Wer in China den Oberlehrer gibt, scheitert ruckzuck – ohne zu merken weshalb (Gastbeitrag von Patrik Sourek)

 

Jeder zweite Chinese findet das Auftreten deutscher Geschäftsleute in China arrogant

Patrik Sourek, interkultureller Trainer und China-Experte bei den Carl Duisburg Centren

Patrik Sourek, interkultureller Trainer und China-Experte von den Carl Duisberg

Patrik Sourek, interkultureller Trainer bei den Carl Duisberg Centren und China-Experte, gibt Geschäftsleuten zehn Tipps, um vor Ort nicht anzuecken und positiv rüberzukommen:
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Das Image „Made in Germany“ setzt in China immer noch Maßstäbe. In Puncto Qualität und Zuverlässigkeit kann kein anderes Qualitätsmerkmal mit diesem mithalten. Daher haben einige Geschäftsleute Überheblichkeitsgefühle gegenüber dem Land der Mitte, wo Harmonie im Privatleben wie im Geschäftsalltag als höchstes Gut gilt. Dies bestätigt aktuell eine repräsentative Befragung der Staufen AG in der Volksrepublik. So attestierten 97 Prozent der Befragten den Deutschen ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) nehmen das Auftreten deutscher Unternehmensangehörige in China jedoch als arrogant wahr. Warum genau?
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Einer der Hauptpunkte im interkulturellen Dialog  ist die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Während Deutsche sich selbst meist als strukturiert, logisch argumentierend, höflich und freundlich sehen, fällt die Bewertung ihrer chinesischen Partner meist ganz anders aus: Rüde, unhöflich und arrogant. Auch unsere Einschätzung chinesischer Geschäftspartner ist von Stereotypen geprägt: Unzuverlässig, vage, keine Tischmanieren. Um dieses Ungleichgewicht in den Wahrnehmungen ein wenig auszutarieren, gibt Patrik Sourek, interkultureller Trainer bei den Carl Duisberg Centren und China-Experte, zehn Tipps, wie man vor Ort positiver rüberzukommt:
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1)      Lassen Sie den Oberlehrer zu Hause: Denken Sie nicht, alles besser zu wissen. Es ist nicht der einzige Weg zum Erfolg, den Anderen immer zu zeigen, wie sie es machen müssen.
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2)     Neben Ihrer Meinung gibt es mindestens noch eine weitere – nämlich die des chinesischen Partners. Auch wenn wir der festen Meinung sind, mit allen Regeln der Kunst westlich-abendländischer Analytik unsere Geschäftspartner zu überzeugen, gibt es noch andere Auffassungen, die diesen Regeln vielleicht nicht folgen.
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3)     Ein Irrtum: Was Ihren Hamburger Kunden überzeugt, wird in Peking genauso gut ankommen: Eine Portion Selbstbewusstsein kann nie schaden. Aber der triviale Grundsatz: Andere Länder, andere Sitten, wird sehr oft überhört. Gerade oder trotz der immer enger zusammenrückenden Welt, ist es wichtig, sich der Unterschiede und Gepflogenheiten bewusst zu werden.
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4)     Hören Sie auf Ihr Gegenüber: Auch wenn Sie der Meinung sind, es sei schon alles gesagt, sollten Sie Ihrem Gegenüber die Möglichkeit geben, Dinge, die ihm wichtig sind, vorzutragen oder seine Einwände darzulegen.
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5)     Andere Kommunikationsstile ernst nehmen: Der Weg und der Inhalt zwischen Sender und Empfänger einer Botschaft können sehr unterschiedlich sein. Hier sollte man sich vorher gut informieren.
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6)     Lassen Sie den Entwicklungshelfer stecken: Versuchen Sie nicht zu vermitteln, dass Ihre Geschäftstätigkeit im Land der Mitte auch ein Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit bedeutet und Sie den „armen Chinesen“ mit deutschem Know-how und Made-in-Germany unter die Arme greifen werden.
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7)     Nicht jede Differenz ist kulturell bedingt: Jeder Mensch hat auch einmal schlechte Tage, Sorgen und Kummer oder ist mit seinen Gedanken gerade ganz woanders. Das ist menschlich und nicht unmittelbar kulturell verankert.
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8)     Begegnen Sie chinesischen Geschäftspartnern auf Augenhöhe: Bei allen guten Hinweisen sollte dieser stets im Fokus bleiben. Ich treffe in erster Linie einen Menschen, dann einen Geschäftspartner, Chinesen…
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9)     Von China lernen: Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was wir alles von unseren chinesischen Geschäftspartnern lernen können? Hier gibt es jede Menge interessante Ansätze, die zumindest einer genaueren Betrachtung standhalten sollten.
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10)    Versuchen Sie die Welt – und damit auch China – positiv zu sehen: Bei allen negativen Erfahrungen, hilft meist die Überzeugung weiter, dass es überall auf der Welt gute und weniger gute Menschen gibt. Das gilt für China genauso wie für Deutschland.
Die Carl Duisberg Centren sind spezialisiert auf interkulturelles Training und Fremdsprachen.

 

 

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Alle Kommentare [1]

  1. am besten fand ich
    Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was wir alles von unseren chinesischen Geschäftspartnern lernen können? Hier gibt es jede Menge interessante Ansätze, die zumindest einer genaueren Betrachtung standhalten sollten.
    Genau so: lächle und tu so als wäre allesbestens .
    Liefere irgendwas, egal was, Hauptsache du lieferst.
    Entschuldige dich damit, dass du falsch verstanden hast.
    Schiebe es auf andere (Unterlieferanten)
    Schiebe irrwitzige Argumente vor um bloß keinen Fehler zuzugeben
    Verliere nie das Gesicht, selbst wenn der Europäische Partner wegen dir tief in der Schei… steckt
    Halte dich weder an Absprachen oder Verträge – Europa ist weit weg…
    Ignoriere Deutsche Normen und Zulassungsbestimmungen – Labels kann man in China billig drucken
    usw.