Business Behave: Mehr Respekt vor der Tradition, bitte. Auch dem Karneval. Gastbeitrag Etikette-Profi Gabriele Schlegel

Etikette-Expertin Gabriele Schlegel wundert sich: niemand käme auf die Idee, Brasilianern ihre Karneval in Rio austreiben zu wollen oder den Chinesen ihr Neujahrsfest. Warum nur bricht in manchen Büros hierzulande der Kampf der Nicht-Karnevalisten gegen die Jecken aus? (Gastbeitrag)

 

Rosenmontagszug

 

Punkt 1: Karnevalsfans sollten niemals – und ich meine niemals ! – einen Kunden oder Geschäftspartner, der aus einer karnevalsfernen Region kommt, zu einer echten Karnevalssitzung einladen.

Es ist einfach peinlich, als Einladender Witze erklären zu müssen: bei einer Sitzung wird diese Peinlichkeit zum Standard. So eine Sitzung kann fünf bis sechs Stunden dauern und es wird unerträglich, wenn Gastgeber wie Gast nur sehnsüchtig auf das Ende der Veranstaltung warten.

So erging es mir selbst bei einer geschäftlichen Einladung zu einem Mundart-Theater in Hamburg. Die Norddeutschen hatten größten Spaß, da die Lokalpolitik bekannt und die Sprache für sie verstehbar war. Beides traf auf mich nicht zu. Und ich erinnere mich noch genau, wie ich, um den Gastgebern ein gutes Gefühlt zu geben, versuchte, an den richtigen Stellen zu lachen. Das war sehr anstrengend und ermüdend.

 

Tuntenlauf Düsseldorf

Tuntenlauf Düsseldorf

 

Spaßbremsen und Seelenverletzer

Punkt 2. Wo der Karneval gelebt wird, ist für einige Tage Fröhlichkeit angesagt. Vorgesetzte, die dieses lokale Brauchtum unterbinden, also Weiberfastnacht und Rosenmontag-Dienstag als normale Arbeitstage ansetzen, werden nicht nur als Spaßbremse abgespeichert, sondern verletzen die Seelen der Karnevalsnarren.

Die Bedeutung des rheinischen Karnevals mit all seinen lokalen Varianten wird deutlich durch die, im Dezember 2014 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes im Sinne des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen

Mein Fazit: Musik im Großraumbüro an Altweiber und flexible Arbeitszeiten für die tollen Tage müssen möglich sein. Dass einige Berufsgruppen, bei denen es Notdienste, Sorgentelefone undsoweiter gibt, davon ausgenommen sind, ist selbstverständlich.

 

Respekt vor Tradition und Brauchtum ist ein Muss

Aber eins geht nicht – und zwar allein aus Respekt vor Traditionen: Rheinländern im Rheinland ihren Karneval verbieten wollen. Wer sich als Nicht-Karnevalist nicht wohl fühlt in dieser Zeit, sollte dann lieber konsequent sein und selbst Urlaub nehmen.

 

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