Haarmann gesellt sich zu Linklaters

Es gibt kaum einen Anwalt in Deutschland, der solch eine Legende – und solch ein Lehrstück – ist wie Wilhelm Haarmann. Seine Partys, die er beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos schmiss, waren sogar der „FAZ“ schon damals einen Einspalter wert. Das will schon etwas heißen. Nun wechselt der 62-Jährige mitsamt seinen vielen schönen Kontakten zu den Briten: zu Linklaters.

Haarmann und sein damaliger Partner Alexander Hemmelrath waren das Duo, das ab 1987 die erste rein deutsche Großkanzlei mit über 1000 Mitarbeitern aufbaute, Haarmann Hemmelrath. Bis im Jahre 2005 dann alles vorbei war mitsamt ihren 21 Standorten weltweit, die Anwaltsfirma löste sich selbst auf. Der Fall ist ein Lehrstück für alle Dienstleistungsgesellschaften, egal ob Anwälte oder andere Berater. Die Wehrhahn-Gruppe hatte ihre eigene Kanzlei wegen Falschberatung auf 430 Millionen Euro Schadenersatz verklagt, die – wie sich irgendwann viel später herausstellte – wohl keine juristischen Fehler begangen hatte. Doch allein der immense Imageschaden genügte, um die Kanzlei zu atominiseren.

 

Davos-Partys als Kapital

Seit 2006 arbeitete Haarmann danach in seiner eigenen Haarmann Partnerschaftsgesellschaft – „am selben Schreibtisch wie immer und im selben Büro in Frankfurt wie zuvor“, triumphierte der renommierte Gesellschafts- und Steuerrechtler in der Folgezeit. Soweit so gut – doch jetzt bricht auch er mit seinen 62 Jahren – wo angestellte Manager zuweilen seit zehn Jahren schon in Ruhestand sind – zu neuen Ufern auf. Haarmann wechselt als Partner zu Linklaters, wo er von Gesellschaftsrechtler Hans-Ulrich Wilsing freudig empfangen wird „mit seiner langjährigen Erfahrung und außergewöhnlich guter Vernetzung“ – siehe Davos-Partys. Wilsing: „Eindrucksvolle Persönlichkeiten“ seien bei Linklaters immer willkommen.

Insider vermuten, dass Haarmann bislang den ein oder anderen großen oder internationalen Deal nur deshalb nicht bekommen haben könnte, weil er zu wenig Manpower vorweisen kann. Daran soll es bei Linklaters nicht scheitern: Mit 27 Büros in 19 Ländern, rund rund 480 Partnern und insgesamt 2200 Anwälten ist Linklaters eine der größten Wirtschaftskanzleien weltweit. Laut Wikipedia bringt sie es in Deutschland – mit Büros in Düsseldorf, Berlin, Frankfurt und München – mit 267 Anwälten zuletzt auf 167,3 Millionen Euro Umsatz.

 

Wolfgang Hölters, Partner bei Jones Day

Alte Kontakte begehrt

Und warum „auch er zu neuen Ufern“ aufbricht? Vor kurzem wechselte noch ein juristisches Urgestein, dem besonders gute Vernetzung nachgesagt wird, die Fronten: Der Düsseldorfer Wolfgang Hölters, 65, verließ sein Baby, die Kanzlei Orrick Hölters & Elsing – sie heisst neuerdings anders und zwar Orrick Herrington Sutcliff – und nahm Kurs auf die Sozietät Jones Day. Die will er mit seinen Kontakten weiter nach vorne bringen. Anders als Linklaters ist Kanzlei die am Düsseldorfer Standort noch im Aufbruch – nur am anderen Ende der Königsallee. Weltweit sei „Jones Day unter den  Top Five und bei den Transaktionen mit über 100 Millionen Euro Transaktionswerten die Nummer Eins“, sagt Hölters. Jones Day pflegt übrigens eine Besonderheit: „Kein Partner weiß, was der andere verdient“, so Managing Partner Ansgar Rempp. Daher gebe es auch keine neidischen Diskussionen.

 

http://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2012/12/dusseldorf-namenspartner-von-orrick-holters-elsing-wechselt-zu-jones-day

https://de.wikipedia.org/wiki/Linklaters

http://blog.handelsblatt.com/management/2009/03/23/spate-genugtuung-fur-haarmann-hemmelrath-wehrhahn-tochter-mbu-verliert-schadenersatzklage/

http://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2013/01/neue-struktur-jones-day-schafft-deutsche-managementspitze

 

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Alle Kommentare [1]

  1. In der JuVe Meldung steht, dass die jetzige Kanzlei überrascht wurde. Was sagen dazu die anderen Partner? Gibt es keine Kündigungsfristen? Was ist mit den Mitarbeitern, Büroräumen, etc.? Hat er nicht auch seine letzte Kanzlei im Streit verlassen?