Der ADAC sorgt für Skandale – die die meisten Mitglieder kalt lassen – was Corporate-Governance-Experte Strenger dem ADAC rät (Exklusiv)

                                   

Die ADAC-Berichte nehmen kein Ende, die angeprangerten Vorkommnisse werden immer kurioser. Mal hat der ADAC eine Villa nach den Wünschen eines Top-Managers gebaut, die ihm dann vermietet wurde. Aber weil´s ein marktgerechter Mietpreis war, de er dafür zahlen musste und den wohl Wirtschaftsprüfer unter die Lupe genommen sowie goutiert hatten, dürfte auch dieser Vorwurf tendenziell ins Leere gehen.Der Vorwurf, Rettungshubschrauber zweckentfremdet zu haben, könnte da schon mehr hergeben. Glück hatten die Betroffenen, dass in der Zeit offenbar kein Unglück passierte und die Hubschrauber in einer Notlage gefehlt haben.Den Vereinsmitgliedern ist all das nicht wirklich wichtig. Die meisten wollen einfach nur abgeschleppt werden bei einer Autopanne oder im Notfall aus dem Urlaub im Ausland zuverlässig zurückgeholt werden.

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Die ADAC-Mitglieder regt´s viel weniger auf als erwartet
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Und weil genau das offenbar reibungslos funktioniert, bewegt die PR-Krise des ADAC weniger Leute als gedacht: Die Pannenhelfer sind für rund 91 Prozent der ADAC-Mitglieder der Grund, weshalb sie dem Automobilclub angehören. Je 41 Prozent der Befragten reflektieren auf den Fahrzeugrücktransport und den weltweiten Krankenrücktransport aus dem Urlaub. Das ergab eine Meinungsumfrage unter rund 1000 Mitgliedern, die der ADAC zwecks Krisen-PR nun eiligst vornehmen ließ und W&V exklusiv zur medialen Verbreitung überließ: „Entsprechend wollen die meisten Befragten, rund 64 Prozent dem Club als Mitglied auch treu bleiben. Aber rund ein Drittel gibt auch an, eine Kündigung in Betracht zu ziehen. 4,9 Prozent wollen definitiv austreten.“ Und das Monatsheft, die „Motorwelt“, deren gefälschtes Ranking – wieso genau Chefredakteur Michael Ramstetter das machte, ist mir immer noch nicht klar – ist den wenigsten wichtig.
Dass die Autohersteller sich flugs von dem Preis distanzierten, istlogisch.
http://www.wuv.de/marketing/vertrauensfrage_adac_mitglieder_halten_gelben_engeln_die_treue
.Jetzt soll die Wirtschsaftsprüfungsgesellschaft Deloitte die Vorgänge um die Preisverleihung des „Gelben Engel“, der wiederum auf dem getürkten Ranking fußte, untersuchen.  http://www.handelsblatt.com/auto/nachrichten/autoclub-affaere-adac-schaltet-externe-pruefer-ein/9390136.htmlEin wenig erinnert die Situation an den Wirbel um die Doktorarbeit von Karl Theodor zu Guttenberg, bei dem sich die Medien schwer aufregten – aber die Wähler selbst es gar nicht so spannend fanden. Bei weitem nicht. Im Gegenteil: Auf Facebook rotteten sich die Teen und Twens und gaben per linke zu zehntausenden an, für Guttenberg demonstrieren gehen zu wollen – was dann aber doch nicht geschah, weil´s eben leichter ist, mal zu klicken, als tatsächlich Samstags in der Fußgängerzone Protest zu marschieren.
Gesellschaftsrechtler und Compliance-Experte Oliver Mass von der Kanzlei Heisse Kursawe Eversheds hat die ADAC-Situation für den Management-Blog juristisch analysiert:

Oliver Maaß, Heisse Kursawe Eversheds

Oliver Maaß, Heisse Kursawe Eversheds

“ Von außen betrachtet agiert der ADAC sicher eher als Wirtschaftsunternehmen denn als Verein. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass er nicht als Verein organisiert sein darf. Nach dem Gesetz darf ein eingetragener Verein nicht überwiegend wirtschaftlich tätig sein. Geprüft wird dies allerdings meist nur einmal, wenn er vom Amtsgericht eingetragen wird. Nimmt der Verein später doch wirtschaftliche Tätigkeiten auf, was in der Praxis häufig vorkommt, werden diese dann über separate Gesellschaften abgewickelt.

