

Die nächste Folge: Die Chefinnen der Zukunft – was die weiblichen Führungskräfte tatsächlich von ihren männlichen Kollegen unterscheidet

 

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