Was sich eine Teilchenphysikerin und eine Raumfahrtwissenschaftlerin über ihre Erfolg und Mißerfolge erzählen – Neue wöchentliche Frauensendung auf BBC

Gastbeitrag von BBC-Journalistin Kim Chakanetsa, über ihre wöchentliche BBC-Sendung für Frauen über Erfolgsfrauen weltweit „The Conversation“ – zunächst einmal bis April 2015, vielleicht länger.

 

Kim, BBC

Kim Chakanetsa, Moderatorin bei BBC

Was das Besondere an ihrer Sendung:  „In jeder Ausgabe werden Erfolgsgeschichten von jeweils zwei Frauen aus aller Welt präsentiert, die in ähnlichen Bereichen arbeiten. Welche Erfahrungen teilen die finnische Botschafterin in Nigeria und die erste Botschafterin aus dem Jemen? Was muss eine Raumfahrtingenieurin für die indische Marsmission mitbringen? Hat sie mit den gleichen Hindernissen zu kämpfen wie eine britische Teilchenphysikerin bei CERN? Und wie behaupten sich eine Standup-Comedy-Künstlerin aus Kenia und eine Satirikerin aus Saudi Arabien in einer von Männern beherrschten Comedy-Szene? The Conversation bringt immer zwei Frauen aus unterschiedlichen Ländern mit komplett anderem Hintergrund an einen Tisch, die sich  zum ersten Mal begegnen. Kim Chakanetsa fragt nach, wie man als Frau in der heutigen Welt eine erfolgreiche Karriere schmiedet.“

 

Im Folgenden schreibt Kim Chakanetsa im Gastbeitrag exklusiv für den Management-Blog, über ihre Sendung: 

Die Frage ‚Was bedeutet Erfolg‘ hat mich lange beschäftigt. Erfolg für mein eigenes Leben zu definieren, fiel mir schwer. All zu oft fand ich die Definitionen, die ich irgendwo las, zu eingeschränkt oder zu Business-bezogen. Gibt man in einer Suchmaschine den Begriff „weiblichen Erfolg“ ein, erscheinen meist Bilder von Frauen in Hosenanzügen, die wie Kriegerinnen in einem Vorstandszimmer posieren. Also, nicht dass ich etwas gegen Hosenanzüge hätte ….

Als sich die Gelegenheit ergab, herauszufinden, wie Frauen aus aller Welt ein erfolgreiches Leben führen, wurde ich neugierig. Es ging um neues wöchentliches Format, The Conversation, das ich für den BBC World Service moderieren sollte. Das Konzept ist simpel: Zwei Frauen aus unterschiedlichen Teilen der Welt, die irgendetwas verbindet, sei es beruflich, ein Ereignis oder eine Erfahrung, begegnen sich zum Gespräch.

In der ersten Ausgabe traf ich die südafrikanische Richterin Mandisa Maya, die mir von ihrem ersten Tag auf der Richterbank des Obersten Berufungsgerichts in Südafrika erzählte. Als sie das Gericht über den Richtereingang betreten wollte, wurde sie von einem schwarzen Gärtner aufgehalten. Er rannte auf sie zu und sagte „Nein, Ma’am, da können Sie nicht rein; das ist der Richtereingang.“ Erst als er sie an die Hand nahm und zum anderen Eingang führte, wurde er vom Anweisungsbeamten aufgeklärt, dass es sich bei ihr tatsächlich um eine Richterin handelt. Richterin Maya erzählte mir ihre Geschichte sehr humor- und würdevoll. Dass sich der Mann eine schwarze Richterin nicht vorstellen konnte, störte sie nicht. Für sie bedeutete Erfolg mehr als nur Recht zu sprechen. Es ging für sie auch darum, Stereotype aufzubrechen und ein System zu verändern, damit Frauen durch den Richtereingang gehen können, ohne angehalten und durch einen anderen Eingang geschleust zu werden.

 

Richterin Maya unterhielt sich mit einer anderen erfolgreichen Richterin, Khalida Khan, die erste Richterin in Pakistan, die am Internationalen Verbrechertribunal für Ruanda arbeitet. Ich fand ihr Gespräch faszinierend, vor allem die Parallelen und Unterschiede zwischen jemandem, der in einem konservativen Teil von Pakistan aufgewachsen ist und jemand, der in Südafrika im Schatten der Apartheid groß wurde. Interessant fand ich auch, welche Fragen die beiden Richterinnen einander stellten, etwa, wie sie mit grausamen Zeugenaussagen umgehen, bis hin zu seichteren Fragen, etwa, wie man sich nach der Arbeit entspannt.

 

Von der Extrem-Wanderin bis zur Teilchenphysikerin 

Für jemanden wie mich, die beim Radio arbeitet und auch viel Radio hört, sind Geschichten über die Lebensreisen von Menschen immer die spannendsten. Wie kam jemand von A nach B und was geschah unterwegs? Genau darum geht es bei uns jede Woche. In der zweiten Ausgabe trifft eine Standup-Comedy-Künstlerin aus Kenia auf eine Satirikerin aus Saudi Arabien. Außerdem wird eine Teilchenphysikerin, die mit dem Teilchenbeschleuniger Hadron Collider arbeitet,  Notizen mit einer Weltraumwissenschaftlerin vergleichen, die an der indischen Marsmission beteiligt ist; die erste Botschafterin aus dem Jemen wird sich mit der finnischen Botschafterin für Westafrika unterhalten. Sarah Marquis, eine unerschrockene Extrem-Wanderin, die in drei Jahren 16.000 Kilometer von Sibirien nach Südaustralien allein zurückgelegt hat, trifft auf Reena Dharmshaktu, die erste Inderin, die auf Skiern den Südpol erreichte.

 

Erfolgsgeschichten – mit allen Höhen und Tiefen

Warum, werden Sie vielleicht fragen, braucht man eine Sendung, die allein von Frauen handelt? Wer die Nachrichten lange genug verfolgt, erfährt vieles über das Beste und Schlimmste aus zwei Welten. In einem Beitrag geht es um eine Frau, die zum Staatsoberhaupt gewählt wird oder um Frauen, die es in die obersten Chefetagen geschafft haben. Und kurz darauf hört man von Zwangsehen oder brutaler Gewalt gegen Frauen in unterschiedlichsten Teilen der Welt. Natürlich müssen auch solche Geschichten erzählt werden und beim BBC World Service werden sie auch vielerorts gut erzählt. Wir möchten mit unserer Sendung versuchen, die Geschichten der Frauen ganz und in ihren eigenen Worten zu erzählen, mit all ihren Höhen und Tiefen. So bieten wir eine Plattform, um Frauen zu feiern, die ein erfolgreiches Leben führen, indem sie sich bei und durch uns begegnen und miteinander über ihre persönlichen Reisen sprechen. Einfach deshalb, weil wir es nicht oft genug tun.

 

Was also ist Erfolg? Das Gespräch mit all diesen Frauen bei The Conversation hat mir geholfen, Erfolg neu zu definieren. Als Frau erfolgreich zu sein heißt für mich, nach eigenen Regeln zu leben. Und das ist doch etwas, das wir alle feiern können.

 

Kim Chakanetsa moderiert The Conversation auf BBC World Service immer montags um 21.30 Uhr. Die bisher ausgestrahlten Sendungen ab 27. Oktober kann man sich hier ansehen: bbc.co.uk/worldservice

 

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