 

– Der Bundesgerichtshof hat 1982 in seinem durchaus auch kritisch betrachteten ADAC-Urteil entschieden, dass er es für vereinsrechtlich unbedenklich hält, wenn der ADAC wirtschaftliche Aktivitäten auf Tochtergesellschaften überträgt. Der ADAC darf also durch Tochterkapitalgesellschaften wirtschaften, ohne dass insgesamt seine Anerkennung als Verein auf dem Spiel steht.

 

– Für den Verein ist es sehr wichtig, den Vereinstatus zu behalten: Er profitiert steuerlich davon. Und vor allem hat er sich – anders als AGs oder GmbHs – nur an vergleichsweise rudimentäre gesetzliche Vorschriften zu halten, wenn es um seine Organisation geht.

Die „Konzern“-Spitze des ADAC kann also trotz 19 Millionen Mitgliedern Grundsatzentscheidungen relativ einfach treffen. Laut ADAC-Satzung ist die Hauptversammlung beispielsweise auch ohne Rücksicht auf die Zahl der erschienenen Mitglieder beschlussfähig.

 

– Wenn nun gefordert wird, dem ADAC die Vereinsfähigkeit zu entziehen, sind zwei Dinge zu bedenken:

Zum einen ist zu fragen, welche Folgen eine solche Zerschlagung des ADAC hat, sprich: wie kann er dann seine Aufgaben organisieren?, ist damit den Interessen der Mitglieder wirklich gedient?

Zum anderen müsste man dann auch überlegen, inwiefern das Modell der Kombination von Verein plus Kapitalgesellschaft generell seine Berechtigung hat und wo Grenzen liegen. Auch andere große Vereine wie zum Beispiel das DRK oder die Arbeiterwohlfahrt kombinieren Vereinsstatus und wirtschaftliche Aktivitäten über Tochtergesellschaften.

Problematisch ist diese Konstellation dann, wenn keine Transparenz gewährleistet ist. Zumindest WP-geprüfte Zahlen des ADAC lassen sich im Internet haarklein nachlesen.

– Eine sinnvolle Lösung kann es sein, den Vereinsstatus grundsätzlich zu erhalten. Aber dem ADAC – bzw. großen Vereinen überhaupt – aufzugeben, für mehr Transparenz zu sorgen und sich den Regeln guter Unternehmensführung zu unterwerfen. Man könnte hier also durchaus prüfen, welche Regelungen im Deutschen Corporate Governance Kodex anwendbar sind. Und die „Konzern-“ bzw. Vereinsspitze dann verpflichten, danach zu handeln.“

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Und was empfiehlt  Christian Strenger, der zu den bekanntesten Fachleuten in Fragen guter Unternehmensführung – Corporate Governance – zählt dem ADAC ?

 

Christian Strenger

Christian Strenger

 

„Gerade weil der ADAC keine AG ist, unterliegt er auch nicht denselben Veröffentlichungspflichten. Ich habe den Eindruck, dass die Führungsspitze eine intensive In-sich-Kontrolle pflegte, also ihre verschiedenen Gremien und die Hauptversammlung miteinander verbunden sind. Eine unabhängige Aufsicht ist nicht erkennbar, etwa durch überzeugende Dritte, die nicht schon langjährig mit dem ADAC verbunden sind. Dies müsste aber zukünftig Standard in den ADAC Aufsichtsgremien sein.

Die alte Regel `bisher ist es ja immer gutgegangen` hat hier ein jähes Ende gefunden. Nun muss die ADAC-Spitze alles auf den Prüfstand stellen, um das Vertrauen aller – inklusive der Politiker – zurück zu gewinnen.

Jetzt ist die Diskussion ist aufgeregt, aber die folgenden Maßnahmen würde ich anraten:

1)   Eine Bestandsaufnahme, was für wirkliche Kontrollen bestehen und

2)   eine extern geführte Sonderuntersuchung zur Überprüfung der bestehenden Systeme mit dem Ziel, Wiederholungen zu verhindern sowie

3)  eine Überprüfung der Organisationsform: dazu hat der ADAC einen hohen Anlass. Alles was die Anforderungen ordnungsmäßiger Geschäftsführung und Kontrolle sichert, ist gegebenenfalls nachzubessern.

Dazu braucht man kein eigenes Gesetz. Der ADAC hat hohen Anlass, selbst auf volle Transparenz und wirksame Kontrolle zu setzen.

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http://www.wuv.de/marketing/vertrauensfrage_adac_mitglieder_halten_gelben_engeln_die_treue

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