Ein Teller Gnocchi mit Elisabeth Lepique: Whats-App-Chat mit dem Team

„Bis Johanni am 24. Juni esse ich jeden Tag Spargel – seit Anfang Mai“, erzählt Elisabeth Lepique – und bestellt sich im Monkeys South einen Teller Gnocchi  mit Spargel und Ruccolasalat. Sie isst gerne, erzählt die Kölner Anwältin. Vielleicht hat sie die Vorliebe von ihrem belgischen Großvater, der aus Liebe zu ihrer Großmutter vor knapp hundert Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit annahm.

 

Elisabeth Lepique, Managing-Partnerin bei Großkanzlei Luther

Elisabeth Lepique, Managing-Partnerin bei Großkanzlei Luther

 

Lepique ist mit sieben Geschwistern – fünf Schwestern und zwei Brüdern – in Aachen aufgewachsen. Heiligabend ist dann eine Feier mit locker 30 Personen fällig. Jeder steuert etwas bei, anders ginge es gar nicht. Und was ist dann ihre Aufgabe? Nach dem Fest abzuspülen, alles in Ordnung zu bringen – aber vor allem vorher alles zu organisieren und alle anderen zur Arbeit einzuteilen.

 

Gnocchi mit Spargel und Ruccola-Salat im Monkeys South

Gnocchi mit Spargel und Ruccola-Salat im Monkeys South

 

Dieses Organisationstalent hilft Lepique nun auch an Spitze einer Großkanzlei. Die gebürtige Siegburgerin – das ist eine Kreisstadt bei Bonn – ist ab Juli Managing-Partnerin von Luther mit 258 Anwälten und 92,6 Millionen Umsatz. Lepiques Co-Chef wird ab Juli der IT- und Medienrechtler Markus Sengpiel, der schon in den vergangenen vier Jahren zusammen mit dem Transaktionsanwalt Hans-Georg Hahn die Sozietät gemanagt hat. An dessen Stelle tritt die Rheinländerin Lepique, die spezialisiert ist auf Privatisierungen der öffentlichen Hand, Kozessionsvergaben oder Rückübertragungen von Anteilen an Gemeinden wie beispielsweise ihrem Mandant, dem Land Berlin.

 

Ein Whats-App-Chat mit dem eigenen Team

Lepique ist die erste Anwältin, die mir begegnet, die mit ihrem Team einen Whats-App-Chat hat. Da tauschen sie untereinander Ideen aus, fragen sich gegenseitig nach Tipps oder ein Kollege schickt einfach mal unvermittelt ein Foto aus seinem Urlaub in der Steiermark von einem Berg namens Grimming. Den Zusammenhalt und den Teamgeist dürfte so etwas jedenfalls fördern.

 

Wenn Frauen sich hinter dem Job verstecken

Dieser Chat ist typisch für Lepiques Pragmatismus und rheinische, ungezwungene und freundliche Art. Anders als die meisten Karriere-Frauen hat sie keine Angst, auch von sich selbst zu erzählen. Diese Souveränität fehlt vielen anderen Frauen, die sich dann verschanzen: hinter ihrer Arbeit, ihren Projekten und ihren Erfolgen – um nur ja nichts Persönliches rauslassen zu müssen. Das Motto: meine Arbeit soll toll sein und im Vordergrund stehen, nicht ich selbst.Soviel Tiefstapelei ist unangenehm. Auch Lepique kennt solche Marotten und hat dafür – typisch Rheinländerin – dazu einen Satz auf Lager, der jegliche weitere Diskussion erübrigt: „Gar nicht von sich reden, ist eine vornehme Heuchelei“, sagt sie.

Heucheln wollen wir keinesfalls und ich bekomme auch gleich noch einen wertvollen Tipp: Sie hat, wenn sie unterwegs ist bei Mandantenterminen quer durch Deutschland immer eine Ersatz-Feinstrumpfhose und ein zweites Paar Schuhe –  Ballerinas – mit dabei. Sicherheitshalber, und auch wenn es nur Tagestrips sind.

Auch sie hat schon erlebt, wie es ist, mit Pumps in Bodengittern hängenzubleiben – all die zusätzlichen Widrigkeiten im Job, mit denen Männer sich nie plagen müssen. Und dabei fällt mir wieder mein Recherchetermin ein bei dem Schließtechnik-Weltmeister Dorma in Enneppetal, wo mir gleich der ganze Absatz vom Pumps abbrach. Das sind die wahren Herausforderungen im Leben von Frauen im Job: In so einem Moment Haltung zu bewahren, beim Balanceakt im Interview in der Dorma-Chefetage, der anschließenden Betriebsbesichtigung und dem Essen mit dem Geschäftsführer in der Kantine – alles auf nur einem Absatz. Männer kennen solche Sorgen nicht.<

Kommentare sind geschlossen.