Nur gelassene Chefs sind gute Chefs – Gastbeitrag von Marco Seiler, Chef der Syzygy Gruppe

Gastbeitrag von Marco Seiler, findet: Gute Manager zeichnet Gelassenheit aus. Der Chef des Agenturnetworks Syzygy Gruppe wurde gerade vom Fachblatt „Horizont“ zum Agenturmann des Jahres 2014 gekürt.

 

Marco Seiler,

Marco Seiler, Gründer und CEO des internationalen Agenturnetworks Syzygy Gruppe

 

Kürzlich wurde ich gefragt, was einen guten Manager ausmacht? Eigentlich ist das ganz einfach: Für mich ist ein guter Manager jemand, der Steuermann seiner Zeit bleibt. Und der in der Lage ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, egal wie hektisch das Geschäft gerade ist.

 

Sich im Hamsterrad verlieren – statt Kontrapunkte bewahren

Ich habe sehr früh in meinem Leben gelernt, dass man Kontrapunkte braucht, um nicht auszubrennen. Der Führungskräfte-Trainer George Kohlrieser von der Managementschule IMD nennt das übrigens Secure Base. Die Familie kann so eine Secure Base sein, aber auch ein Sport, ein Hobby oder Gläubigkeit. Ohne Secure Base ist man keine gute Führungspersönlichkeit. Das klingt selbstverständlich, doch viele Manager verlieren sich im Laufe der Zeit im Hamsterrad. Sie laden sich mehr und mehr Verantwortung auf, anstatt zu delegieren und haben keinen Kontrapunkt in ihrem Leben zum Job. Das ist langfristig weder für sie noch für das Unternehmen gut.

Mein Kontrapunkt ist das Laufen im Taunus. Das Erleben der Jahreszeiten, den Geruch von Sommer oder Herbst bewusst wahrnehmen. Mit jedem Kilometer, den ich laufe, fallen Dinge von mir ab.

 

Nur Joggen oder Genusslauf?

Natürlich gibt es viele Führungskräfte, die joggen. Doch es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen einem ruhigen Genusslauf, bei dem man entspannt loslässt und einer Joggingrunde, die in Hektik absolviert wird und damit das Tempo und den Druck im Leben des Managers eher noch weiter erhöht.

Gute Führungskräfte nehmen sich ganz bewusst me-Zeiten, also Momente, die nur ihnen selbst gehören, um wieder in Balance zu kommen. Wenn ich mein Laufen mal vernachlässige, merke ich das sehr schnell, weil es mir nicht mehr so gut geht. Mir fehlt dann die Gelassenheit, die ich für eine der wichtigsten Tugenden eines guten Managers halte. Denn mit Leichtigkeit und Gelassenheit führt man ein Unternehmen besser als in ständiger innerer und äußerer Hektik. Weil man den Menschen zugewandter agieren kann und sich auch mal traut, das Tempo aus dem Geschäft zu nehmen, um in Ruhe über Entscheidungen noch einmal nachzudenken.

 

Der Trugschluss: Managementtools als Allheilmittel

Ein Trugschluss in Managementkreisen ist es aus meiner Sicht auch, wenn Unternehmenslenker Seminare besuchen, weil sie glauben, ihren Berufsalltag mit schnell angeeigneten Tools besser bewältigen zu können. Doch wenn am Ende die Balance im Privatleben fehlt, helfen auch die besten Hilfsprogramme für den Job nicht. Eine authentische, warme, charismatische und ruhige Führungsperson wird man nur, wenn man auf allen Ebenen mit sich im Reinen ist.

 

Krisen sind nötig für die Sozialisation eines Managers – nicht das Verdrängen

Und noch ein weiterer wichtiger Punkt spielt bei der Sozialisation eines Managers zu einem gelassenen Manager eine Rolle. Nur wer Krisen bewusst durchlebt, kann sich zu einer guten Führungspersönlichkeit entwickeln. Krisen erden, sie machen einem auch klar, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als im Hamsterrad zu stecken. Zu viele Top-Manager haben jedoch Scheu davor, sich ernsthaft mit Themen wie Krankheit, Tod oder Trennung auseinanderzusetzen. Dabei sind Lebenskrisen eine Chance für Wachstum und Reife. Als Mensch und als Führungsperson. Genauso übrigens, wie offen mit Konflikten umzugehen. Auch hier erlebt man viel zu häufig das Verdrängen von Konflikten in Führungsetagen. Das tut aber weder der Unternehmenskultur gut, noch der Rolle der Führungskraft.

 

Zu große Ziele frustrieren am Ende nur

Last but not least: Zu viele Führungsleute treten mit zu großen Zielen an. Sie wollen am liebsten gleich die Welt verändern und sind frustriert, wenn das nicht gelingt. Ich habe in den 25 Jahren meiner Berufstätigkeit gelernt, dass es mehr Sinn macht, sich darauf zu konzentrieren, in seinem eigenen Kosmos Dinge zu verbessern. Ganz konkret für die Menschen, mit denen man jeden Tag zu tun hat. Auch das sorgt für Gelassenheit und für das Gefühl, sehr wohl etwas bewirken zu können.

Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist übrigens eine gute Zeitspanne, sich diesem kleinen, konkreten Kosmos zu widmen. Aber bitte die me-Time nicht vergessen.

 

 

Marco Seiler, 47, ist Gründer und CEO der Syzygy Gruppe, einem internationalen Agenturnetwork, das digitale Marketing- und Kommunikationslösungen für Kunden wie Avis, BMW, Chanel, Daimler und Jägermeister entwickelt. Knapp 500 Mitarbeiter werden in 2014 rund 44 Millionen Euro Honorarumsatz erwirtschaften.

Marco Seiler ist Horizont-Award-Preisträger „Agenturmann des Jahres 2014“

http://www.horizont.net/marketing/nachrichten/HORIZONT-Award-2014-Auszeichnung-fuer-Donata-Hopfen-Timotheus-Hoettges-Marco-Seiler-131962?utm_source=%2Fmeta%2Fnewsflash&utm_medium=newsletter&utm_campaign=nl1289

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Alle Kommentare [1]

  1. Es gibt vielerlei Hobbies, in denen man einen Ausgleich zum stressigen Berufsalltag findet. Beispielsweise kann man neben dem Job kreativ sein und sich ausprobieren. Wichtig ist, dass man etwas hat, worauf man sich neben dem Beruf freuen kann.