Das Keks-Barometer oder: Herr Rosenbauers Trauma

 Kennen Sie das Keks-Barometer? Nein, das ist kein offizieller Ausdruck für ein Barometer, das ein Herr Keks erfunden hat, aber es soll trotzdem ungefähr so aussagekräftig sein wie eben ein Barometer. Im Klartext: „Je schlechter es für ein Unternehmen läuft, umso weniger Kekse werden dort den Besuchern angeboten“, ist Gregor Rosenbauers Erfahrung. Er beliefert nämlich Unternehmen mit – Raten Sie mal was: – Konferenzkeksen der feinen Art. Deshalb heißt sein Versand in Hamburg auch Fein & Fein. Mit Konferenzkeksen sei es nämlich so, erklärt der Ex-Werbeagenturchef: Sie sind der erste Streichposten für Firmen, wenn Kosten runter müssen. Merkwürdigerweise fallen den Managern die dann zuerst ein, meint Rosenbauer.

Damit werden gleich drei Effekte erzielt: Nicht nur dass der Posten Kekse eingespart wird. Nein, gerade diese Maßnahme demonstriere den Sparwillen der Company besonders gut gegenüber Belegschaft und Besuchern. Das Signal gegenüber den Gästen, vor allem denen, die der Firma etwas verkaufen wollen, ist: Kommen Sie uns ja nicht mit einem teuren Angebot, es geht uns nicht gut und dann haben sie erst grade keine Chance auf den Zuschlag.

Rosenbauer findet vor allem – und mit ihm sicher die meisten Experten für Business-Behave:   Wer eine halbe Stunde und länger anreist zu einem Unternehmen, der hat dort auch einen Keks verdient.“ Und dann soll es – das ist nämlich anscheinend sein Trauma – keiner aus einer Keksdose vom Supermarkt oder gar einem Discounter sein. Die sind bei ihm als staubig und muffig besetzt, als ein ästhetisches Problem und geschmäht als „Industriekekse“. Nun denn, in vielen Firmen wäre man schon froh über die.

Rosenbauer backt als ehemaliger Werber mit seinen 65 Jahren natürlich nicht selbst mit, sondern lässt backen – von einer Confiserie im Münsterland. Das Wort Bäckerei mag er da nicht hören. Die Confiserie bestehe seit 30 Jahren – den Namen sagt er nicht – und die verschickt die Keksdosen auch direkt, damit der Frische zuliebe keine Zeit auf einem Post-Umweg nach Hamburg verloren gehen soll.  In Hamburg sitzt nur Rosenbauer mit seinem 45-jährigen Mitgründer Stefan Krüger, einem Vertriebsmann aus der Telefontechnikbranche sowie drei Mitarbeiterinnen „für die Abwicklung“. Seine Makronen, Buttermandel- oder Schoko-Kekse liefert er regelmäßig – nur die zählen für Fein & Fein – an 700 Kunden, sein Ziel sind 2000 bis 3000 Stammkunden. Im Sommer gibt´s Keksmischungen ohne Schokolade, im Winter mit – weil´s dann nicht so schmiert. Sonderbestellungen mit Logo oder Tütchen zu Weihnachten sind kein Thema. Für den Hunger um die Mittagszeit gibt´s Käsegebäck, im Dezember das Weihnachtssortiment.

 

Eine Zumutung: Termine mittags vor leeren Tischen

Damit dürfte der Hamburger jedenfalls eine Marktlücke treffen. Im immer raueren Betriebsalltag finden immer mehr Leute Termine in der Mittagszeit und am Konferenztisch ohne jedwede Pizzaboten-Karte ganz selbstverständlich. Da fällt mir – ich habe auch ein Trauma – mein Besuch beim obersten Chef bei einem großen Konsumartikel-Hersteller mitsamt dem obersten Pressechef ein, der von zwölf Uhr bis 14.30 Uhr dauerte. Es gab weder eine Tasse Kaffee, noch ein Wasser geschweige denn einen Keks oder ein Bütterchen. Als ich dann die ungastliche Stätte verließ, eilte der Firmenlenker von dannen mit den Worten: „Mal sehen, was die Kantine noch für mich hat jetzt.“ Was immer er mir damit signalisieren wollte.

Doch zurück zu Rosenbaum: Seine Erkenntnisse aus dem Kekse-Versand via Webshop-Bestellung:

– Im Süden kaufen mehr Firmen seine Kekse als im Norden, es gebe eindeutig ein Nord-Süd-Gefälle. Rosenbauer: „Lebensart hat im Süden eine höhere Bedeutung, Essen ist denen immer schon wichtiger.“

 

Die Generation Y will nicht nur ihre Work-Life-Balance, sondern auch Lebensqualität im Job 

– Die ganz jungen Professionals haben eher das Bewusstsein für Lebensqualität als die Älteren. Die wollen ihr gesamtes Leben optimieren, nicht nur das Privatleben, auch den Firmenalltag.

Anwaltskanzleien und WP-Gesellschaften sind gute Keks-Kunden

– Am meisten Kekse bestellen Anwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften – mit Abstand. namentlich nennen darf er das VW Design Center in Potsdam oder die Herausgeberetage der „FAZ“ (aber nur diese Etage, keine weitere).

Sein Unique-Selling-Point: Er schickt Vertriebsleuten oder etwa Seminarveranstaltern seine Kekse an ihre wechselnden Einsatzorte voraus. Etwa für einen Hersteller von Zahntechnik-Laborausrüstungen, der regelmäßig in den verschiedensten Laboren Veranstaltungen abhält.

Dankbare Abnehmer seien übrigens Firmen, die japanische Kunden haben. Japaner fassen nämlich sonst „wegen ihrer Hygienevorstellungen“ nicht in Dosen, in denen jeder andere auch herumgrabbelt. Aber bei Rosenbauers Gebäck sei das anders, denn da steckt es in weißen Papierförmchen – wie Rumkugeln beim Bäcker.

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Alle Kommentare [1]

  1. Es stimmt: auch im Geschäftsleben geht Liebe durch den Magen. Und wer als Unternehmen Achtsamkeit und Sinn für Verbundenheit zeigt, investiert in Angebote jenseits der industriellen Konfektionsware. Und wer es etwas weniger fein und zugleich handwerklich echt und qualitativ hervorragend mag, ist in unserem Keksshop richtig.