WiWo-Exklusiv: Payback-Karten-Erfinder Alexander Rittweger lässt sein Baby los – und nimmt Kurs auf neue Ufer

 

Alexander Rittweger, Gründer des Kartenunternehmens Loyalty Partner und Erfinder der Payback-Karte

Alexander Rittweger, Erfinder der Payback-Karte und Gründer von Loyalty Partner

.
.
Es war vor gut 16 Jahren, dass Alexander Rittweger mir einen ersten Besuch abstattete, in der Wirtschaftswoche-Redaktion in meinem früheren Zimmer mit Blick in den Innenhof. Nebenbei: Das Zimmer zum Innenhof war etwas, was man sich erst mal erschreiben, erarbeiten, ersitzen musste, sie waren heiß begehrt. Um die konnte es zu Grabenkämpfen kommen. Wie auch immer – in denen war´s ruhiger als auf der Seite mit den drei Straßenbahnlinien, dort konnte man im Sommer auch mal bei geöffnetem Fenster arbeiten.
.
Als der Sportstyp Rittweger die Redaktionsstube betrat mit seinen über 1,90 Meter Höhe, war der Raum eigentlich schon voll. Durch die Milchglastür war gut zu erkennen, dass da ein großer, unbekannter Mann so lange sass – aber vorstellen konnte ich ihn niemanden, der hinein schneite. Schließlich war der Münchner sozusagen under cover da.
.
Der Mann mit dem Pilotenkoffer
.
Damals war er immer mit einem dicken schwarzen Pilotenkoffer unterwegs und verhandelte hier im Rheinland mit der Metro oder Aral. Auf meinem weißen Besucher-Holzklappstuhl sitzend, vertraute er mir sein verwegenes, strikt geheim zuhaltendes Vorhaben an und dafür holte er weit aus. Im Nu waren fast drei Stunden vorbei. Musste er doch erst mal erklären, dass und wieso er – aus rechtlichen Gründen – erstmal einen Rabattspar-Verein gründete – aus dem dann ein riesiges Rabatt-Punkte (statt -Marken) – System mit vielen vielen Unternehmen werden sollte.
.
.
So etwas gab es damals in Deutschland noch nicht, nur in Kanada – auch Kundenkarten wie die von Douglas oder Shell waren noch nicht in Sicht.
.
Und wie Rittweger dazu kam, wollte ich ganz genau von dem Ex-Roland-Berger-Berater wissen. Wie sein Werdegang war, dass er vier Brüder hat, seiner Mutter, der Oberärztin an der Uniklinik, der Vater und und Flughafenchef sowie seinen Jahren in Paris, als er da für Roland Berger arbeitete. Dass er schon am Miles-and-More-Programm der Lufthansa maßgeblich als Berater beteiligt gewesen war, aber dass er auf keinen Fall in einem Konzern Karriere machen wollte.
.
Immer wieder Verzögerungen
.
Eigentlich gingen wir beide bei unserem ersten Treffen noch davon aus, dass die Firmengründung von Payback und der Markteintritt unmittelbar bevorstand, aber wir sollten uns irren. Immer wieder kamen neue Hindernisse dazwischen, konnten sich die Partnerunternehmen noch nicht zur Unterschrift durchringen oder irgendwelche Rechtsprobleme tauchten auf. Weitere dreimal noch trafen wir uns in der Redaktionsstube – ich habe keine Ahnung, was die Kollegen damals dachten. Denn Rittweger vorstellen, das Geheimnis seiner Identität und seiner Besuche lüften oder sagen, worüber wir so lange redeten, konnte ich ja nicht.
.
payback
.
Am Ende lohnte sich die Geduld und das Warten: Am Tag der ersten Pressekonferenz für die Payback-Karte am 24. Februar 2000 erschien die WiWo mitsamt dem drei Seiten langen Stück über den No-Name Rittweger und seinen Pläne, die auf den ersten Blick abenteuerlich klangen.
.
.
Damals war Rittweger noch nicht verheiratet, war auch noch nicht mit seiner Ehefrau zusammen, mit der er heute drei Kinder hat.
.
Gebrüder Rittweger
.
Sogar die Wege seiner Brüder Roman Rittweger – einem Mediziner und Unternehmensberater – und Christoph Rittweger – dem Top-IT-Anwalt bei Baker & McKenzie – sollten sich später noch mit meinen kreuzen. Ganz ohne sein Zutun. Roman Rittweger gründete ein Start-up für Ärzte und Patienten, über das ich in meiner damaligen Rubrik „Schumpeter“ schrieb, heute ist er als Unternehmensberater für Healthcare unterwegs.
