Drei Fragen an Commerzbank-Vorstand Markus Beumer zu Mittelständlern, die nicht investieren wollen (Exklusiv)

Einmal im Jahr macht die Commerzbank eine repräsentative Umfrage im Mittelstand zu wechselnden Themen, dieses Mal zu Investitionen. Dabei werden 4.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland befragt und zusätzlich Volkswirtschaftler an deutschen Universitäten.

Die Ergebnisse:

  • Die Mittelständler planen wieder öfter langfristig und sind risikobereiter als noch vor zwei Jahren. Sie möchten wieder etwas mehr unternehmen.
  • Viele Unternehmen tätigen nur niedrige Investitionen – vor allem ins Wachstum -, weil ihnen die Rahmenbedingungen unberechenbar erscheinen. Obwohl die Lage des Mittelstands so gut ist wie lange nicht mehr.

 

 Drei Fragen dazu an Markus Beumer, Vorstand der Commerzbank  – Business Segment Mittelstandsbank:

 

Markus Beumer, Vorstand Commerzbank

Markus Beumer, Vorstand Commerzbank

 

 

 

Herr Beumer, welche Ergebnisse der neuen Studie haben Sie überrascht?

Die relativ große Zurückhaltung bei Wachstumsinvestitionen trotz guter Bedingungen. Auch wenn sich dieses Ergebnis mit meiner persönlichen Wahrnehmung im täglichen Umgang mit den Unternehmen deckt. Auffällig ist auch die relativ starke Orientierung am Wettbewerbsumfeld und anderen externen Faktoren. Daneben gibt es leider wenig Wachstumsimpulse aus den Unternehmen selbst heraus.
Die Unternehmen räumen zudem ausgeglichenen öffentlichen Haushalten Priorität gegenüber notwendigen Investitionen ein. Außerdem steht der Fachkräftemangel ganz oben auf der Agenda.
 
Warum ist die Risikobereitschaft im Mittelstand gestiegen?
Wir haben die Unternehmer in der Studie  – natürlich etwas zugespitzt– vor die Alternative gestellt: Was heißt gute Unternehmensplanung für ein Unternehmen: Eher auf Sicht fahren und kurzfristig planen oder eher langfristige Entscheidungen treffen? 42 Prozent der Unternehmer präferieren die kurzfristige Planung, 53 Prozent plädieren für langfristige Planung und sind bereit, die entsprechenden Unwägbarkeiten in Kauf zu nehmen.
Als wir diese Frage vor zwei Jahren in einer anderen Studie genauso gestellt haben, gaben 56 Prozent, also mehr als die Hälfte, der kurzfristigen Planung den Vorzug, und nur 38 Prozent hatten die Maxime, eher langfristig zu planen. Viele Unternehmen spüren heute, dass die Krise hinter ihnen liegt. Die meisten stehen finanziell sehr gut da, denn nur 17 Prozent sehen bei der Planung und Durchführung von Investitionen Finanzierungsprobleme. Gerade mal 15 Prozent haben Investitionsprobleme wegen mangelndem Eigenkapital. Dagegen wollen zwei Drittel der Mittelständler ihre Investitionen möglichst sogar ganz ohne Fremdkapital stemmen.
 
Hat der Fachkräftemangel – als großes Problem für den Mittelstand – Einfluss auf die Investitionen?
Es ist in der Tat überraschend, dass die Unternehmer das Thema Personal so weit oben auf der Agenda haben. Aber natürlich ist das Thema auch höchst relevant – und durchaus auch mit Investitionsbedarf verbunden. Ohne geeignetes Personal helfen in unserer Wissensgesellschaft auch gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen nichts.
Das haben die Unternehmen verstanden, denn 91 Prozent von ihnen investieren in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter, 75 Prozent in die Rekrutierung neuer Mitarbeiter.
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Die Ergebniss der Commerzbank-Studie im Detail:
Die finanzielle Lage ist gut, dennoch investieren die Mittelständler nicht oder zu wenig.
Fast jeder zweite Mittelständler sorgt sich wegen schwankender Rohstoff- und Energiepreise, 43 Pro­zent wegen anhaltenden Fachkräftemangel, 36 Prozent von komplexen behördlichen Genehmigungs­prozessen und 35 Prozent von unsicheren gesetzlichen Rahmenbedingungen – und drosselt deshalb seine Investitionen.
Nur 17 Prozent der Befragten sehen Finanzierungsprobleme für anstehende Investitionen, 66 Prozent wollen sogar ganz ohne Fremdkapital investieren.
Doch sehen 78 Prozent der befragten Wirtschaftswissenschaftler Investitionsfinanzierung ohne Fremdkapital nicht als sinnvoll an.
Dabei sei die Zurückhaltung bei Bankdarlehen undsoweiter – so die Studie – nicht auf mangeln­des Vertrauen in die Banken zurückzuführen. Die Banken seien als Berater geschätzt.
51 Prozent der Unternehmen lassen ihre Investitionsvorhaben von ihrer Bank prüfen und 67 Prozent erwarten von ihrer Bank, dass sie Investitionsoptionen aufzeigt und zu Investitionen motiviert.
 
Wenn die Mittelständler investieren, konzentrieren sie sich auf Wachstum (73 Prozent) und Substanzerhalt (75 Prozent) gleichermaßen. Die Wissenschaftler meinen, es sei zu wenig.
Der breite Mittelstand hält seine eigenen Betriebe für wettbewerbsfähig: 77 Prozent lassen sich von Erwartungen ihrer Kunden zu Investitionen motivieren, 70 Prozent wollen damit die Qualität sichern und 67 Prozent investieren, weil Ausrüstungen veraltet sind.

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