Der IT-Rechtsanwalt Christoph Rittweger wurde von einer Jury unter die 25 WiWo-Top-Kanzleien in Deutschland seiner Range gewählt und schrieb auch schon Gastbeiträge hier im Management-Blog.
.
.
.
Was kommt jetzt?
.
Heute, 15 Jahre später, durfte ich die Exklusiv-Meldung in der WirtschaftsWoche schreiben, dass Alexander Rittweger sein Baby in die Hände von Amex gelegt, seine Anteile verkauft hat – sich aber wünscht, dass er noch in 20 Jahren stolz auf sein Unternehmen gucken kann. Das ist eine lange Zeit, in der Rittweger sich das nächste Projekt vornehmen und vielleicht noch einmal etwas Großes aufbauen kann. Zuzutrauen ist es ihm.
.
.
.
Hier die WioWo-Meldung in der aktuellen Ausgabe:
Alexander Rittweger, 48, zieht sich jetzt als Gründer von Loyalty Partner mit seinem Bonusprogramm Payback aus der Unternehmensspitze zurück. In 15 Jahren hat der Bayer daraus eine Marketing- und Coupon-Plattform mit 63 Millionen Kunden, über 600 Partnerunternehmen wie Kaufhof, Aral, Rewe oder Real und geschätzten 300 Millionen Euro Umsatz in fünf Ländern mit 1200 Mitarbeitern gemacht.
Fürs erste hat sich der Münchner – der einst Kronprinz bei Roland Berger war -, die Rolle eines Angestellten ohne Zuständigkeiten und Pflichten gesichert, will sich um Innovationen und Geschäftsmodelle kümmern. Dass er dabei nicht lange bleibt, gilt als sicher. Ein Konzerntyp ist er sicher nicht. Brancheninsider munkeln, dass Rittweger bereits ein neues eigenes Baby plant. Ein Dienstleistungs-Start-up außerhalb des Amexco-Konzerns, wieder eine Innovation für Händler zur Kundenbindung. Da kennt er sich aus: Schon als Berger-Consultant beriet er jahrelang die Lufthansa mit ihrem Miles-and-More-Programm.
Mit so viel Erfolg, dass sich Lufthansa-Ex-Chef Jürgen Weber bei der Loyalty-Partner-Gründung ebenso beteiligte wie Ex-Metro-Chef Hans-Joachim Körber und Rittwegers Ex-Chef Roland Berger.
.
Rittwegers Nachfolger als Geschäftsführer sind Bernhard Brugger, 47, als Chef, Dominik Dommick, 41, fürs Digitale und Markus Knorr, 38, als Finanzverantwortlicher, sie alle waren bereits im Unternehmen. Seit März 2011 gehört Loyalty Partner zu American Express. Der US-Konzern hatte vom britischen Finanzinvestor Palamon Capital Partner die Mehrheit der Firmenanteile und im vergangenen Oktober auch Rittwegers Anteile von 25 Prozent übernommen. Brancheninsider erwarten, dass American Express das Rabatt-Programm Payback bald auch in den USA startet.
 

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Alle Kommentare [1]

  1. Wenn man als KMU Unternehmen überleben möchte und dafür unbürokratische Hilfe benötigt, muss man in Bayern oder Baden-Württemberg ansässig sein. Mein produzierendes Unternehmen, mit 17 MA in Bonn zu Hause, schaut in die Röhre. Wir Können ja einen Kredit beantragen. Vielen Dank aber das ist nicht die Lösung. Die Banken lassen sich nämlich nur zur Weiterleitung der KfW Mittel aus Steuermittel herab, wenn sie Sicherheiten über die gesamte Kreditsumme erhalten obwohl sie nur mit 20 oder gar 10% im Risiko sind. Dazu wird eine umfangreiche Dokumentation für das Riskmanagement verlangt und 4-6 Wochen für das Prüfverfahren veranschlagt. Wenn ich Sicherheiten aus meinem versteuerten Privatvermögen einbringe, bekomme ich immer und überall so viel Geld wie ich möchte. Aber das ist weder ein Rettungsschirm noch eine Soforthilfe Der Mittelstand ist mal wieder der angeschmierte Wirdschaftsbereich. SUPER und DANKE .